„Ich habe mich gut eingelebt und bereits viele interessante Gespräche mit den Unternehmerinnen und Unternehmern in Velen und Ramsdorf führen können. Die Vielfalt und die Leistungsfähigkeit der vielen kleinen und mittelständischen Betriebe haben mich beeindruckt“, fasst Jakubik ihre ersten Eindrücke zusammen. Die Stadt ist für sie kein unbekanntes Terrain: Nach ihrer Ausbildung und den ersten Berufsjahren in der freien Wirtschaft war sie zehn Jahre lang in der Tourist-Info von Velen tätig. Die gelernte Veranstaltungskauffrau war dort unter anderem für diverse Events in Velen und Ramsdorf zuständig. Auch in dieser Funktion hatte sie immer mal wieder Kontakt mit der lokalen Wirtschaft, etwa bei den Gewerbeschauen, und hat sich so ein Netzwerk aufgebaut.
Um noch besser auf die Bedarfe der Unternehmen vor Ort eingehen zu können, hat Jakubik eine Unternehmerbefragung gestartet. Die Auswertung der Ergebnisse läuft noch. Abgefragt wurden zum Beispiel die drängendsten Herausforderungen der Unternehmen, ihre aktuelle Geschäftslage, ihre Zufriedenheit am Standort oder in welchen Bereichen sie mehr Unterstützung benötigen, etwa bei der Fachkräftesuche oder bei der stärkeren Wahrnehmung vor Ort.
Erste Projekte angestoßen
Für den Einzelhandel hat Jakubik im vergangenen Jahr schon erste Projekte angestoßen. „Wir haben anhand einer Studie der Landesregierung NRW zum Einkaufsverhalten im vergangenen Jahr ermittelt, was sich Kunden für ihre Innenstadt wünschen. Eine Erkenntnis war, dass die Händler vor Ort digitaler werden sollen“, gibt Jakubik einen Einblick. Vor diesem Hintergrund hat die Velener Wirtschaftsförderung ihr Serviceangebot um einen Digicheck in Zusammenarbeit mit der WFG für den Kreis Borken erweitert. Der unterstützt Einzelhändler dabei, ihre Produkte auch online und auf Social Media stärker an die Zielgruppe zu bringen.
Veranstaltungen wie das Heimatshoppen sollen Kunden außerdem wieder stärker fürs Einkaufen vor Ort sensibilisieren. Helfen soll dabei auch ein weiteres digitales Format: der „Mein Velen Ramsdorf“-Stadtgutschein, der bei zahlreichen Unternehmen und Händlern in Velen und Ramsdorf eingelöst werden kann. Das neue Format wurde im März dieses Jahres eingeführt und ergänzt den Papiergutschein, sodass der Stadtgutschein nun sowohl analog als auch digital erhältlich ist „Der Gutschein ist nun digital ebenfalls mit unterschiedlichen Beträgen sowie personalisiert zu erwerben“, erklärt Jakubik. Ziel ist es, die lokale Wirtschaft zu stärken und den Einkauf vor Ort noch attraktiver zu gestalten.
Für die Unternehmen in der Kommune hat die Wirtschaftsförderin in diesem Jahr außerdem ein altbekanntes Format wieder neu aufleben lassen: das Unternehmerfrühstück. Anfang April fand es erstmals nach einigen Jahren Pause wieder statt. Rund 90 Unternehmerinnen und Unternehmer trafen sich beim Büroartikeldienstleister Wietholt. „Bei diesem Format wollen wir in die Unternehmen vor Ort hineingehen und so in lockerer Atmosphäre bei einer Unternehmensführung greifbar machen, was die Betriebe hier leisten. Auf diese Weise ergeben sich auch neue Geschäftskontakte. Beim Netzwerken kann man sich außerdem gut darüber austauschen, wie andere Unternehmen mit den gegenwärtigen Herausforderungen umgehen“, erläutert die Wirtschaftsförderin.
Als Pendant zum Unternehmerfrühstück findet einmal im Jahr das abendliche Unternehmerforum statt. „Dabei geht es auch ums Netzwerken und den Informationsaustausch durch verschiedene Vorträge – allerdings in dem sehr stilvollen Ambiente im Schloss Velen“, erklärt Jakubik. Unter den Gastrednern waren bereits auch einige Prominente: Joey Kelly und Neven Subotic. Sich vernetzen und gleichzeitig informieren können sich Unternehmerinnen und Unternehmer auch beim alljährlichen Digital Summit. Dabei geht es – wie der Name schon vermuten lässt – rund um die Digitalisierung. „Unternehmen aus dem Münsterland bringen wir dabei mit Experten aus der Digitalbranche zusammen“, erklärt Jakubik. Der Digital Summit findet in diesem Jahr am 26. Juni statt.
Messe für Bauen und Wohnen
Ein weiteres Highlight im Kalender der Velener und Ramsdorfer Unternehmen ist für den 6. Juli eingetragen. Dann findet eine Messe fürs Bauen und Wohnen in der Thesingbachhalle statt. „Da es unsere Gewerbeschau nur alle vier Jahr im Wechsel in Ramsdorf und Velen gibt, haben wir uns überlegt, mit der Messe ein zusätzliches Angebot zu schaffen, damit sich ortsansässige Unternehmen einem breiten Publikum vorstellen können. Das passt auch zeitlich gut, da in Velen und Ramsdorf in den kommenden drei Jahren fast 200 neue Baugrundstücke geschaffen werden und der Informationsbedarf hier sicherlich groß ist“, blickt die Wirtschaftsförderin voraus. Handwerks- und Bauunternehmen, aber auch Banken stellen ihre Angebote rund ums Bauen, Renovieren und die Finanzierung solcher Projekte vor.
Einen ganz neuen Ansatz will Jakubik bei ihren regelmäßigen Unternehmensbesuchen aufgreifen. „Ich möchte den Betrieben nicht nur einfach einen Besuch abstatten und fragen, wie es ihnen geht, sondern ich möchte authentische, greifbare Einblicke in ihre Arbeit und die verschiedenen Berufsbilder bekommen – und diese dann nach außen tragen“, erklärt sie. Unter dem Motto „Gewerbe erleben“ plant die Wirtschaftsförderin, die Unternehmen als Praktikantin selbst zu begleiten. Als Kfz-Mechanikerin, als Dachdeckerin, als milchwirtschaftliche Laborantin.
Ihre Eindrücke will sie per Blog und Video für Social Media festhalten. „Ich möchte sowohl die kleineren Unternehmen als auch die verschiedenen und zum Teil unbekannten (Ausbildungs)Berufe unserer Unternehmen vor Ort publik machen und so die Azubi- und Fachkräftesuche unterstützen“, so Jakubik.
Anja Wittenberg