Nordkirchen

Mobilität: Den Umstieg erleichtern

Lieber das Carsharing-Angebot um die Ecke nutzen, als einen eigenen Zweitwagen anschaffen. Besser den Zug nehmen, anstatt mit dem Auto im Berufsverkehr stecken zu bleiben. Und öfter aufs Lastenrad zum Einkaufen steigen, anstelle das eigene Auto für Kurzstrecken nutzen. Allesamt Vorsätze, mit denen Mobilität „grüner“ werden soll. Die sind in der Praxis – vor allem im ländlichen Bereich – aber oft nicht so einfach umsetzbar. Die Gemeinde Nordkirchen zeigt, wie es trotzdem funktionieren kann.

Treiben gemeinsam das Carsharing-Projekt in Nordkirchen voran (von links): Bürgermeister Dietmar Bergmann, Jan Honekamp von der wuddi GmbH und Klimaschutzmanagerin Janine Eßmann Foto: Gemeinde Nordkirchen

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Mithilfe einer Förderung vom Land NRW wurde in den vergangenen Jahren in allen drei Ortsteilen Nordkirchen, Südkirchen und Capelle sowie zusätzlich am Bahnhof in Capelle eine Mobilstation errichtet. Die verfügt jeweils über Bus-Haltepunkte, Aufenthaltsräume, offene Fahrradabstellanlagen mit Schließfächern, Videoüberwachung sowie Ladesäulen für E-Bikes und E-Autos. Damit soll Bürgerinnen und Bürgern sowie Gästen der Kommune der Umstieg auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erleichtert werden. Die Mobilstation in Nordkirchen verfügt zusätzlich über eine Fahrradreparaturwerkstatt. „Durch das Schloss ist Nordkirchen Ziel zahlreicher Radtouristen, sodass es unterwegs auch mal den einen oder anderen Schaden zu reparieren gibt. Mit unserer Werkstatt wollen wir ein entsprechendes Serviceangebot vorhalten“, erklärt Klimaschutzmanagerin Janine Eßmann und freut sich: „Die Mobilstationen werden schon sehr gut angenommen.“ 

Drei Jahre Förderung vom Land NRW

Ende des vergangenen Jahres ist die Gemeinde noch einen Schritt weiter in Richtung nachhaltige Mobilität gegangen: Im Juli 2024 wurde ein E-Carsharing-Angebot in Nordkirchen geschaffen. Aktuell stehen sechs Fahrzeuge verteilt auf fünf Stationen im Gemeindegebiet zur Verfügung, jeweils eins an jeder Mobilstation sowie zwei E-Autos in einem Wohngebiet in Nordkirchen. Für drei Jahre erhält die Gemeinde eine 80-prozentige Förderung vom Land NRW – sofern nicht der gewünschte Umsatz erreicht wird.

„Ziel ist, dass sich die Menschen von ihrem Zweitwagen – der ja einen Großteil des Tages ohnehin nur steht – trennen und dafür Carsharing nutzen. Denn ganz ohne Auto wird es im ländlichen Bereich schwierig, mobil zu bleiben, da die Infrastruktur beim ÖPNV einfach nicht so weit ausgebaut ist wie in Großstädten“, erklärt Eßmann. Das neue Angebot wurde in den ersten Monaten schon ganz gut angenommen. „Das zeigt, dass ein solches Projekt auch im ländlichen Raum funktioniert – wenn man es an den richtigen Stellen platziert. Es klappt nicht, wenn der Weg von der Haustür bis zum Carsharing-Auto zu lang ist“, betont die Klimaschutzmanagerin, die mit dem Start des Angebots zufrieden ist. Potenzial nach oben gebe es aber noch. 

E-Lastenrad-Projekt

Ein weiterer Baustein im Mobilitätskonzept der Gemeinde ist das E-Lastenrad-Projekt. Damit will sich die Kommune vor allem an Familien wenden. „Deshalb haben wir jeweils ein Lastenrad in den Wohngebieten der drei Ortsteile stationiert“, erläutert Eßmann. Die E-Räder sind in Metallboxen, die das Nordkirchener Unternehmen Metalltechnik Herrendorf entwickelt hat, sicher untergestellt. Dort können sie auch über eine PV-Anlage mit Speicher – ebenfalls von einem Nordkirchener Unternehmen, der H&V Energietechnik, entwickelt – aufgeladen werden. Per App lassen sich die Lastenräder buchen und aufschließen. „Das Projekt wird im vierten Jahr sehr gut angenommen und vor allem von Familien mit Kindern zum Einkaufen oder für Ausflüge genutzt“, resümiert Eßmann. Das Projekt hat der Kreis Coesfeld mittlerweile aufgegriffen und kreisweit auch auf andere Kommunen ausgerollt. Dafür ist der Kreis unlängst auch ausgezeichnet worden. „Es ist schön und macht uns auch ein wenig stolz, eine Vorreiterrolle bei diesem Angebot übernommen zu haben“, betont Eßmann. 
 

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