Altenberge

Karl Reinke: „Weichen für zukunftssichere Wohnungsversorgung stellen”

Altenberge, die Gemeinde auf dem Hügel: Schon von weitem ist die Katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist zu sehen. Rings um das Gotteshaus herum hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Die Gemeinde hat sich verschiedene Sanierungsmaßnahmen und Umbauten bis 2030 vorgenommen und wird nach Lage der Dinge sogar eher fertig sein. Im Interview erklärt Bürgermeister Karl Reinke, was bisher entstanden ist, wie es der Gemeinde heute geht und welche Pläne er noch hat.

Karl Reinke, Bürgermeister Altenberge Foto: Barbara Langer

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Herr Reinke, im Kern der Gemeinde Altenberge entsteht in den kommenden Jahren ein neues Rathaus. Warum ist das wichtig und was erhoffen Sie sich gerade auch für die Bürgerinnen und Bürger davon?   

Das heutige Rathaus stammt noch aus den Siebzigerjahren und eine Sanierung wäre teurer gewesen als der Neubau. Wir schaffen jetzt nicht nur eine mo­derne und bürgerfreundliche Verwaltungszentrale, sondern setzen zugleich einen wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, Digitalisierung und effiziente Verwaltungsarbeit. Unser neues Rathaus wird nach neuesten Kriterien der Mitarbeiterzufriedenheit gestaltet. Wir sprechen hier über offene Bürostrukturen, Teilzeit-Homeoffice-Konzepte und eine ergonomische Ausstattung. Zudem soll das neue Rathaus als „digitales Rathaus“ und modernes Bürgerzentrum fungieren. Ein modernes Rathaus ist schließlich weit mehr als ein Verwaltungsgebäude – es ist eine zentrale Anlaufstelle für die gesamte Gemeinde.  

Auch in den Bau- und Gewerbegebieten stehen in der Gemeinde zurzeit Investitionen an. Wie bewerten Sie die Rahmenbedingungen?  

Altenberge ist aus meiner Sicht weiterhin ein attraktiver Wirtschaftsstandort – nicht zuletzt dank der hervorragenden Verkehrsanbindung und einer vorausschauenden Entwicklungspolitik. Vor allem im südlichen Bereich von Altenberge haben wir in den vergangenen Jahren umfangreiche Erweiterungen vorgenommen, die es Unternehmen ermöglicht haben, hier zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Die letzten Bau- und Gewerbeflächen müssen wir aber ressourcenschonend, nachhaltig und nach neuesten öko­logischen Erkenntnissen entwickeln. Die wirtschaftliche Funktionalität ist dabei nicht allein entscheidend. Wir setzen verstärkt auf ökologische Bauweisen, ver­pflichtende Dachbegrünung sowie die Integration von artenschutzrechtlichen Gestaltungsempfehlungen. Ich möchte auch noch betonen, dass sich aus unserer Sicht eine zukunftsfähige Wirtschaftspolitik nicht länger nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ richten darf. Stattdessen setze ich mich für qualitative Vergabekriterien ein, die neben der Schaffung von Arbeitsplätzen auch Umweltverträglichkeit und Klimaschutz berücksichtigen. So stellen wir sicher, dass zukünftige Gewerbeflächen effizient genutzt werden und langfristig einen echten Mehrwert für Altenberge bieten. 

Als Bürgermeister kennen Sie auch die Herausforderungen der Wirtschaft. Welche Themen begegnen Ihnen derzeit immer wieder?   

Die Herausforderungen für Unternehmen würde ich vielschichtig nennen – und sie machen nicht an Gemeindegrenzen halt. Gerade in Altenberge, wo zahlreiche Unternehmen mit internationaler Ausrichtung ansässig sind, spielen globale wirtschaftliche Entwicklungen eine entscheidende Rolle. Lieferkettenprobleme, steigende Energiekosten und der Fachkräftemangel wirken sich unmittelbar auf den lokalen Mittelstand aus. Besonders spürbar ist das bei unseren exportorientierten Betrieben, die mit internationalen Marktschwankungen und geopolitischen Unsicherheiten umgehen müssen. Aber auch kleinere Unternehmen und Handwerksbetriebe stehen vor der Herausforderung, sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen – sei es durch die Digitalisierung, steigende bürokratische Anforderungen oder die Notwendigkeit, nachhaltiger zu wirtschaften. Unsere Aufgabe als Gemeinde ist es, optimale Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn nur wenn die Unternehmen in Altenberge erfolgreich sind, bleibt unsere Gemeinde wirtschaftlich stark und zukunftsfähig. 

