Denn Zurückhaltung sei nach wie vor zu spüren: Für manche Flächen, erklärt Nebel, gebe es zwar längst Baureife, doch zögerten einige Unternehmen mit Blick auf die Wirtschaftslage mit Investments länger als erwartet. Die Drei-Jahres-Frist, die von der Gemeinde Altenberge für die Zeit vom Grundstückskauf bis zum Baustart definiert wurde, werde durchaus ausgereizt.
Ein Coup ist der Gemeinde allerdings jüngst gelungen. Im Gewerbegebiet Altenberge Süd, direkt an der Landstraße 874 und in direkter Nachbarschaft zur Wecon GmbH, will der Logistik- und Fulfillment-Dienstleister Cella einen Standort errichten. Was das Projekt aus Altenberger Sicht spannend macht? Cella will die Verwaltung des Unternehmens aus Emsbüren (Landkreis Emsland) nach Altenberge verlagern – das bringt Arbeitsplätze in die Gemeinde und die Region. „Wir haben lange daran getüftelt“, sagt Nebel. In den Verträgen sei definiert, dass die Verwaltung für mindestens zehn Jahre in Altenberge bleibt. „Das ist für uns durchaus lukrativ, aber das passte auch von Anfang an.“
Überhaupt tut sich vor allem im Süden von Altenberge etwas. Die Flächen im Gewerbegebiet Ost (an der Umgehungsstraße) und West (Siemensstraße) sind weitgehend bebaut. Eine Chance zur gewerblichen Entwicklung sieht Nebel daher vor allem im Süden der Gemeinde. Die Vorbereitungen sind längst erledigt: Ein Regenrückhaltebecken wurde erweitert, der politische Beschluss liegt vor, auch die Grundstücke sind grundsätzlich verfügbar. In den kommenden zwei Jahren soll das Areal um etwa die Hälfte der heutigen Fläche erweitert werden, so Nebel.
Warteliste
Die Nähe zur B 54 und zum Oberzentrum Münster spielten noch immer eine wichtige Rolle bei der Ansiedlungspolitik, sagt Nebel. Er schränkt aber ein, dass die Lage aktuell „eher ruhig“ sei. „Wir können im Augenblick ohnehin nur eine Warteliste führen.“ Rund 50 Unternehmen stünden darauf, die Zahl stagniere seit einigen Monaten. Mit einem Quadratmeterpreis von 85 Euro sei auch in Altenberge mittlerweile ein vergleichsweise „stolzer Preis“ erreicht. Das könne sich nicht mehr jedes Unternehmen leisten. Gerade im Gewerbegebiet Süd zeige sich, dass der kleine Handwerksbetrieb dort eher keinen Platz finden könne. Mit Blick auf junge Unternehmen erkennt Nebel durchaus Nachteile. „Wir sehen, dass sich junge Unternehmer jetzt eher in Nordwalde oder Laer umschauen müssen.“
Mit Blick auf die reservierten oder unbebauten Gewerbeflächen weiß er: „Auch namhafte Unternehmen vor Ort agieren derzeit vorsichtiger.“ Die Zeiten, in denen vom Kauf bis zum ersten Bagger nur wenige Wochen vergingen, lägen weit zurück. Doch so angespannt die Lage auch sei: Ehe man über Neuansiedlungen verhandele, führe der erste Weg immer zu den Unternehmen vor Ort. Gibt es dort Expansionsbedarf? Muss die Gemeinde Optionsflächen freihalten? „Durch dieses Vorgehen dauert manches Projekt etwas länger und das wiederum hat natürlich auch Auswirkungen auf den Gemeindehaushalt. Aber wir ziehen hier weitgehend an einem Strang“, weiß Nebel um die Unterstützung der Politik.
Dass manchmal politische Wünsche und die Realität nicht zusammenpassen, zeigt sich allerdings an der Münsterstraße direkt am Ortseingang. Das dortige Sondergebiet sollte einmal eine Gewerbefläche für regionale Unternehmen mit Bezug zum Münsterland sein. „Das passte aber nicht zum Bedarf des Immobilienmarkts“, erinnert sich Nebel. Am Ende ein Vorteil: Denn einige hochwertige (Neu-)Ansiedlungen wie der Zweiradhändler Velo de Ville haben dort längst Zeichen gesetzt. Manchmal regelt der Markt eben doch.
Carsten Schulte