Kreis Steinfurt

Apetito: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“

Rheine - „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“ – so brachte Vorstandssprecher Guido Hildebrandt das durch die Corona-Pandemie gebeutelte Geschäftsjahr 2020 der apetito AG aus Rheine bei der virtuellen Bilanzpressekonferenz auf den Punkt. Der Gesamtumsatz (apetito AG Konzern und apetito catering) belief sich auf rund 1,03 Milliarden Euro. Das sind 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr. „Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist das eine beachtliche Leistung und ein Erfolg, auf den wir sehr stolz sind. Zum zweiten Mal in der Geschichte der Firmengruppe haben wir die Grenze von einer Milliarde Euro Umsatz überschritten“, ordnete Hildebrandt die Geschäftszahlen ein.

Stellten die Zahlen für 2020 vor: Guido Hildebrandt (Vorstandssprecher apetito AG, links) und Andreas Oellerich (apetito catering)

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Der apetito AG Konzern – dazu zählt das Systemgeschäft in Kitas, Schulen, Senioreneinrichtungen, die Verpflegung von Senioren zuhause, in Kliniken und Unternehmen sowie das Retailgeschäft, also das Geschäft mit dem Lebensmitteleinzelhandel – erzielte ein Umsatzwachstum von 6,9 Prozent auf 792 Millionen Euro. Der Konzerngewinn nach Steuern lag mit 50 Millionen Euro drei Millionen Euro über dem Vorjahr (47 Millionen Euro). „Wir können mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein“, bewertete Hildebrandt. Denn durch die Corona-Pandemie verzeichnete der Tiefkühlkosthersteller Einbrüche in der Kita- und Schulverpflegung ebenso in der Mitarbeiterverpflegung. „Durch flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice, Kurzarbeit und die Schließung von Betriebsrestaurants haben wir deutlich weniger Umsätze als im Vorjahr. Ebenso hatten wir bei der Verpflegung in Krankenhäusern Einbußen, weil gerade zu Beginn der Pandemie Behandlungen verschoben wurden. In unserem Geschäft mit Senioreneinrichtungen sah es ganz ähnlich aus, weil dort Zimmer nicht nachbesetzt werden durften“, erläuterte Hildebrandt. Nach dem ersten Lockdown habe sich der Markt aber zumindest bei den Kitas und Schulen wieder relativ schnell erholt. „Gerade im dritten und vierten Quartal 2020 waren wir fast auf Vorjahresniveau unterwegs“, freut sich der Vorstandssprecher.

Deutlich stärker war hingegen die Nachfrage im Bereich der Verpflegung von Senioren zuhause. In Deutschland verzeichnete apetito in diesem Segment ein Umsatzwachstum von 23 Prozent. „Auch international, vor allem in Großbritannien, sind wir hier während der Pandemie gewachsen. Das Verlangen – gerade der älteren Menschen und der Menschen aus Risiko-Gruppen – zuhause zu bleiben und trotzdem gut versorgt zu sein, ist stark zum Tragen gekommen. Das merken wir auch bei unserer Endverbrauchermarke Costa: Die meisten Menschen kochen wieder mehr zuhause und greifen dabei gerne auf Fisch und Meeresfrüchte aus der Tiefkühltruhe zurück“, begründete der Vorstandssprecher.

Als „stark gebeutelt“ infolge der Corona-Krise bezeichnete Andreas Oellerich, Geschäftsführer bei apetito catering, den Geschäftsverlauf der Catering-Sparte der apetito AG. In diesem Bereich hat das Unternehmen 193 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet – das sind 16,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Zusätzlich erzielte apetito einen Catering-Umsatz mit den Service-Gesellschaften, in denen apetito mit sozialen Trägern gemeinsam als Gesellschafter eine Catering-Dienstleistungsunternehmung betreibt. Dieser lag konsolidiert bei 74,7 Millionen Euro und damit zwei Prozent höher als im Vorjahr.

„Wir liegen deutlich unter unseren Planungen und haben im Catering-Bereich schlechter abgeschnitten als in den Vorjahren. Insgesamt haben wir das aber gut aufgefangen und haben es dennoch geschafft, ein anständiges Ergebnis zu erzielen. Was sehr positiv ist: Es gab wenige Kündigungen seitens unserer Kunden“, fasste Oellerich zusammen. Ein Großteil der von apetito catering belieferten Betriebe hatte während der Lockdown-Phasen vollständig geschlossen oder die Dienstleistung auf ein Minimum reduziert. Am stärksten betroffen war der Bereich Schulen und Kitas. Im Business-Bereich hatte sich apetito darauf mit neuen Hygienekonzepten, Notbetrieben und Leitsystemen für die Gäste, digitalen Vorbestell-Möglichkeiten, to go-Angeboten fürs Homeoffice oder den Verzehr am Arbeitsplatz eingestellt.  

Ungeachtet der Corona-Pandemie habe sich ein Trend weiter fortgesetzt: Verbraucher achten vermehrt auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Aufgrund der wachsenden Nachfrage hat apetito das fleischlose Veggie-Power-Sortiment im vergangenen Jahr um 23 neue Gerichte für die Gemeinschafts- und Individualverpflegung erweitert. Bei den Menü-Charts für Betriebskantinen landete mit der Cappelletti-Pesto-Pfanne erstmals ein vegetarisches Gericht in den Top drei. Die Currywurst belegte 2020 den zweiten Rang. Auf Platz eins lag Spaghetti Bolognese.

Für das Geschäftsjahr 2021 strebt apetito eine positive Geschäftsentwicklung mit einem wechselkursbereinigten Umsatzwachstum von fünf bis sieben Prozent für den Konzern und knapp zehn Prozent für die Catering-Sparte an. „Mit Blick auf das operative Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Sondereffekten wollen wir in 2021 – in Abhängigkeit von der Pandemieentwicklung – wieder anknüpfen an die Entwicklung der Vorjahre und moderat steigen. Allerdings sind Planungen aktuell eher unsicher und abhängig von den Rahmenbedingungen“, betonte Hildebrandt.

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