Münster

Batteriezellenforschung: Ministerpräsident Wüst übergibt erstes Gebäude

Münster – Es ist ein Meilenstein für die Forschung zur Entwicklung und Produktion von Batteriezellen in Nordrhein-Westfalen: Nach nur knapp neun Monaten Bauzeit ist im Hansa-BusinessPark in Münster der erste Bauabschnitt der Fraunhofer-Forschungsfertigung Batteriezelle (FFB) fertig. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst übergab gemeinsam mit Vertretern des Bauunternehmens Depenbrock, das unter anderem Standorte in Greven und Osnabrück hat, die Gebäude der sogenannten „FFB PreFab“ an die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung.

Weihten gemeinsam das erste Gebäude der FFB PreFab ein (von links): Ingo Höllein (Referatsleiter Batterie, Bundesforschungsministerium) Professor Dr. Jens Tübke (Fraunhofer-Forschungsfertigung), NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, Professor Axel Müller-Groeling (Vorstand Fraunhofer-Gesellschaft) und Professor Dr. Simon Lux (Leiter Fraunhofer-Forschungsfertigung Batteriezelle). Foto: Land NRW, Bernd Thissen

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Auf der 6.450 Quadratmeter großen Forschungsfläche werden nun die Anlagen eingebaut und schrittweise der Forschungsbetrieb aufgenommen. In der FFB PreFab entsteht eine Musterlinie für die Batteriezellproduktion im kleineren Maßstab, die einen wichtigen Zwischenschritt auf dem Weg zum Industriemaßstab darstelle, heißt es in einer Pressemeldung des Landes NRW. 

Ministerpräsident Wüst betonte: „Nordrhein-Westfalen ist eine der wichtigsten Industrieregionen der Welt. Damit das so bleibt, unterstützen wir den Wandel hin zur klimaneutralen Industrie. Die Forschungsfertigung Batteriezelle in Münster zeigt modellhaft, wie dieser Wandel gelingt: durch Forschung, Wissenschaft, Innovation und den Transfer in die Wirtschaft. Sie wird Wissenschaft und Wirtschaft ermöglichen, wesentlich verbesserte Batteriezellen zu produzieren und anzuwenden. Dieser Brückenschlag zwischen grundlegender und anwendungsorientierter Forschung ist auch deshalb so wichtig, weil Batterie- und Speichertechnologien ein Schlüssel zum Erfolg der Energie- und Verkehrswende sind. Dass seit dem ersten Spatenstich für die FFB PreFab gerade einmal neun Monate vergangen sind, ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, dass wir bei wichtigen Projekten in Deutschland schnell sein können.“

Das Großprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. 

„Batteriezellen sind die Kernkomponente der Mobilität der Zukunft und daher ein essenzieller Faktor für die Energiewende. Die Fraunhofer FFB wird benötigt, um dafür systemrelevantes Know-how in Deutschland zu entwickeln und Abhängigkeiten von anderen Märkten zu reduzieren und zu vermeiden. Ich freue mich sehr, mit der heutigen Gebäudeübergabe einen weiteren wichtigen Schritt zur Entstehung der Fraunhofer FFB und einer zukunftsfähigen Forschungsfertigung zu begehen“, erklärte Professor Axel Müller-Groeling, Vorstand für Forschungsinfrastrukturen und Digitalisierung der Fraunhofer-Gesellschaft.

Die Entwicklung und Produktion von Batteriezellen im Fabrikmaßstab zu Forschungszwecken wird später Aufgabe der deutlich größeren sogenannten „FFB Fab“ sein: Dafür beginnen zwischen Dortmund-Ems-Kanal und Hansalinie in wenigen Monaten auf dem rund 39.000 Quadratmeter großen Grundstück die Bauarbeiten für rund 20.000 Quadratmeter zusätzliche Produktions- und Forschungsflächen. Damit wird in Münster großindustrielle Forschung und Entwicklung im Gigawatt-Bereich möglich sein. Die Fraunhofer FFB ist mit beiden Anlagen – PreFab und FFB Fab – eines der aktuell größten Forschungsbauvorhaben in Deutschland. Schon jetzt arbeiten rund 80 Fraunhofer-Mitarbeitende in Interimslösungen, die die Stadt Münster zur Verfügung stellt, an der Batteriefertigung der Zukunft – im Endausbau der FFB sollen es 150 bis 200 sein. 

An dem Bau beteiligt ist das Bauunternehmen Depenbrock. Gesellschafter Jörn Henrik Depenbrock von Depenbrock Systembau freut sich, „mit der Errichtung der Forschungs- und Fertigungsinfrastruktur einen konkreten Beitrag zur Erforschung von Speichertechnologie und somit zum Gelingen der deutschen Energiewende leisten zu können“. 

Das Depenbrock-Team hat sich zum Beispiel um die Haustechnik gekümmert: Unter anderem wurden sechs Trafos zu je einem Megawatt eingebaut, eine mit natürlichem Kältemittel betriebene Hocheffizienzwärmepumpe, drei Kältemaschinen mit niedrigem Treibhauspotenzial und einer Leistung von 3,3 Megawatt sowie sechs Rückkühler. Depenbrock hat in der FFB PreFab außerdem vier Labore realisiert und eingerichtet. 

Für Depenbrock ist das zukunftsweisende Projekt ein wichtiger Schritt zu mehr Nachhaltigkeit. Das Unternehmen setzt auch selbst auf Nachhaltigkeit: Am Hauptsitz und an den Niederlassungen mit eigenen Immobilien wird nahezu vollständig auf fossile Energieträger verzichtet. „Das ist uns hauptsächlich durch die Verwendung von Geothermiefeldern, Photovoltaikanlagen, Eis- sowie Batteriespeichern gelungen“, erklärt Depenbrock.
 
Die Depenbrock-Gruppe mit Stammsitz in Stemwede ist ein seit 1928 familiengeführtes Bauunternehmen. Fast 1.400 Mitarbeiter sind an 19 Niederlassungen in allen Bereichen des Bauens im Einsatz.

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