Für „Siltings Feld“ laufen bei der Stadt Velen die Vorbereitungen für die Aufstellung des Bebauungsplans. Das Gewerbegebiet wird in unterschiedliche Bereiche eingeteilt, für die jeweils eigene Abstandsklassen gelten. „So können sich unterschiedliche Gewerbetreibende ansiedeln“, informiert Judith Wilde, Fachdienstleiterin für Stadtentwicklung, Infrastruktur und Umwelt bei der Stadt Velen. Das Gebiet soll am Kreisverkehr am Ortseingang Richtung Borken unweit der Bundesstraße 67 ausgewiesen werden. „Die Lage ist ideal, da über die B 67 eine gute Anbindung an die Region sowie zur A 31 besteht“, betont Wilde.
Im Haushaltsplan ist die Erschließung des Gewerbegebietes für 2027 vorgesehen – dann könnte auch frühestens die Vermarktung losgehen. 2028 sollen die ersten Gewerbetreibenden mit dem Bau beginnen können. Die Interessentenliste sei schon jetzt lang. Wer zum Zuge kommen will, muss allerdings ab diesem Jahr bestimmte Kriterien erfüllen. 2025 will der Rat nämlich einen Kriterienkatalog verabschieden, der für ansiedlungswillige Unternehmen bestimmte ökologische Bedingungen vorschreibt. Die Vergabe der Grundstücke richtet sich dann nach einem Punktesystem. Punkte sammeln können Unternehmen zum Beispiel durch die Anzahl der entstehenden Arbeitsplätze oder Klimaschutzmaßnahmen.
Bewegung in der Wirtschaft vor Ort gibt es auch im Gewerbegebiet Velen. Dachdeckermeister Sebastian Janzen hat dort einen neuen Standort gebaut und ist Anfang des Jahres mit seinem Team von Borken-Weseke nach Velen umgezogen. „Wir haben schon länger nach einem geeigneten Grundstück gesucht, weil wir einfach etwas Eigenes bauen wollten, was genau zu unseren Bedürfnissen passt“, begründet Janzen den Schritt. „Zuvor hatten wir ein kleines Lager gemietet und eine Mietwohnung als Büro genutzt. Das war aber auf Dauer nicht ideal“, so der Dachdeckermeister.
Dass die Wahl auf Velen fiel, war kein Zufall: „Wir haben hier familiäre Wurzeln und auch viele unserer Kunden stammen aus Velen, Borken und Umgebung. Insofern freuen wir uns, dass wir mit Velen einen strategisch günstigen Standort gefunden haben“, erläutert Janzen. Auf rund 1.400 Quadratmetern hat der Betrieb ein Bürogebäude mit Lagerfläche errichtet. Dort hat Janzen nun genug Platz, um Material zu lagern. Mit drei Mitarbeitenden kümmert er sich neben der Bedachung von Neubauten vor allem um Dachsanierungen oder den Einbau von Dachfenstern und PV-Anlagen. „Für dieses Jahr haben wir außerdem noch einen Ausbildungsplatz zu vergeben”, informiert Janzen.
Am Standort Velen investiert hat auch Fragemanns Reisekutsche. Das familiengeführte Busunternehmen hat im vergangenen Jahr auf dem Nachbargrundstück erweitert und dort eine 500 Quadratmeter große Parkfläche für seine Fahrzeuge eingerichtet. Außerdem wurde die Fläche für einen Ladepark vorbereitet. Eine E-Ladesäule mit zwei Anschlüssen, die auch öffentlich genutzt werden kann, sowie ein Super-Charger sind schon angeschlossen worden. „Wir haben festgestellt, dass es hier im Gewerbegebiet einen großen Bedarf an Lademöglichkeiten gibt – zum Beispiel, weil Kunden der Gewerbegebetriebe um uns herum mit E-Fahrzeugen anreisen. Die öffentliche Säule wird bereits sehr gut angenommen“, freut sich Geschäftsführerin Isa Fragemann. Vor diesem Hintergrund soll zeitnah eine zweite Ladesäule hinzukommen.
Auf der Fläche lädt das Unternehmen auch seine eigenen E-Fahrzeuge. Sechs der aktuell etwa 100 Busse, Pkw und Rollstuhlfahrzeuge fahren bereits elektrisch. Zwei weitere E-Fahrzeuge sollen bald hinzukommen. „Wir würden gerne noch mehr auf Elektromobilität umrüsten, aber dazu fehlt einfach noch die passende Infrastruktur, da wir unsere Fahrzeuge auch unterwegs – je nach Länge der Strecke – verlässlich laden können müssen. Zudem ist die Anschaffung von E-Fahrzeugen aktuell noch sehr kostspielig“, betont Fragemann.
Das Busunternehmen will am Standort Velen noch weiterwachsen. Die Pläne für ein neues Bürogebäude hat Isa Fragemann bereits in der Schublade. „Wir platzen aufgrund des starken Personalwachstums im Verwaltungsbereich aus allen Nähten“, begründet die Geschäftsführerin. Seit 2019 hat sich die Mitarbeiterzahl des Familienbetriebs verdoppelt, auf nun mehr 130 Personen. Neben Büroflächen sollen auch ein neuer Aufenthaltsbereich sowie Lagerflächen – zum Beispiel für Reifen – entstehen. Das Unternehmen hat sich neben dem Schülerverkehr in Velen vor allem auf den Schulspezialverkehr für Kinder mit Behinderung, auf den Transport von Menschen mit Handicap zur Arbeit sowie auf Busfahrten am Wochenende – zum Beispiel Clubfahrten – spezialisiert. Fragemann ist im Kreis Borken bis nach Münster unterwegs.
Anja Wittenberg