Bentec | Grünes Methan soll Erdgas ersetzen

Das Unternehmen Bentec produziert Tiefbohranlagen für die Erdgas- und Erdölindustrie. Doch die Firma aus Bad Bentheim entwickelt und baut auch Produkte, um die Energiewende voranzutreiben. Neben Bohranlagen zur Erschließung geothermischer Vorkommen entwickelt Bentec unter dem neuen Geschäftsnamen „Kenera“ Elektrolyseure zur Produktion von grünem Wasserstoff und stellt Batteriespeicher und Windkraftanlagen her – auch mit dem Ziel, Bad Bentheim zur Vorzeigekommune für eine nachhaltige und regionale Kreislaufwirtschaft zu machen.

Bentec hat ein Batterie-Energiespeichersystem für Bohranlagen entwickelt. | Foto: Bentec Batterie-Energiespeichersystem für Bohranlagen

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Auf den ersten Blick mag es wie ein Widerspruch klingen: Eine Firma, deren Kerngeschäft in der Förderung von Erdöl und Erdgas liegt, investiert in die Entwicklung regenerativer Energieerzeugung. Warum das trotzdem gut zusammenpasse, erklärt Jan Aalderink, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei Bentec. 

Das technische Knowhow, das in einer Tiefbohranlage steckt, könne auch für emissionsfreie Anlagen genutzt werden. „Die Leistungselektronik zum Beispiel, die dafür sorgt, dass die Antriebssysteme einer Bohranlage mit Energie versorgt werden, können wir ebenso zwischen regenerativen Stromerzeugern, wie Windkraft-, Photovoltaik- oder Biogasanlagen und dem Stromnetz oder dem Elektrolyseur beziehungsweise dem Batteriespeicher einbauen“, sagt Aalderink.

Mit Blick auf die Energiewende setzt Kenera so auf die Entwicklung einer emissionsfreien Energiegewinnung. Dazu gehört auch die Produktion von grünem Wasserstoff. Das gasförmige Element ist auf der Erde reichlich vorhanden. Doch wer Wasserstoff nutzen möchte, muss es zunächst aus dem Wassermolekül herauslösen. Dafür braucht man Elektrolyseure, in denen mithilfe von Strom das Wasser in seine Bestandteile aufgespalten wird. Als ein Produkt der neuen Geschäftseinheit entwickelt Kenera daher auch Elektrolyseure. Ende des Jahres 2023 soll der erste Prototyp in den Testlauf gehen. Damit die Herstellung des Wasserstoffs dann tatsächlich nachhaltig ist, müssen die Elektrolyseure wiederum emissionsfrei betrieben werden.

„Hier in Bad Bentheim wollen wir zeigen, dass sich eine Kommune mit solchen Modellprojekten emissionsfrei und in der Energieversorgung autark aufstellen kann“, sagt Aalderink. Das Unternehmen Bentec, das an seinem Hauptsitz in Bad Bentheim etwa 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, beteiligt sich an dem Ausbau des Bentheimer Energieparks. Die südlich von Bad Bentheim bestehende Biogasanlage, die über Leitungen bereits die Blockheizkraftwerke des Badeparks und der Fachklinik in Bad Bentheim versorgt, soll vergrößert und zu einem Bioenergiepark ausgebaut werden. 

In Kooperation mit dem Unternehmen Windwise aus Münster plant Kenera nun, dort drei Windkraftanlagen zu errichten. Mithilfe des Stroms aus den Windkraft- sowie Photovoltaikanlagen kann dann der Wasserstoff in den Elektrolyseuren gewonnen und direkt in Bad Bentheim in das geplante öffentliche Wasserstoffnetz eingespeist werden. Die Lage des Energieparks sei dafür ideal, da dort ein Knotenpunkt des bundesweiten Wasserstoffnetzes verlaufe. Überschüssiger Strom soll in Batteriespeicher fließen, die Kenera ebenfalls produziert.

Mit einem speziellen Verfahren plant Kenera außerdem, das überschüssige Kohlendioxid aus der Biogasanlage mit Wasserstoff zu vermengen, um so Biomethan zu erzeugen, das eine drei- bis vierfach höhere Energiedichte als reiner Wasserstoff habe und wiederum direkt ins Erdgasnetz eingespeist werden könne. „Ein Gas, das aber mit Erdgas nichts zu tun hat“, sagt Aalderink. Bis 2025 sollen in Bad Bentheim auch zwölf Dieselbusse durch Fahrzeuge ersetzt werden, die mit diesem Biomethan betrieben werden. „Das Projekt zeigt, dass die Energiewende eine große Chance für Industrie und Handwerk nicht nur in unserer Region, sondern auch national und international ist“, sagt Forschungsleiter Aalderink. 
 

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