Wie bei einer Vielzahl solcher Förderprojekte liegt den Planungen in Ramsdorf ein „Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept“ zugrunde. Dieser langfristige Plan wurde 2011 erstmals entwickelt und 2018 umfassend überarbeitet und fortgeschrieben. „Nach Abschluss der Planungsvorbereitungen konnten wir zum 31. Oktober 2023 den Förderantrag für die Ortskernsanierung einreichen“, erinnert sich Klemmer. Insgesamt sind bis zu 7,6 Millionen Euro für alle geplanten Maßnahmen beantragt, bis Ende September 2025 muss ein Folgeantrag mit der endgültigen (und dann maximalen) Fördersumme eingereicht werden.
Nach Bewilligung gibt es dann vom Fördermittelgeber für die Umsetzung der Pläne maximal zehn Jahre Zeit, wie Klemmer formuliert. Und zu erledigen gibt es Einiges. „Es geht vor allem darum, den historischen Ortskern barrierefrei zu gestalten“, beschreibt Klemmer das Ziel. „Dazu muss der ruhende und fließende Autoverkehr mehr aus dem Ortskern herausgehalten werden.“ Einige der vorhandenen Parkplätze werden weichen müssen – dafür werde ein ebenerdiges Pflaster entstehen, außerdem Bäume und auch ein Fontänenspiel. Dazu kämen noch Sitzmöbel, damit Menschen dort auch verweilen können – sogenannte „konsumfreie Aufenthaltsplätze“, erläutert Klemmer.
Gerade bei Veränderungen im motorisierten Verkehr und damit auch bei den Gewohnheiten der Kundinnen und Kunden sei es wichtig, alle Maßnahmen und auf den zahlreichen Bürgerveranstaltungen gemeinsam gefundene Kompromisse gut zu kommunizieren – mit den Bürgerinnen und Bürgern ebenso wie mit dem Einzelhandel, macht Klemmer klar. Bewusst wendet der Stadtplaner daher Zeit für Überzeugungsarbeit auf: „Autos im Ortskern sind aus Sicht der Aufenthaltsqualität und der Stadtplanung einfach unbefriedigend“, betont er und verweist auf Städte wie Münster oder Bocholt, die diese Ziele längst umgesetzt haben. Nun ist Ramsdorf keine Großstadt, doch das Grundprinzip gilt hier wie dort: Begrünte Ortskerne mit wenig Autoverkehr, dafür viel Wasser, verbessern das Klima erheblich und sind zugleich Voraussetzung dafür, Menschen wieder in Zentren leben (und einkaufen) zu lassen. Klemmer verweist hier auch auf die niederländischen Nachbarn, die längst viel weiter seien. „Es braucht einfach etwas Zeit“, sagt er.
Vier Bauabschnitte sind in Ramsdorf geplant. Seit Ostern steht der Burgplatz im Fokus. Neben dem neuen Pflaster entsteht dort auch eine Zisterne für die Bewässerung der Bäume. „Dazu werden dort Sitz- und Liegeflächen entstehen.“ Während der Bauphase werde es zwar Einschränkungen geben, doch am Ende werde es sich lohnen.
In der zweiten Phase geht es 2026 auf der Lange Straße weiter, die weiter verkehrsberuhigt wird. „Voraussichtlich wird das mit einem Pilotprojekt verbunden, das auf etwa 130 Metern vorübergehend eine Fußgängerzone vorsieht“, blickt Klemmer voraus. Das sei zumindest Teil der Überlegungen. Ab 2027 folgt die Straße Ravendyk entlang der Kirche und ab 2028 soll der Kirchplatz saniert werden. Die notwendigen Gespräche mit der Kirchengemeinde stünden aber noch aus, sagt Klemmer.
Dass im Kern kein Weg daran vorbeiführt, Menschen den Vorrang vor Autos zu geben, daran hat Klemmer keinen Zweifel. Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer, ein besseres Klima, barrierefreie Aufenthaltsqualität und für alle einfach mehr Lust am Verweilen: „Das macht für Stadtplaner den Ortskern der Zukunft aus.“
Carsten Schulte