Kreis Borken

Krankenhäuser Stadtlohn und Vreden schließen

Ahaus/Stadtlohn – Das Krankenhaus Maria-Hilf in Stadtlohn und das St. Marien-Krankenhaus in Vreden werden bis Mitte 2025 geschlossen. Das gab jetzt das Klinikum Westmünsterland bekannt. Im Gegenzug soll der Krankenhausstandort in Ahaus erweitert werden. In Stadtlohn und Vreden sollen indes neben ambulanten Versorgungszentren eine Rehaklinik, ein telemedizinisches Versorgungszentrum und eine Pflegeeinrichtung entstehen.

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Im Zuge der Umstrukturierung will das Klinikum Westmünsterland „die verbliebenen drei Krankenhausstandorte in Ahaus, Bocholt und Borken fit für die Zukunft zu machen und die Infrastruktur auf einen modernen Stand zu bringen“. Dafür bekommt das Klinikum Fördermittel aus dem Krankenhaus-Strukturfonds. Das Land NRW und die Krankenkassen haben nach Angaben des Klinikums bereits signalisiert, die Umstrukturierung zu fördern. Insgesamt sollen so rund 62 Millionen Euro aus Bundes- und Landesfördermitteln zusammenkommen. Vom Krankenhausträger sollen für den Krankenhausbereich mindestens weitere 15 Millionen Euro dazukommen.

Bedingung für die Finanzspritze ist allerdings, dass die kleineren Krankenhausstandorte Vreden und Stadtlohn zu einem Gesamtkrankenhaus in Ahaus zusammengelegt werden. Einzelne Versorgungsangebote werden auch an die Krankenhausstandorte in Bocholt und Borken verlagert, teilte das Klinikum Westmünsterland mit. Das heißt konkret: Drei Leistungsbereiche aus dem Krankenhaus Maria-Hilf in Stadtlohn (Interventionelle Kardiologie, Diabetologie sowie die Allgemein- und Unfallchirurgie) sowie zwei Kliniken aus dem St. Marien-Hospital Vreden (Geriatrie und Rheumatologie) werden nach Ahaus verlagert. Die Wirbelsäulenchirurgie bzw. Neurochirurgie wechselt aus Stadtlohn an das St. Marien-Hospital Borken, die Pneumologie aus Stadtlohn an das St. Agnes-Hospital Bocholt. Die erforderlichen Umbauarbeiten sollen Mitte 2022 beginnen. Die konkrete zeitliche Abfolge sei noch in der weiteren Abstimmung.

Die Entscheidung sei nicht leichtgefallen, wie der Klinikverbund in einem Schreiben auf seiner Homepage an Patienten und Besucher betonte: „Weniger Krankenhausstandorte im Westmünsterland bedeuten natürlich für einzelne Patienten, längere Fahrtzeiten. Weniger Krankenhausstandorte bedeuten aber auch mehr Fachpersonal in Medizin und Pflege an den übrigen Standorten. (…) Weniger Doppelstrukturen bedeuten auch mehr Geld für Investitionen und damit attraktivere Arbeitsbedingungen für unsere Pflegekräfte und Medizinerinnen und Mediziner. Nur wenn wir die Kräfte jetzt bündeln und die Finanzmittel nutzen, können wir Spitzenmedizin im Westmünsterland sichern“. Ludger Hellmann, Sprecher der Geschäftsführung der Klinikum Westmünsterland GmbH, sieht in der Förderung durch Bund und Land eine „einmalige Chance für den Klinikträger wie für alle Bürgerinnen und Bürger, durch eine massive Investition in den Ausbau der medizinischen Infrastruktur sowie weitere Schwerpunktbildung die medizinische Versorgung vor Ort langfristig auf hohem Niveau zu sichern.“

Die Krankenhausstandorte in Vreden und Stadtlohn sollen künftig anders genutzt werden: In Vreden sind eine Rehaklinik für orthopädische und rheumatologische Patienten mit etwa 120 Betten und ein ambulantes Versorgungszentrum geplant. Die Rheumatologie soll mit ihrer neu errichteten ambulanten Spezialversorgung in Vreden verbleiben und am Standort Ahaus stationäre Betten bekommen.

In Stadtlohn soll neben einem ambulanten Versorgungszentrum ein telemedizinisches Versorgungszentrum und eine Pflegeeinrichtung mit 80 Plätzen für Kurzzeitpflege, Wachkomapflege und Beatmung, junge Pflege und eine Hausgemeinschaft für Demenzerkrankte entstehen. Über das Telemedizin-Zentrum sollen niedergelassene Mediziner und Gesundheitsexperten aus dem Klinikum Westmünsterland gemeinsam Patienten aus Stadt und Region betreuen, ohne direkt vor Ort sein zu müssen. „Telemedizin wird ein wichtiger Baustein der zukünftigen Medizin in Stadtlohn und der Region sein“, ist sich Holger Winter, Geschäftsführer im Klinikum Westmünsterland und zuständig für die Krankenhausstandorte im Nordkreis, sicher. „Unter Einsatz audiovisueller Kommunikationstechnologien ist es zukünftig denkbar, trotz räumlicher und zeitlicher Trennung, Diagnostik, Konsultation und medizinische Notfalldienste anzubieten.“

Zu betriebsbedingten Kündigungen aufgrund der Schließung der Akutmedizin in Stadtlohn und Vreden soll es vorerst nicht kommen. Die Arbeitsplätze sind sicher, wie Geschäftsführer Winter betont: „Unser Ziel ist es, diese alternativlosen Umstrukturierungen so zu gestalten, dass sie auch für unsere Mitarbeitenden tragbar und zukunftsfähig sind. Bei einigen wird sich der Arbeitsort verändern, bei anderen vielleicht der Einsatzbereich. Niemand muss aber Angst davor haben, dass wir ihn nicht mehr brauchen. Wo nötig, werden wir gemeinsame Lösungen suchen und finden.“

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