„Ich habe es erst heute wieder selbst erlebt: Wenn ich in Lünten auf die B70 fahre, ist das Netz schnell weg“, brachte Vredens Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp seine eigenen Erfahrungen ein. „Eine flächendeckende Mobilfunkversorgung ist aber nicht nur für Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für Unternehmen eine wichtige Standortvorraussetzung. Daher freue ich mich sehr, dass der Ausbau der weißen Flecken in diesem Bereich jetzt startet“, ergänzte er. Auf die Relevanz einer zuverlässigen Mobilfunkinfrastruktur wies auch Landrat Dr. Kai Zwicker hin: „Der Kreis Borken ist eine wirtschaftlich starke Region. Damit die Unternehmen im Wettbewerb mithalten können, braucht es neben innovativen Unternehmerinnen und Unternehmern sowie hochmotivierten Fachkräften auch eine sehr gute Infrastruktur. Ein wichtiger Baustein ist dabei der Mobilfunk.“ Genau in diesem Punkt haben es ländliche Regionen wie der Kreis Borken aber traditionell schwerer als Metropolen, denn: Für Mobilfunknetzbetreiber ist es wirtschaftlich attraktiver, Großstädte, in denen sie auf einen Schlag viele Menschen gleichzeitig erreichen, auszurüsten als vereinzelte Adressen in ländlichen Außenbereichen, wie der Landrat erläuterte. „Hinzu kommt die Herausforderung der überlappenden Mobilfunknetze an der deutsch-niederländischen Grenze. So attraktiv die Nähe zu den Niederlanden auch ist – für den Mobilfunk ist es eine schwierige geografische Lage“, betonte er. „Insofern bin ich sehr froh, dass wir nun mithilfe von Fördermitteln eine Lösung für den Ausbau gefunden haben.“
Mast in Lünten/Ammeloe geplant
Konkret soll in Lünten/Ammeloe auf einem Privatgrundstück ein 40 Meter hoher Mobilfunkmast errichtet werden. Die Kosten in Höhe von 828.000 Euro übernimmt die Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft des Bundes (MIG) im Rahmen einer Förderung. Dem vorausgegangen war ein längeres Verfahren, in dem Katharina Krimphoff als Mobilfunkkoordinatorin des Kreises Borken als Bindeglied zwischen den beteiligten Akteuren unterstützend tätig war.
Gemeinsam mit Michael Weitzell, Leiter der Stabsstelle Kreisentwicklung, begleitet sie schon seit einigen Jahren den Mobilfunkausbau im Kreis Borken, hat Funklöcher im Kreisgebiet ermittelt, den Kontakt zu den jeweiligen Mobilfunkanbietern Telekom, Vodafone und Telefonica aufgenommen und nach Lösungen gesucht. Weitzell erklärte: „Auch wenn eine Lösung ersichtlich ist, hakt es oft bei den Genehmigungsverfahren. Insofern sind wir sehr glücklich, den Zuschlag für eine Mobilfunkkoordinatorin in Person von Katharina Krimphoff bekommen zu haben. Sie agiert als Schnittstelle im Auftrag der Kommunen zwischen Eigentümern geeigneter Flächen für einen Mobilfunkmaststandort, Kommunen und den Netzanbietern sowie Funkmastbetreibern und kann den Ausbau so beschleunigen.“ Für die Koordinierungsstelle hat der Kreis Borken bereits eine Folgeförderung erhalten.
Förderbescheid übergeben
Der Mobilfunkausbau ist im Kreisgebiet nämlich längst noch nicht abgeschlossen: „In den vergangenen Jahren sind zwar einige weiße Flecken erschlossen worden, aber vor allem im Südkreis gibt es noch viel zu tun“, gab Krimphoff einen Einblick. Ihr Ziel sei es, dabei aktiv auf die Netzbetreiber zuzugehen, geeignete Standorte für Mobilfunkmasten frühzeitig auszuloten und so den Aufwand für die Mobilfunkanbieter so gering wie möglich zu halten. „Das hilft ungemein, um sie zum Mitarbeiten zu motivieren“, weiß Krimphoff aus Erfahrung.
Dort, wo der Ausbau für die Anbieter eigenwirtschaftlich nicht machbar ist – so wie jetzt in Vreden –, springt die MIG als Finanzierer ein. Noch. Denn die Tätigkeit der MIG soll 2025 eingestellt werden. „Wenn die Förderung weiterlaufen würde, könnten wir noch viel mehr weiße Flecken erschießen. Denn dort, wo Menschen sind, muss auch Mobilfunk sein. Vreden ist ein gutes Beispiel dafür, dass Funklöcher auch entlang der Grenzregion erschlossen werden können, wenn alle an einem Strang ziehen“, betonte Ernst-Ferdinand Wilmsmann, Geschäftsführer der MIG, und verwies dabei ebenfalls auf die Vor- und Vermittlungsarbeit der Mobilfunkkoordinatorin des Kreises sowie die „gute Zusammenarbeit mit der Stadt Vreden“.
Wilsmann übergab den Förderbescheid für das Projekt in Vreden an die ausbauende Tower Company „Vantage Towers“. Die Förderung umfasst im Rahmen eines sogenannten „Open Access-Modells“ den Bau, die Erschließung und die laufenden Ausgaben für die Bereitstellung des Mobilfunkstandorts. Anschließend wird dieser Standort allen Mobilfunknetzbetreibern zur eigenwirtschaftlichen Installation aktiver Technik und zur Versorgung der Mobilfunkkunden zur Verfügung gestellt. „Telefonica und die Deutsche Telekom werden den Mast nutzen“, bestätigte Ralf Capito, Director External Affairs bei Vantage Towers. Bis spätestens in 14 Monaten muss der Mast stehen. „Dann folgen weitere zwei bis drei Monate, bis der Mast in Abstimmung mit den Netzbetreibern auch wirklich funken kann“, informierte Capito.