Münster

Agravis verzeichnet preisbedingten Umsatzrückgang für 2023

Münster – Die Agravis Raiffeisen AG verzeichnet für das Geschäftsjahr 2023 einen Umsatzrückgang von 9,4 auf 8,8 Milliarden Euro. Wie das Agrarhandelsunternehmen aus Münster bei der digitalen Bilanzpressekonferenz mitteilte, sei der Rückgang preisbedingt. Das Ergebnis vor Steuern stieg indes von 61,5 auf 64,5 Millionen Euro. Mit dem Geschäftsverlauf im vergangenen Jahr zeigte sich Vorstandsvorsitzender Dr. Dirk Köckler daher „unter dem Strich zufrieden“: „Wir konnten die stabilen Ergebniszahlen aus 2022 wiederholen und sehen uns weiter auf einem grundsoliden, zukunftssichernden Wachstumsweg.“

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Der Rückgang sei ausschließlich auf gesunkene Preise für wichtige Produktgruppen wie Getreide, Raps, Düngemittel und Energie zurückzuführen, wie Finanzvorstand Hermann Hesseler erklärte. Bis auf die Sparte „Technik“ gingen die Umsätze in den verschiedenen Geschäftsfeldern der Agravis daher zurück. 

Die Geschäftsfelder im Überblick

Im „Agrar Großhandel“, der die Bereiche Pflanzenbau, Agrarerzeugnisse sowie Tiere abdeckt, erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund drei Milliarden Euro. Das sind rund zwölf Prozent weniger als 2022. „Das im Vergleich zum Vorjahr deutlich niedrigere Preisniveau für wichtige Betriebsmittel und Rohstoffe fand im Großhandelsgeschäft seinen Niederschlag“, begründete Hesseler. 

In der Sparte „Agrar Landwirtschaft“ – dazu gehören die Geschäftstätigkeit der Agravis Ost-Gesellschaften sowie der regionalen Agrarzentren im Arbeitsgebiet Mitte-West mit der Landwirtschaft – wies Agravis für 2023 einen Umsatz von rund 2,6 Milliarden Euro aus. Das sei ein preisbedingter Rückgang um 9,3 Prozent.

Kaufzurückhaltung und Verunsicherung auf Verbraucherseite haben nach Angaben des Finanzvorstands das Geschäftsjahr im Segment „Märkte“ beeinflusst. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahr um 9,8 Prozent auf 314 Millionen Euro zurück. „Dennoch war die Entwicklung deutlich positiver als in der Gesamtbranche. Im Großhandelsumsatz waren die verspätet einsetzende Gartensaison und wetterbedingte Verzögerungen beim Herbstgeschäft spürbar“, erläuterte Hesseler.

Angesichts der geopolitischen und gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten auf dem Energiemarkt habe der Agravis-Konzern das Geschäftsjahr 2023 für die Sparte „Energie“ konservativ geplant. Der erreichte Jahresumsatz von rund 1,5 Milliarden Euro blieb – ebenfalls preisbedingt – unter Vorjahr (minus 10,1 Prozent). „Gleichwohl konnte im Großhandelsgeschäft mit Brenn- und Kraftstoffen ein mengenmäßiges Plus erwirtschaftet werden“, räumte Hesseler ein.

Allein in der Landtechnik-Sparte hat Agravis den Umsatz des Vorjahres nochmals ausgeweitet: um 14,7 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. „Vor allem im ersten Halbjahr gab es ein hohes Investitionsaufkommen in der Landwirtschaft, was insbesondere auf die Maschinenlieferungen zurückzuführen war, die sich im Jahr 2022 aufgrund gestörter Lieferketten verzögert hatten“, begründete Hesseler.

Ergebnis vor Steuern ausgebaut

Das Ergebnis vor Steuern baute das Agrarhandelsunternehmen 2023 leicht aus, von 61,5 auf 64,5 Millionen Euro. Das Eigenkapital erhöhte sich von 631 auf 663 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote stieg auf 29 Prozent (Vorjahr 27 Prozent). „Die Entwicklung der Agravis bewerten wir positiv. Die Kennzahlen unterstreichen unserer Meinung nach die Solidität, die wirtschaftliche Stabilität und die Zukunftsfähigkeit der Agravis-Gruppe“, betonte der Finanzvorstand. 

2023 investierte Agravis rund 97 Millionen Euro in ihre Standorte und Prozessoptimierungen. Dazu zählen zum Beispiel die Installation von Photovoltaikanlagen, mit denen diverse Standorte ausgestattet wurden, sowie vor allem der Bau des neuen zentralen, 43.000 Quadratmeter großen Stückgut-Distributionszentrums in Nottuln. Das soll ab Herbst 2024 die bisherigen vier Logistikstandorte der Agravis in Münster ablösen. Insgesamt fallen dafür rund 60 Millionen Euro an. „Wir gehen davon aus, dass die Inbetriebnahme wie vorgesehen im Herbst dieses Jahres erfolgen kann“, blickte Köckler voraus. Durch die Bündelung an einem Standort könne Agravis die Anzahl der Lkw-Fahrten reduzieren. Dadurch sowie durch den Einsatz eines ersten E-Lkw, der zwischen Nottuln und Münster pendeln soll, reduziere sich der CO2-Ausstoß. Für 2024 plant Agravis mit einem ähnlich hohen Investitionsvolumen von 101 Millionen Euro.

Vor dem Hintergrund der Bauernproteste seit dem Jahreswechsel adressierte Agravis-Chef Köckler bei der Bilanzpressekonferenz Forderungen an die Politik: „Landwirtschaft braucht verlässliche Rahmenbedingungen und eine Perspektive, damit der Nachwuchs die Betriebe fortführt, Investitionen getätigt werden und auch eine Chance besteht, dass das investierte Geld wieder erwirtschaftet werden kann.“ Er nannte dabei etwa die Rahmenbedingungen für den Stallbau für Nutztiere, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie die Besteuerung von Kraftstoffen für die Landwirtschaft.

Auf das laufende Geschäftsjahr blickte der Vorstand „konservativ“: Agravis plant preisbedingt mit einem weiteren Umsatzrückgang auf 8,1 Milliarden Euro und einem Ergebnis vor Steuern von 60,1 Millionen Euro.

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