Wohnen ist auch ein großes Thema. Über die künftige Interkommunale Wohnungsbaugenossenschaft wurde (auch) in Altenberge durchaus gestritten. Der Förderbescheid liegt vor – was war die Idee dabei und wie geht es jetzt weiter?   

Bezahlbarer Wohnraum ist tatsächlich eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit, das spüren wir auch hier in Altenberge. Besonders einkommensschwächere Familien, Alleinerziehende und ältere Menschen haben es zunehmend schwer, in Altenberge eine bezahlbare Wohnung zu finden. Jahrzehntelang lag der Fokus auf dem Bau von Einfamilienhäusern, während geförderter Wohnraum immer knapper wurde. Der Markt allein hat hier keine ausreichenden Lösungen geschaffen, weshalb es notwendig ist, dass Kommunen aktiv gegensteuern. Zusammen mit sieben Kommunen der Städteregion Münster haben wir daher eine interkommunale Wohnungsbaugesellschaft gegründet. Sie hat das Ziel, gemeinsam bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Diese Gesellschaft ermöglicht es uns, Grundstücke in kommunaler Hand zu halten, langfristige Mietpreisbindungen zu gewährleisten und so für soziale Stabilität zu sorgen. Anders als oft befürchtet, geben wir dabei keine kommunale Hoheitsgewalt ab – im Gegenteil: Altenberge bleibt Eigentümer der eingebrachten Grundstücke und kann aktiv Einfluss auf die Mietpreise und die Entwicklung des Wohnraums nehmen. Aus meiner Sicht ist diese interkommunale Zusammenarbeit ein wichtiger Schritt, um die Weichen für eine zukunftssichere Wohnungsversorgung zu stellen.  

Zu den Zielen der Gemeinde zählt auch die Klimaneutralität und da hat Altenberge ja durchaus einige Pläne.  

Unsere Vision ist ein klimaneutrales Altenberge bis 2030. Dazu haben wir konkrete Strategien und Maßnahmen entwickelt, beispielsweise die Sanierung von Kanalnetzen, ein umfassendes Begrünungskonzept sowie den gezielten Ausbau erneuerbarer Energien. Gerade das Begrünungskonzept für den gesamten Ort ist ein zentraler Baustein: Mehr Grünflächen, zusätzliche Bäume und eine naturnahe Gestaltung öffentlicher Räume tragen maßgeblich zur Verbesserung des Mikroklimas bei, kühlen im Sommer überhitzte Flächen ab und sorgen für eine bessere Wasserspeicherung bei Starkregen. Gleichzeitig stärkt die Maßnahme die Biodiversität und macht Altenberge noch lebenswerter. Und es gibt noch ein Projekt, nämlich die Kläranlage. Hier gehen wir das REENO2MMÉE-Projekt an. Der Name steht für: „Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen durch die Nutzung von Elektrolysesauerstoff auf einer kommunalen Kläranlage mit erneuerbaren Energien“. Ziel ist es, die Kläranlage durch den Einsatz von Photovoltaik, Batteriespeichern und Biogas so zu optimieren, dass sie nahezu vollständig mit erneuerbarer Energie betrieben werden kann.  

Im September 2025 wollen Sie für eine zweite Amtszeit kandidieren. Welche Projekte wollen Sie bis dahin noch umsetzen oder anschieben?  

Grundsätzlich ist es mein Ziel, Altenberge für alle Generationen weiterhin lebenswert, nachhaltig und wirtschaftlich stark zu gestalten. Ein zentrales Vorhaben ist das „Quartier der Generationen“ auf dem Johannesschulgelände, das als Begegnungsort für Jung und Alt entstehen soll. Hier sollen Vereine, Kultur- und Sozialprojekte eine feste Heimat finden. Die kommunale Wärmeplanung ist ein weiterer wichtiger Baustein der Zukunft. Und auch das geplante Naherholungsgebiet am Sümpelmanns Teich liegt mir am Herzen. Hier soll im Rahmen eines Leader-Projekts ein multifunktionaler Treffpunkt für Altenberge entstehen. Altenberge ist nicht nur mein Wohnort, sondern mein Lebensmittelpunkt und meine Herzensangelegenheit. Ich lebe hier, arbeite hier und kenne unsere Gemeinde bis ins Detail – von den großen Projekten bis zu jedem einzelnen Anliegen der Bürgerinnen und Bürger. Diese Arbeit möchte ich gerne fortsetzen.  

Das Interview führte
Carsten Schulte

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