Kreis Coesfeld

Studie: „sehr gute Rahmenbedingungen“ für Start-ups in NRW

Düsseldorf – Nordrhein-Westfalen ist als Standort bei Start-ups beliebt. Das ist das Ergebnis des elften Deutschen Startup Monitors (DSM), herausgegeben von Startup Verband und PwC Deutschland. 74 Prozent der Gründerinnen und Gründer bewerten das Ökosystem in NRW demnach als gut oder sehr gut. Damit liegt das Bundesland vor Berlin (68 Prozent), München (67 Prozent) und Hamburg (43 Prozent) – und deutlich über dem bundesweiten Schnitt von 58 Prozent. Besonders gut schneidet Nordrhein-Westfalen bei der Nähe zu Universitäten, dem Netzwerk zu anderen Gründerinnen und Gründern sowie bei wirtschaftspolitischen Initiativen ab. Nachholbedarf gebe es der Umfrage zufolge beim Zugang zu Kapital. Für die Regionalauskopplung Nordrhein-Westfalen des DSM wurden 342 Start-ups befragt.

NRW ist als Standort bei Start-ups gefragt. Foto: AdobeStock/Sasun Bughdaryan

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„Die Ergebnisse zeigen, dass die Gründerszene im Westen sehr gute Rahmenbedingungen vorfinden und keinesfalls im Schatten der großen Startup-Metropolen stehen. Die Landesregierung hat mit Initiativen wie den Startercentern NRW als erste Anlaufstellen und Förderbanken wie der NRW.Bank ein gutes Gründerklima geschaffen. Jungunternehmerinnen und -unternehmer können in Nordrhein-Westfalen von Anfang an eine intensive Begleitung mit viel Expertise finden. Dazu leisten auch gründungsstarke Hochschul-Standorte wie Aachen und Münster einen wichtigen Beitrag“, erklärte Uwe Rittmann, Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC Deutschland

NRW schneidet bei Netzwerken und Förderangeboten gut ab

Die Zufriedenheit der Start-ups spiegelt sich auch im klaren Bekenntnis zum Unternehmertum und zum Standort wider: 90 Prozent der Befragten können sich vorstellen, wieder ein Unternehmen aufzubauen – davon 72 Prozent am selben Standort. Besonders heben sie das Netzwerk zu anderen Start-ups hervor, mit dem 80 Prozent zufrieden sind. Zum Vergleich: Bundesweit sind es 70 Prozent. Auch bei wirtschaftspolitischen Initiativen und Weiterbildungsangeboten für Gründende schneidet Nordrhein-Westfalen gut ab (76 bzw. 65 Prozent).

Aufholbedarf beim Thema Risikokapital

Vergleichsweise schwach aufgestellt ist Nordrhein-Westfalen der Umfrage zufolge hingegen beim Thema Finanzierung: Lediglich 33 Prozent der Gründerinnen und Gründer bewerten den Zugang zu Kapital und Investitionen als gut. Entsprechend zählt die Kapitalbeschaffung neben der Kundengewinnung und Produktentwicklung zu den Top-3-Herausforderungen, wie 42 Prozent bestätigen.

„Nach meiner Einschätzung wird das Thema weiter an Dringlichkeit gewinnen. Denn Nordrhein-Westfalen hat mit seiner Gründungsdynamik einen hohen Anteil junger Start-ups, die anfangs auf staatliche Fördermittel zurückgreifen. Doch sobald diese jungen Unternehmen das nächste Level erreichen, sind sie auf Wagniskapital angewiesen – ein Punkt, bei dem NRW schlecht abschneidet“, betont Maik Therres, Ansprechpartner für Venture Capital und Corporate Innovation in der Region West bei PwC Deutschland.

Das belegen auch die Zahlen: Nur elf Prozent erhalten Venture Capital, obwohl 33 Prozent gerne diese Finanzierungsquelle nutzen würden. Auch bei der Finanzierung durch Business Angels klaffe die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit mit 25 versus 44 Prozent weit auseinander.

Großes Potenzial bei der Zusammenarbeit mit dem Mittelstand

Doch den nordrhein-westfälischen Startups fehlen nicht nur die Finanzinvestoren. Auch die Kooperation mit etablierten Unternehmen könnte noch ausgebaut werden, wie PwC in einer Zusammenfassung der Umfrageergebnisse mitteilte. Derzeit arbeiten 59 Prozent der Start-ups im Westen mit etablierten Unternehmen zusammen. Damit liegt NRW leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 61 Prozent. „Wir stellen fest, dass die Zahl der Kooperationen – auch bundesweit – leicht zurückgeht“, erklärt Rittmann. „Dabei sollten Unternehmen mehr denn je erkennen, dass die Technologiekompetenz und Innovationskraft von Start-ups Wettbewerbsvorteile liefern können, etwa beim Thema KI. Ich kann gerade mittelständischen Unternehmen nur raten, mit passenden Start-ups zusammenzuarbeiten und eine klare, kulturelle Strategie für eine erfolgreiche Kooperation zu entwickeln. Hier liegt viel ungenutztes Potenzial, etwa im Bereich der Industriegüter, in dem Start-ups in NRW gut aufgestellt sind.“ Therres bestätigt: „Neben der Zusammenarbeit, von der bereits bestehende Kunden profitieren, ist ein schneller Zugang zum Innovations-Ökoystem entscheidend, um frühzeitig disruptive Trends zu erkennen und die Geschäftsmodelle des Mittelstands nachhaltig zu sichern. Corporate Venture Capital bietet dabei sowohl für den Mittelstand als auch für Startups großartige Chancen.“

Beim Wissenstransfer aus der Forschung ist NRW stark

Während die Kooperationen mit der nordrhein-westfälischen Wirtschaft noch ausbaufähig sind, schneide NRW bei der Zusammenarbeit mit Universitäten ausgesprochen gut ab: 74 Prozent der Start-ups im Westen wurden mit Hochschul-Unterstützung gegründet – gegenüber 49 Prozent bundesweit. Entsprechend zufrieden sind die Start-ups mit der Nähe zu Universitäten, wie 88 Prozent bestätigen. Beim Wissenstransfer von den Hochschulen in die Wirtschaft sei Nordrhein-Westfalen also sehr erfolgreich, so PwC. In diesem Punkt mache sich der Ausbau der Förderlandschaft bezahlt.
 

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