In Teilbereichen ist das neue Logistikzentrum von Agravis bereits aktiv, teilgefüllte Hochregale und Paletten lieferten einen Eindruck davon, wie voll es einmal werden wird. Wo ab November ordentlich Betrieb herrschen wird, glänzten am Donnerstag noch frisch lackierte Regallager und Stapelfahrzeuge. Und frisch gedeckte Tische mit Blümchen. Alles für den großen Moment, an dem allenthalben freundliche Worte ausgetauscht wurden.
Und die gab es reichlich. Agravis-Vorstandsvorstzender Dr. Dirk Köckler nannte das rund 60 Millionen Euro teure Zentrum vor rund 250 geladenen Gästen aus dem Unternehmen selbst, aus Verbänden und Politik, einen „Meilenstein“. Es sei die größte Einzelinvestition der Unternehmensgeschichte gewesen, betonte er. Und man sei froh, dass man im Herzen der eigenen Region einen solchen Standort gefunden habe. „In Münster war mit unseren 10 Hektar Platzbedarf einfach nichts mehr zu machen.“ Das habe auch Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe am Ende eingesehen.
Das neue Logistikzentrum in Nottuln, errichtet von Goldbeck, wird nun vier bestehende Lager in Münster ablösen – und zugleich größer sein als jedes andere Lager im Konzern. Nachhaltig mit teilbegrünten Dächern und umfangreichen Photovoltaik-Anlagen umgesetzt, will Agravis auch einen Fokus auf Klimaschutz richten.
Was für einen Aufwand Agravis betrieben hat, wird dabei an den schieren Zahlen deutlich. Das Nottulner Lager kann rund 62.500 Paletten aufnehmen, dazu rund 95.000 Behälter in einem Autostore, einer vollautomatischen Sortieranlage für kleinteilige Produkte aus dem Agravis-Geschäft. Mit 45 Toren bedient das Unternehmen die genossenschaftlichen Partner und Endkunden im ganzen Land, insgesamt rund 1.000 Raiffeisen-Märkte und rund 60.000 landwirtschaftliche Betriebe.
Als Generalübernehmer hat die Goldbeck Nord GmbH das Projekt realisiert. „Nach dem nunmehr vierten Projekt, das wir für Agravis gebaut haben, sprechen wir von einer hervorragenden Partnerschaft. Wir freuen uns aufs fünfte gemeinsame Projekt“, richtete Christian Terwey, Niederlassungsleiter in Münster, bereits den Blick nach vorn, ehe er den symbolischen Schlüssel an den Agravis-Vorstand übergab.
Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen, unterstrich den Stellenwert einer effizienten, nachhaltigen Logistik für Industrie und Handel. „Moderne Distributionszentren wie das der Agravis Raiffeisen AG sind entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.“ Politik und Verwaltung sollten deshalb weiterhin alles dafür tun, dass Unternehmen diesen Wettbewerbsvorteil erhalten und ausbauen können und die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen, sagte Jaeckel.
Durch Automatisierung und optimierte Prozesse könnten Unternehmen aber die Betriebskosten senken und die Nachhaltigkeit verbessern. Die IHK Nord Westfalen freue sich deshalb sehr über diese Zukunftsinvestition fast genau in der geographischen Mitte ihres Bezirks, der das Münsterland und die Emscher-Lippe-Region umfasst.
„Meilenstein“ war auch das Wort, das Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr wählte. Das Agravis-Projekt sei „ein bedeutender Meilenstein für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region. Die nachhaltige Bauweise und der Einsatz neuester klimafreundlicher Technologien beweisen, dass Sie hier nicht nur eine beeindruckende bauliche Leistung erbracht haben. Sie zeigen auch, wie verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln aussehen kann“, so der Verwaltungschef des Kreises Coesfeld.
Ähnlich äußerte sich Nottulns Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes: „Wir sind stolz darauf, mit Agravis ein namhaftes Unternehmen für die Gemeinde Nottuln gewonnen zu haben und einen Arbeitgeber, der sich seiner gesellschaftlichen wie auch ökologischen Verantwortung in vorbildlicher Weise bewusst ist." Thönnes gab dabei zu, dass das gewaltige Projekt auch innerhalb der Gemeinde „verkauft“ werden musste. Zusätzliche LKW-Verkehre, die versiegelten Bodenflächen: alles kein Selbstläufer. Jetzt sei es eine „Liebesgeschichte“ und ein Start in eine spannende Zukunft.
Offiziell wurde diese Zukunft durch zwei symbolbehaftete Momente: Aus den Händen von Goldbeck-Niederlassungsleiter Terwey gab es den obligatorischen Schlüssel und schließlich durchschnitten alle Projektbeteiligten das grüne Band. Schnipp-Schnapp, damit war der offizielle Teil beendet.
In den kommenden Tagen muss noch ein Insekten-Hotel montiert werden, dass es als Gastgeschenk auch noch gab. Und dann steht der große Umzug an: Rund um Allerheiligen räumt Agravis in Münsters Gewerbegebiet Loddenheide das bisherige Logistikzentrum und übernimmt in Nottuln die Regie. Dann dürften sich die Hochregale schnell füllen.
Am Samstag, 28. September, öffnet Agravis die Tore zum neuen Logistikzentrum im Rahmen eines Tages der Offenen Tür. Zwischen 10 und 17 Uhr ist ein Besuch möglich.