Mit einem Bericht über den anstehenden Verkauf von BASF Coatings hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zuletzt für eine gewisse Unruhe in Münster gesorgt. Dort, im Stadtteil Hiltrup, nimmt BASF eine bedeutende Rolle ein, nicht nur mit Blick auf das rund 427.000 Quadratmeter große Areal. Auch als Arbeitgeber für über 2.400 Menschen ist BASF in Münster eines der ganz wenigen großen Industrie-Unternehmen.
Die Coatings-Sparte, in der BASF die Automotive-Industrie beliefert, gehört nicht zum Kerngeschäft der BASF-Gruppe. Und für solche „Standalone“-Sparten will BASF perspektivisch Lösungen außerhalb des Konzerns suchen.
Das alles seien allerdings Überlegungen in einem frühen Stadium, betonte Werksleiter Wolfram Schier am Mittwoch. Von einem Verkauf bis zum Verbleib im Konzern sei vieles denkbar. Man gehe das Thema allerdings frühzeitig und transparent an, betonte Unternehmenssprecherin Lena Köhne. Im Unternehmen seien die Nachrichten eher „gelassen“ aufgenommen worden, so Schier. Wohl auch, weil der Unternehmenszweig wirtschaftlich stabil da sehe. Man sei in den wichtigen Kerngeschäften stets weit vorne notiert. Als Lack-Zulieferer für Autohersteller sei man weltweit regelmäßig auf Platz eins oder zwei zu finden, liege im Bereich der Lacke für Reparaturen und bei Oberflächenbehandlung ebenfalls weit vorne. „Wir sind kein Sanierungsfall“, betonte Schier daher. Die Botschaft: Große Aufregung sei nicht angebracht.
Strategische Neuausrichtung
Warum BASF Coatings überhaupt zur Disposition stehe, erklärte Köhne auch. Zunächst befände sich BASF tatsächlich in einem Verkaufsprozess für das Geschäft mit Bautenanstrichen in Brasilien – da liegt der Coatings-Bereich als weiterer Verkaufskandidat nahe. Durch die Konzernstruktur ergäben sich zudem nur bedingt Synergien mit der BASF Gruppe – gerade einmal 15 Prozent der Rohmaterialien bezieht BASF Coatings aus dem Mutterkonzern. Gleichzeitig bewege man sich aber im Wettbewerb mit viel spezialisierteren und damit agileren Unternehmen. Der Unternehmenswert könnte außerhalb des Konzernrahmens viel höher bewertet werden als in der augenblicklichen Form. Den vom Beratungsunternehmen JP Morgan in den Raum gestellten Wert von rund 5,75 Milliarden Euro kommentierte Schier am Mittwoch nicht.
Für den Standort Münster – Verwaltungssitz für den zweiten Deutschland-Standort in Würzburg und insgesamt 70 Standorte weltweit – gebe es zudem gute Aussichten. BASF investiert vor Ort, aktuell in eine hoch automatisierte Fabrik für stark nachgefragte Farben. Der sogenannte „High-Runner“ soll im Oktober 2025 den Betrieb aufnehmen und eine effizientere Produktion dieser Dauerbrenner ermöglichen. Zudem saniert BASF in Hiltrup schrittweise die bestehenden Gebäude.
Die BASF-Gruppe hatte im Herbst 2024 ein Strategiepapier vorgelegt, in dem sie eine Konzentration auf die sogenannten Core-Businesses angekündigt hatte. Gleichzeitig waren schon Anfang 2024 Sparrunden inklusive Stellenabbau bei BASF bekannt worden. Jährlich will der Konzern rund 2,1 Milliarden Euro einsparen. Da liegt es auf der Hand, dass potenziell profitable Sparten am Markt platziert werden. „Wir werden uns noch stärker auf die Cash-Generierung konzentrieren“, hatte Dr. Dirk Elvermann, Finanzvorstand von BASF, im September formuliert. Für BASF Coatings scheint diese Bewertung positiv auszufallen, jetzt wird die Sparte ins Schaufenster gestellt.