Marken und Macher 2024

Vorwort | Den Unterschied machen

Eine starke Unternehmensmarke ist längst nicht mehr nur ein Privileg der großen international agierenden Konzerne. Besonders im Mittelstand – und gerade in eher ländlich und kleinstädtisch geprägten Regionen wie dem Münsterland – liegt in einer kontinuierlich kommunizierten Marke großes Potenzial.

Professor Dr. phil. Markus Kiefer, langjähriger Professor für Unternehmens- und Wirtschaftskommunikation an der FOM – Hochschule, nimmt heute Lehraufträge zu unterschiedlichen Kommunikations-Themen an Hochschulen und wirtschaftsnahen Akademien wahr. Foto: Anja Wittenberg

Doch ausgerechnet in dieser Region begegnen einem oft Unternehmen, die in ihrem Auftreten betont zurückhaltend agieren. Der Gedanke dahinter: Man ist ja vor Ort bekannt, pflegt persönliche Kontakte und stellt qualitativ hochwertige Produkte her. Außerdem möchten sich die oft bescheidenen Unternehmer-Persönlichkeiten ungern in den Vordergrund stellen. Das ist zwar sympathisch, aber reicht das wirklich aus? 

Denn auch, wenn im lokalen und regionalen Umfeld eine hohe Bekanntheit gegeben ist, sollte man die Wirkung einer Unternehmensmarke nicht unterschätzen. Ein leistungsfähiges Unternehmen kann zwar mit seinen Produkten und mit ökonomischem Erfolg aufwarten. Aber das allein ist in unserer von den allgegenwärtigen Medienkanälen beeinflussten Wahrnehmung nicht unbedingt erfolgsträchtig. 

Ein attraktives Unternehmen wird durch weitere Faktoren geprägt. Eine interessante Unternehmensmarke zum Beispiel. Diese kommuniziert nämlich die Unternehmenskultur und somit die zentralen Unternehmenswerte auf eine möglichst unverwechselbare Art. Zu vermeiden ist allerdings die „Jedermanns-Falle“ in der Markenkommunikation – also das Verwenden derjenigen Werte, die schon alle anderen für sich reklamieren, wie beispielsweise Fairness, Respekt, Kundenorientierung, Teamgeist, Nachhaltigkeit, Verantwortung, Innovation, Zuverlässigkeit und Transparenz. Wenn Sie das auch tun, machen Sie keinen Unterschied. Wenn Sie schon diese inflationär reklamierten Werte kommunizieren, dann bitte in Bildern, Filmen und Geschichten, die den Wert bildhaft, glaubhaft und begeisternd vermitteln.

Unternehmen stehen inzwischen in einem knallharten Wettbewerb um Talente und Fachkräfte. Die Generation Netflix, Instagram, TikTok und Snapchat erwartet heute mehr als ein schickes Firmenlogo und austauschbare Leistungsversprechen. Sie will spüren, wofür ein Unternehmen steht und wie es tickt. Eine überzeugende Unternehmensmarke ist ein wirkungsvolles Instrument, um diese Zielgruppen direkt anzusprechen und zu gewinnen. Das muss auf allen firmeneigenen Medien immer wieder gezeigt werden, von der Unternehmenszeitschrift über die Website bis hinein in alle Social-Media-Accounts.

Eine klar positionierte Marke hebt das Unternehmen nicht nur im Wettbewerb um Arbeitskräfte ab, sondern wirkt auch nach innen. Wenn Mitarbeitende die Werte des Unternehmens sehen, verstehen und stolz vertreten, steigt deren Motivation und Bindung, das „Wir-Gefühl“ im Unternehmen.

Eine mutige und gezielte Markenstrategie für mittelständische Unternehmen ist damit mehr als eine Marketingmaßnahme – sie ist ein bewährtes Kommunikationskonzept. Sie ist Ausdruck des eigenen Selbstverständnisses und eine Einladung an Kunden und Mitarbeitende, Teil dieser Geschichte zu sein – oder zu werden.

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