Wenn Unternehmen Jubiläum feiern, schaut man oft zurück in die Vergangenheit. Wie fing alles an? Welche Meilensteine gab es? Welche Erfolge, aber vielleicht auch Krisen? So auch Flender. Doch für den Antriebstechnikspezialisten war der 125-jährige Geburtstag vor allem ein Grund, in die Zukunft zu schauen. „Wir sind und waren schon immer eine große Flender-Familie. Egal wo auf der Welt, ob Mitarbeitende, Kunden, Lieferanten, Partner, Eigentümer – heute fühlen wir uns alle als Flenderaner. Ich bin unglaublich stolz, Teil dieses Teams zu sein und mit euch gemeinsam die Energiewende voranzutreiben. Denn ohne Antriebstechnik und Flender bewegt sich nichts auf dieser Welt“, betonte Flender-CEO Andreas Evertz bei der Jubiläumsparty.
Glückwünsche vom NRW-Ministerpräsidenten
Zu den Gästen gehörte auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. In seiner Rede betonte er Flenders Bedeutung für die gesamte Region als einer der größten Arbeitgeber. Der nur wenige Kilometer entfernt vom Flender-Hauptsitz aufgewachsene Wüst verbindet mit Flender Erinnerungen bis zurück in seine Jugend: „125 Jahre Innovationskraft made in Nordrhein-Westfalen: Flender steht für deutsche Ingenieurskunst der Spitzenklasse. Als weltweit führendes und zugleich einziges noch in Deutschland produzierendes Unternehmen für Windkraftgetriebe setzt das Unternehmen maßgebliche Impulse für die Energiewende. Damit leistet Flender nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Transformation der Wirtschaft, sondern auch zur Stärkung des Industriestandortes Bocholt und der Arbeitsplätze in der Region. Auf dieses besondere Jubiläum kann das Unternehmen Flender wahrlich stolz sein.“
Die Jubiläumsparty in Bocholt war der Auftakt für Feierlichkeiten an allen weltweiten Flender-Standorten im Laufe des Jahres. Die Leitungen der 33 Landesvertretungen waren nach Bocholt gekommen und liefen mit ihren Landesfahnen auf der Open-Air-Bühne auf. „Uns war wichtig, hier heute mit allen gemeinsam zu feiern. Es sollte keine separaten Festakte für unsere Kunden, Lieferanten und Partner geben. Das zeichnet Flender auch aus: bei uns gibt es keine Trennung, alles funktioniert nur zusammen“, so CEO Evertz. Die Mitarbeitende zeigten ihren Familien und Freunden am darauffolgenden Familientag die Fertigungshallen am Standort Bocholt. Sie verfolgten unter anderem die Abhärtevorgänge in der betriebseigenen Härterei, also wie die 900 Grad heißen Zahnräder abgekühlt wurden.
In den 1980er Jahren brachten Flender-Getriebe die ersten Windräder zum Laufen. 1991 war das Flender Zahnradgetriebe demnach die erste Seriengetriebereihe der Welt auf Plattformbasis – bis heute der Industriestandard und Grundlage für tausende von Tochterprogrammen und Applikationsgetrieben. Heute ist das Unternehmen mit seiner Windmarke „Winergy“ nach eigenen Angaben Marktführer und hat jedes dritte Windrad auf der Welt mit einer Antriebskomponente ausgestattet. Rund 55 Prozent des Umsatzes macht Flender im Bereich Wind.
Das Getriebe „Flender One“ wird seit 2022 stufenweise in den Markt eingeführt. Die Getriebe dieser Art werden durch ein neuartiges Monitoringsystem überwacht, sodass im Zuge der Nachhaltigkeit genau gesteuerte Wartungs- und Serviceleistungen möglich sind. Das setze neue Maßstäbe in Sachen Energieeffizienz und optimalem Ressourceneinsatz, wie das Unternehmen mitteilte. „Die Industrie muss auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit im Zuge der Energiewende vorangehen“, betonte Fertigungsleiter Christian Weck. Bis zu 99 Prozent eines Getriebes können heute wiederverwertet werden.
Flender ist mittlerweile Teil der US-amerikanischen Private-Equity-Gesellschaft Carlyle Group und beschäftigt in 33 Ländern weltweit rund 9.000 Mitarbeitende, davon arbeiten etwa 3.000 in Bocholt und Voerde.
Sozialverträglicher Stellenabbau geplant
Aufgrund eines Nachfrage-Rückgangs nach Windkraftanlagen und entsprechenden Antrieben hatte das Unternehmen im April dieses Jahres angekündigt, seine Fertigungszahlen und infolgedessen auch die Zahl der Arbeitsplätze aufgrund von Überkapazitäten anzupassen. Das soll sozialverträglich geschehen, etwa durch einen freiwilligen Wechsel in eine Transfergesellschaft oder dadurch, dass Stellen von Mitarbeitenden, die in Rente gehen, nicht nachbesetzt werden. Die Gespräche mit den Mitarbeitenden liefen gut, wie das Unternehmen im Rahmen der Jubiläumsfeier mitteilte. CEO Evertz erwartete zudem einen erneuten Aufschwung in der Windbranche.