Selin gehörte zu den acht jungen Honduranerinnen und Honduranern, die im November ein Praktikum im Münsterland absolviert haben. Er erlernt nun bei Langguth den Beruf des Industriemechanikers. Vier weitere der jungen Talente werden im August für eine Ausbildung nach Deutschland zurückkehren. Sie starten als Industriemechaniker bei J.W. Ostendorf in Coesfeld, als Kfz-Mechatroniker bei Beresa in Senden-Bösensell und als Informationselektronikerin bei der Udo Erpenstein GmbH in Münster. Im Herbst werden außerdem elf weitere Praktikantinnen und Praktikanten aus dem mittelamerikanischen Land in Nord-Westfalen erwartet. „Wir suchen noch weitere Betriebe, die sich an dem Projekt beteiligen und einen Auszubildenden, eine Praktikantin oder einen Praktikanten aus Honduras beschäftigen möchten“, berichtet IHK-Willkommenslotsin Anke Leufgen. Auch Wohnraum wird noch gesucht. Nach Möglichkeit soll es eine Azubi-WG geben.
Verständigungsprobleme und offene Fragen bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse halten viele Unternehmen davon ab, Fachkräfte oder Auszubildende in Ländern außerhalb der EU zu suchen – selbst, wenn sie in Deutschland keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber finden. „Mit der Kooperation mit der honduranischen Berufsschule schlagen wir einen neuen Weg ein – und dies nun mit sichtbaren Ergebnissen“, unterstreicht Taudt. Die Schülerinnen und Schüler des CTHA seien nicht nur fachlich gut vorbereitet, sie sprechen auch gut deutsch. Den Kontakt zu der Berufsschule in der Stadt San Pedro Sula hatte Honorarkonsulin Irene Janssen vermittelt. Die Handwerkskammer sowie mehrere Unternehmen und Berufskollegs beteiligen sich an dem Pilotversuch. Das Hans-Böckler-Berufskolleg in Münster hat im Februar bei der IHK eine eigene Partnerschaft mit dem CTHA unterzeichnet.
Empfehlung für weitere Unternehmen
Peter Tschoepe kann anderen Unternehmen nur empfehlen, einem der jungen Menschen aus Mittelamerika eine Chance zu geben: „Die sprachlichen Hürden sind niedrig, das notwendige Fachvokabular lernen sie schnell“, erklärt der Geschäftsführer von Langguth. „Die jungen Leute, die hier ihr Praktikum absolviert haben, waren super vorbereitet und motiviert.“ Den Eindruck bestätigt Guido Essmann. Als Ausbilder hatte er sich im November um die drei Praktikanten aus Honduras gekümmert. Darunter war Selin, der glücklich darüber ist, nun als Auszubildender in den Betrieb zurückzukehren. Für den 18-Jährigen war es ein mutiger Schritt. „Ich mag Deutschland“, sagt er, sogar das oft kühle Wetter: „Honduras ist mir viel zu heiß.“ Am Unterricht des Hans Böckler-Berufskollegs nimmt er bereits teil, auch um sich an die technische Fachsprache zu gewöhnen.
Die IHK unterstützt Unternehmen dabei, Auszubildende gerade in technischen Berufen aus Drittstaaten zu gewinnen. „Der Bedarf ist hier besonders groß“, weiß Taudt. Groß seien aber auch die Vorbehalte vieler Unternehmen, die von vermeintlich hohen bürokratischen Vorgaben abgeschreckt werden. „Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz hat vieles erleichtert“, betont er. Außerdem begleiten drei IHK-Willkommenslotsinnen und -lotsen die Unternehmen engmaschig bei den Formalitäten und Fragen zur Integration. Dabei hilft ein großes Netzwerk, das von den Ausländerbehörden über die Agentur für Arbeit bis hin zur deutschen Botschaft in Honduras reicht.