Alle zwei Jahre bitten die IHK Nord Westfalen und Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim zum Luftverkehrsforum in die Hüttruper Heide. Eine Bestandsaufnahme steht an, aber auch ein Blick auf die Entwicklung des Airports. In dieser Hinsicht hatte FMO-Geschäftsführer Rainer Schwarz weitgehend gute Nachrichten. Die Corona-Delle habe der Flughafen bemerkenswert gut überstanden, betonte er im gut gefüllten Konferenzraum am Airport. Ein noch zu Pandemiezeiten von den Gesellschaftern in Auftrag gegebenes Gutachten hatte eine Rückkehr zu alter Größe erst ab 2026 in Aussicht gestellt. „Jetzt erwarten wir bereits für 2024 ein Wachstum von rund 25 Prozent“, so Schwarz. Mit etwa 1,2 Millionen Fluggästen würde der Airport das beste Jahr seit 2011 hinlegen.
Auch mit Blick auf diese Entwicklung betonte beispielsweise Uwe Goebel, Präsident der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Emsland: „Wir setzen uns unverbrüchlich für den FMO ein!“ Alle, durchaus notwendigen, Maßnahmen hin zu mehr Nachhaltigkeit dürften nicht dazu führen, dass die wichtige Flugverkehrs-Infrastruktur „vernichtet“ werde, so Goebel. So in etwa formulierte es auch Dr. Benedikt Hüffer, sein Münsteraner IHK-Kollege. „Nur Microsoft Teams wird auf Dauer nicht funktionieren.“
Dass der FMO in dieser Hinsicht vor einer Art „Zeitenwende“ steht, wurde aber auch deutlich. Das Standbein Geschäftsreisen verlor über die Pandemie-Zeit deutlich an Kraft. Auf den beiden „Rennstrecken“ nach Frankfurt und München gingen die Fluggastzahlen um -44.000 (Frankfurt) bzw. -28.000 (München) zurück. Auch klassische Point-to-point-Ziele, also Städte, verloren. Das sei eine „Strukturverschiebung“, wie es Schwarz nannte. „Aber das ist kein Phänomen des FMO, das ist eine grundsätzliche Entwicklung im Geschäftsreisebereich.“
Stellvertretend für die Wirtschaft vor Ort hatten die Veranstalter Vertreter von World of Spices (Fuchs Gruppe, Dissen am Teutoburger Wald) und Schmitz Cargobull (Horstmar) zur Diskussion gebeten. Sowohl Fuchs-CEO Nils Meyer-Pries wie auch Schmitz-Cargobull-CFO Andreas Busacker betonten, wie wichtig die Luftverkehre für die international aufgestellten Unternehmen seien.
Viel Hoffnung auf neue Umsteigeziele oder direkte Städteverbindungen machte Schwarz den Unternehmern allerdings nicht. Gespräche über neue Verbindungen abseits der Lufthansa, beispielsweise mit KLM oder British Airways verliefen derzeit stets ergebnislos. Die Kosten…, so Schwarz.
Der FMO hat diese Entwicklung durchaus im Blick und bereits reagiert. Eine Analyse der Ziele, die von Menschen aus dem FMO-Einzugsbereich angeflogen werden, habe Ziele wie Pristina, vor allem aber Mallorca oder Antalya in den Fokus gerückt. Die bediene der FMO nun mit mehr Airlines und mehr Frequenz. So habe man den Wegfall bei den Geschäftsreisen mehr als kompensieren können, betonte Schwarz.
Das grundsätzliche Problem fehlender innerdeutscher Strecken wird den FMO auf absehbare Zeit begleiten. Warum das so ist, erklärte Dr. Joachim Lang, seit kurzem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Luftverkehrswirtschaft. „Die Standortkosten sind hier in Deutschland einfach zu hoch“, so seine Kernaussage. Das sei politisch gewollt, beispielsweise über die Luftverkehrssteuer. „Diese Steuer macht einen großen Teil der Kosten aus, sodass der Abflug eines normalen A320 in Düsseldorf rund 4.400 Euro kostet“, rechnete Lang vor. Der gleiche Flug koste in europäischen Nachbarländern teilweise weniger als 300 Euro. „Deutsche Flughäfen waren für Airlines immer schon teuer“, so Lang. „Jetzt verhindern staatliche Standortkosen eine positive Entwicklung.“ Deutschland werde von immer mehr Fluggesellschaften gemieden, wie es Lang formulierte. An die IHK adressiert, warb er für gemeinsame Anstrengungen und Gespräche mit der Politik, um hier die Rahmenbedingungen zu verbessern.
„Regulierungswut“
Dass die deutschen Flughäfen im internationalen Vergleich besonders schwer wieder in Gang kommen, sei ein Beleg für die „Regulierungswut“ und kostenintensiven Rahmenbedingungen der Politik, so Lang.
Soweit es den FMO betrifft, schaut man in Greven bereits in die Zukunft. Die Stichworte lauten Wasserstoff und E-Flugzeuge. Noch befänden sich die Geräte in der Entwicklung, doch „die werden kommen“, ist Schwarz sicher. Und wenn es soweit sei, wolle der FMO es auch sein. Investitionen wie jetzt in eine große Photovoltaik-Anlage in Verlängerung der Startbahn zählten bereits zu dem Wandel. Weitgehend CO2-neutrale Geschäftsreisen mit alternativen Antriebssystemen seien der Weg für die Zukunft. „Dann werden auch Verbindungen mit kleinem Fluggerät wieder spannend.“
Info
Die Lufthansa-Gruppe mit ihren Marken Lufthansa, Eurowings und Sunexpress stellt am FMO unverändert den größten Anteil der Verbindungen. Dahinter liegen Ryanair (15 Prozent) und Condor (11 Prozent). Den Lowcost-Bereich bedient der FMO nach eigener Aussage nur behutsam, könne darauf wegen der hohen Nachfrage aber nicht verzichten.