Kreis Borken

„Wirtschaftsförderung muss sich ständig neu erfinden“

Im April übernimmt Dr. Daniel Schultewolter die Geschäftsführung der WFG für den Kreis Borken. Im Interview verrät der gebürtige Gronauer, was ihn an der Aufgabe gereizt hat, er spricht aber auch über sich, seine Ansätze im neuen Aufgabenfeld und die bemerkenswerten Parallelen zu seinem Vorgänger, Dr. Heiner Kleinschneider.

Dr. Daniel Schultewolter, ab dem 1. April neuer WFG-Geschäftsführer

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Herr Dr. Schultewolter, im April übernehmen Sie die Nachfolge von Dr. Heiner Kleinschneider als Geschäftsführer der WFG für den Kreis Borken. Was hat Sie an der Aufgabe gereizt?
In der Wirtschaftsförderung hat man es mit den unterschiedlichsten Frage- und Aufgabenstellungen, mit verschiedenen Personen aus allen Bereichen der Gesellschaft und mit immer neuen Herausforderungen zu tun. Das macht die Aufgabe spannend und unglaublich abwechslungsreich. Für erfolgreiche Wirtschaftsförderung müssen aber auch die Voraussetzungen passen, die sind nicht überall gleich. Sie stimmen aber bei der WFG: Die Unterstützung vonseiten der Kommunen ist enorm. Hier zieht man gemeinsam an einem Strang, alle brennen für die Region. Hinzu kommen die Grenznähe und die enge Zusammenarbeit mit der Euregio und den Institutionen sowie den Unternehmen unserer niederländischen Nachbarn, ein kompetentes Team, eine sehr engagierte, mittelständische Unternehmerschaft wie es sie längst nicht überall gibt und das alles natürlich eingebettet in meine Heimat, das schöne Westmünsterland.

Landrat Dr. Kai Zwicker hat betont, dass Sie im Bewerbungsverfahren unter anderem mit Ihren klaren Strategien für die Bewältigung der künftigen Herausforderungen in der Wirtschaftsförderung gepunktet haben. Welche Themenfelder und Ansätze haben Sie dabei konkret im Auge?
In erster Linie natürlich die Themenfelder, die für die Wirtschaft vor Ort von Bedeutung sind, und in denen die Wirtschaftsförderung konkrete Hilfestellung leisten und zielführende Unterstützungsangebote entwickeln kann. Als übergreifendes Gebiet ist die Digitalisierung zu nennen. Auch für die Kommunen bieten digitale Instrumente Möglichkeiten zur Optimierung ihrer Prozesse und zur Problemlösung. In den Innenstädten schlummern Potenziale, die durch digitale Methoden für eine lebenswerte, energieeffiziente, innovative und nachhaltige Stadt-entwicklung genutzt werden können. Im Münsterland können wir auf eine sehr gut aufgestellte Digitalwirtschaft mit schlagkräftigen Unternehmen verweisen, deren Know-how in den Prozess mit einbezogen werden sollte, weil es zu einer erfolgreichen, zielorientierten Umsetzung beitragen kann. Weitere Herausforderungen, denen sich die Wirtschaftsförderung in Zukunft stellen muss, betreffen den Bereich des nachhaltigen Wirtschaftens sowie die Risiken und die Chancen, die sich hieraus ergeben, zum Beispiel in den Bereichen Bioökonomie und Wasserstoffwirtschaft. Bei alledem wollen wir jedoch stets die Rolle der Wirtschaftsförderung als Dienstleister in den Mittelpunkt stellen. Wir wollen für unternehmerisches Handeln die Voraussetzungen schaffen.

Was würden Sie sagen, stehen Sie als neuer Geschäftsführer der WFG eher für Kontinuität oder für Veränderung?
Für beides! Ich verfolge die Arbeit der WFG bereits seit mehreren Jahren, daher sind mir ihre Aktivitäten gut bekannt. Die WFG ist in meinen Augen eine moderne Wirtschaftsförderung, die wichtige Schwerpunkte gesetzt hat und mit einem motivierten und kompetenten Team auch für die Zukunft gut aufgestellt ist. Natürlich gilt aber auch weiterhin, dass Wirtschaftsförderung sich stets den Rahmenbedingungen anpassen muss. Und die verändern sich gerade in der heutigen Zeit sehr dynamisch. Hier gilt es, die Weichen zu stellen und für die Herausforderungen der Zukunft bereits heute Lösungen zu finden. Man kann es also auch so sagen: Wirtschaftsförderung muss sich ständig neu erfinden. Für eine moderne und innovative Wirtschaftsförderung ist kontinuierliche Veränderung notwendig.

Wie werden Sie sich in den Wochen bis zum 1. April auf die neue Aufgabe vorbereiten?
Zunächst bin ich bis Ende Februar bei der Wirtschaftsförderung in Bocholt beschäftigt und widme meine Aufmerksamkeit bis dahin dieser Aufgabe. Bei der WFG steige ich bereits ab dem 1. März ein, sodass ein fließender Übergang gewährleistet ist. Dann kann ich mir einen noch besseren Überblick über die laufenden Projekte und die internen Abläufe verschaffen. Ich werde sicher viele interne Gespräche mit dem Team und, wenn die Kontaktbeschränkungen es wieder zulassen, auch möglichst viele Gespräche mit den Partnern der WFG in den Kommunen, mit den Unternehmen und den Partner-Wirtschaftsförderungen im Münsterland führen. Gerade was den Kontakt zu den Unternehmern angeht, kann kein Telefonat und kein Online-Meeting das persönliche Treffen ersetzen.

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer, aber sicher auch der eine oder andere Mitarbeiter im WFG-Team, kennt Sie noch nicht persönlich. Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Als Münsterländer, und als solcher treffen einige der typischen Attribute, die man uns Münsterländern zuweilen zuschreibt, wohl auch zu: bodenständig, zuverlässig. Ich würde mich aber auch als offen und gesellig beschreiben. Am liebsten sind mir immer noch das persönliche Miteinander und das persönliche Gespräch. Wie gesagt: Ich hoffe, davon möglichst viele führen zu können, wenn die Lage es zulässt, und ich freue mich auf das Kennenlernen mit den Mitarbeitern im Team, die ich noch nicht treffen konnte.

Mit welchem Führungsstil wollen Sie die neuen Aufgaben angehen?
Wichtig ist mir, dass die WFG und ihre Arbeit weiterhin als Team und als Teamleistung wahrgenommen werden, und dass wir mit diesem Teamgeist weiterhin gemeinsam innovative Lösungen erarbeiten und umsetzen werden. Dafür sind in der Wirtschaftsförderung immer auch Kreativität, Phantasie, Einfallsreichtum, aber auch Mut, die Ideen umzusetzen, gefragt. Hierfür braucht es Freiräume und Entscheidungsspielräume für jeden Mitarbeiter sowie den erforderlichen Rückhalt. Innovative Ideen und Konzepte müssen auch mal scheitern dürfen. Wir wollen gemeinsam erfolgreich sein, aber sicherlich werden Projekte auch einmal nicht so laufen wie erhofft.

Ihr Vorgänger Dr. Kleinschneider war auch 35 Jahre alt, als er die Geschäftsführung der WFG übernahm. Er ist bis zu seiner Rente geblieben. Ist das für Sie auch vorstellbar?
Wir haben zudem an demselben Institut an der Universität in Münster promoviert und waren im Anschluss daran beide bei einer kommunalen Wirtschaftsförderung beschäftigt. Gegen eine weitere Parallele hätte ich nichts einzuwenden!

 

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