Den Trend zur Dezentralisierung unterstreicht Goldbeck mit rund 40 Standorten allein in Deutschland schon lange. „Jede Region tickt dabei ein bisschen anders“, sagt Terwey. Für den Standort Münster bedeutet das: Der starke Mittelstand steht hier besonders im Fokus. Für Agravis übergab Goldbeck im vergangenen Jahr ein Distributionszentrum in Nottuln, für Kordel realisierte das Unternehmen einen neuen Standort in Olfen, das neue Parador-Zentrum in Coesfeld ebenfalls und natürlich stammt auch die eigene Münsteraner Niederlassung an der Robert-Bosch-Straße, gebaut für die CM Immobilien Entwicklung GmbH, von Goldbeck selbst. „Und gerade haben wir mit den Bauarbeiten für drei Mittelstands-Projekte in Dülmen begonnen“, sagt Terwey.
In Münster und Umgebung sei reichlich zu tun, so Terwey. Neben Büro- und Produktionsgebäuden stehen übrigens auch Parkhäuser auf dem Goldbeck-Zettel. „Und der dringend benötigte Wohnungsbau ist für uns der am stärksten wachsende Geschäftsbereich.“ Auch die öffentliche Hand setze bei dem Bau von Schulen oder anderen öffentlichen Gebäuden wie Feuerwachen oder Katastrophenschutzzentren mehr und mehr auf Goldbeck. So habe man bundesweit inzwischen über 100 Schulen gebaut.
Doch ganz gleich, worum es am Ende geht: Goldbeck hat sich bereits seit vielen Jahren auf das systematisierte und serielle Bauen spezialisiert. Gemeint ist damit die weitgehende Vorfertigung von Bauteilen im Werk – unabhängig von Witterungseinflüssen. So werden beispielsweise Fenster bereits während der Produktion in Außenwände eingebaut und das fertige Bauteil dann erst zur Baustelle geliefert. Auf diese Weise könne man wetterdichte Rohbauten in deutlich kürzerer Zeit bereitstellen – rund 1.000 Quadratmeter Bürogebäude pro Woche. „Wir sehen Gebäude dabei als Produkt“, beschreibt Terwey den Ansatz. Für jeden Gebäudetypus sei eine bestimmte Funktionalität vorgedacht. Die Optik werde dabei bei jedem Projekt individuell angepasst. Anders gesagt: „Sichtbare Dinge werden individualisiert, nicht sichtbare Bauteile werden standardisiert.“ Am besten funktioniere das, wenn Goldbeck bereits im ganz frühen Planungsstadium hinzugezogen werde, sagt Terwey. „Dann versuchen wir zu verstehen, warum unser Kunde die vorgegebenen Eigenschaften des Gebäudes benötigt. Wenn wir die Abläufe verstehen, können wir mit unseren Planern und Architekten das passende Gebäude konzipieren.“ Terwey nennt das vom „weißen Blatt” weg planen.
Herausforderungen ergeben sich an anderer Stelle. Gerade die klimarelevante Baubranche müsse sich verändern, sagt Terwey. „Wir reden hier über schlaue Energiekonzepte, aber auch neue Produkte.“ Goldbeck unterhalte dazu eine Innovationsabteilung, in der Bauteile wie auch Prozesse optimiert werden sollen. Schlankere Bauteile, wo es die Statik zulässt. Stahl, dessen Produktion aus erneuerbaren Energien möglich wird. Oder auch Beton, der in der Produktion rund 35 Prozent weniger Emissionen verursacht und bereits heute eingesetzt wird.
Zwei Fragen an Christian Terwey
Wie bewerten Sie die Lage für Ihr Unternehmen aktuell?
Wir spüren immer noch eine Zurückhaltung im Wohnungsbau, aber auch in der Logistik. Auf der anderen Seite gibt es ein starkes Wachstum im Bereich der öffentlichen Hand, also beispielsweise bei Neubauten von Schulen. Mit Blick auf unseren Vertrieb muss ich sagen: Wir müssen viel mehr Bälle in der Luft halten, um ausreichend viele zu fangen.
Welche Wünsche hätten Sie für Ihre Branche?
Wir wünschen uns etwas mehr Pragmatismus und „Can-do-Mentalität” in Behörden. Gerade Genehmigungsprozesse werden immer aufwändiger und in vielen Bereichen werden Projekte durch immer neue Anforderungen fast unplanbar.