Landkreis Emsland

Forschungsprojekt bei Krone: 3,4 Millionen Euro für mehr Klimaschutz in der Produktion

Lingen – Wie können mittelständische, produktionsstarke Unternehmen ihren Beitrag zur angestrebten Klimaneutralität leisten und gleichzeitig wettbewerbsfähig bleiben? Antworten auf diese Frage will ein Forschungsteam vom Campus Lingen der Hochschule Osnabrück, der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth und dem Oldenburger Forschungsinstitut Offis e.V. gemeinsam mit der Krone Gruppe finden.

Die Mitglieder des Projektteams wollen gemeinsam Prozesse digitalisieren und nachhaltige Lösungen für Produktion und Logistik aufzeigen. Foto: KRONE

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Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen neue, ökonomisch wie ökologisch nachhaltigere Wege in der Produktion des europaweit zweitgrößten Herstellers von LKW-Aufliegern aufzeigen. Im Mittelpunkt soll die Optimierung der produktionsnahen Datenspeicherung und -verarbeitung – das sogenanntes Edge Computing – im Vergleich zum Cloud Computing stehen. Das Projekt „EDNA - Edge Datenwirtschaft in der nachhaltigen automatisierten Fertigungswirtschaft“, wird mit rund 3,4 Millionen Euro und einer Laufzeit von drei Jahren vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Technologieprogramm „Edge Datenwirtschaft" gefördert. 1,5 Millionen Euro gehen davon an die Hochschule Osnabrück.

„Wir wollen zeigen, welche Potenziale in digitalen Technologien stecken, um wirtschaftliche Ziele mit Klimaschutzmaßnahmen effizient zu vereinbaren. Unser Fokus wird dabei auf dem Speichern und Verarbeiten von Daten in der Produktion und der Logistik liegen“, erklärt Dr. Liane Haak. Die Professorin für Wirtschaftsinformatik am Campus Lingen der Hochschule Osnabrück erläutert: „Mit der Nutzfahrzeugsparte der Krone Gruppe haben wir ein Unternehmen mit der größten Auflieger-Produktionsstätte Europas als Partner gewählt, das zu den Marktführern in einer durch hohen Preis- und Kostendruck gekennzeichneten Branche zählt. Damit eignet sich Krone in besonderer Weise als Demonstrator. Die Ergebnisse sollen so auf den gesamten produktionslastigen Mittelstand übertragbar sein.“

Das Projekt gliedert sich in drei Teilbereiche: Das Forschungsteam untersucht im ersten Teil die Möglichkeiten des erweiterten Einsatzes digitaler Technologien im Bereich der nachhaltigen Produktion. Dabei sollen vor allem Energiesparpotenziale aufgedeckt werden. Darüber hinaus sollen CO2-Einsparpotenziale im Logistik-Bereich aufgezeigt werden, indem unter anderem die Wege zwischen den Produktionsorten optimiert werden. Im dritten Baustein geht es um die Ermittlung des CO2-Fußabdrucks der produzierten Trailer.

„Wir sehen in dem Projekt eine große Möglichkeit, um mit starken Partnern an unserer Seite die Vorteile der Digitalisierung für uns noch mehr zu nutzen. Wir erhoffen uns damit, unsere Produktion, aber auch unsere Wege zwischen den Produktionsorten zukünftig noch wirtschaftlicher und gleichzeitig nachhaltiger zu gestalten und darüber hinaus unsere CO2-Bilanz transparenter darstellen zu können. Dies ist für uns ein wichtiger Schritt, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben“, betont Dr. Goy-Hinrich Korn, Chief Information Officer der Krone Gruppe.

Technologien mit Potenzial zum Klimaschutz

Um neue Lösungen für die ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit der Industriefertigung zu entwickeln, wird das Forschungsteam primär Künstliche Intelligenz, Digitale Zwillinge und Broker Architekturen nutzen. Dr. Alexandra Pehlken, Nachhaltigkeitsexpertin am Offis-Institut für Informatik, geht motiviert in das Vorhaben: „Auf Basis einer zentralen, offene und flexible Plattform erfolgt die Konzeption und Realisierung des nachhaltigen Produktionsmanagements und der nachhaltigen Logistik. Dazu werden wir unter anderem ein Dashboard zur Visualisierung entwickeln, über das das Unternehmen die Produktions- und Fertigungsprozesse einsehen und verwalten kann.“ Darüber hinaus ist es dem Forschungsteam gelungen, Europas größtes Forschungszentrum für virtuelle Fahrzeugentwicklung für das Forschungsprojekt zu gewinnen. Die österreichische Virtual Vehicle Research GmbH wird das Projekt mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung in der Modellbildung, Messtechnik und datenbasierten Systemen unterstützen.

Informationen zum Teilvorhaben der Hochschule Osnabrück
Die Hochschule Osnabrück ist mit insgesamt 1,5 Millionen Euro und vier Professorinnen und Professoren der Fakultät Management, Kultur und Technik (Campus Lingen) an allen drei Teilbereichen des Forschungsprojektes „EDNA - Edge Datenwirtschaft in der nachhaltigen automatisierten Fertigungswirtschaft“ beteiligt. Professor Dr. Liane Haak verantwortet die Bereiche Prozess- und Produktionsmanagement und Anwendung der Digitalen Zwillinge. Professor Dr. Wolfgang Arens-Fischer, Professor für Unternehmensführung, betreut im Projekt die Bereiche nachhaltige Geschäftsmodelle und Technologieakzeptanz. Professor Dr. Ralf Buschermöhle, Professor für Wirtschaftsinformatik, ist im Bereich Prozessoptimierung für die Grundlagen der Digitalen Zwillinge sowie Künstliche Intelligenz verantwortlich. Professor Dr. Steffen Greiser, Professor für Automatisierungstechnik, übernimmt die Bereiche Edge Computing und Routenoptimierung.

Hintergrundinformationen zum Förderprogramm „Edge Datenwirtschaft“
Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag „Mehr Fortschritt wagen“ zum Ziel gesetzt, einen digitalen Aufbruch zu starten und digitale Schlüsseltechnologien sowie die digitale Souveränität der Wirtschaft zu fördern. Das Technologieprogramm „Edge Datenwirtschaft“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz knüpft daran an und soll dazu beitragen, die deutsche und europäische digitale Souveränität zu sichern und den Technologie- und Innovationsstandort Deutschland zu stärken. Das BMWK unterstützt dabei vor allem Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsvorhaben im Zusammenspiel von Edge- und Cloud-Lösungen, in denen der Nutzen und die Vorteile von Edge-Computing-Lösungen insbesondere in ökonomischer und auch ökologischer Hinsicht aufgezeigt werden. Das Förderprogramm „Edge Datenwirtschaft“ finanziert im Zeitraum von drei Jahren insgesamt zehn Projekte mit 30 Millionen Euro. Das EDNA-Projekt konnte sich dabei gegen 41 Forschungsanträge im Wettbewerb durchsetzen.

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