Kreis Steinfurt

Kreissparkasse Steinfurt: „zufriedenstellendes, aber außergewöhnliches Geschäftsjahr“

Ibbenbüren – Die Kreissparkasse Steinfurt blickt auf ein „zufriedenstellendes, aber dennoch besonders aus Kundensicht außergewöhnliches Geschäftsjahr 2023“ zurück. „Der Zinsanstieg war für die einen Freud und für die anderen Leid“, erklärte Rainer Langkamp, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Steinfurt, zu den Zahlen im vergangenen Jahr. Demnach gab es einen Einbruch im Kreditgeschäft, während sich die Kundeneinlagen positiv entwickelten.

Der Vorstand der Kreissparkasse Steinfurt zog Bilanz für 2023 (von links): Peter Hensmann, Rainer Langkamp und Carl-Christian Kamp. Foto: Kreissparkasse Steinfurt

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Die Bilanzsumme der Kreissparkasse ist 2023 um ein Prozent auf rund 7,2 Milliarden Euro gesunken. Grund dafür sei die Beendigung von mittelfristigen, negativ verzinsten Refinanzierungsprogrammen, mit denen die Europäische Zentralbank die Auswirkungen des Niedrigzinsumfeldes für die Banken abgemildert hat, wie die Kreissparkasse in einer Pressemeldung mittteilte. Mit dem starken Zinsanstieg seit Mitte 2022 sind demnach die Programme ausgelaufen und die Mittel durch die Banken zurückgeführt worden. Für die Kreissparkasse Steinfurt sei das ein hoher dreistelliger Millionenbetrag gewesen, erklärte Langkamp.

Kreditgeschäft: „extremer Einbruch“

Durch den Zinsanstieg sei gleichzeitig auch das in den Vorjahren stark boomende Kreditgeschäft zurückgegangen: So sind im Vergleich zum Rekordjahr 2022 die Darlehenszusagen der Kreissparkasse von 1,1 Milliarden Euro um fast 27 Prozent auf 838 Millionen Euro gesunken. Bei den Firmenkunden machte die Kreissparkasse Darlehenszusagen in Höhe von 421 Millionen Euro (minus 29,8 Prozent), bei den Privatkunden gingen die Darlehenszusagen um 41,6 Prozent auf rund 298 Millionen Euro zurück. Der Gesamtkreditbestand lag zum Stichtag 31. Dezember 2023 bei 5,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 5,3 Milliarden Euro).

„Diesen extremen Einbruch bei den Darlehenszusagen haben nach den vergangenen Rekordjahren alle Kreditinstitute und auch wir sehr deutlich zu spüren bekommen“, bewertete Langkamp die Zahlen. Der Grund für die geringe Kreditnachfrage sei der massive Einbruch im privaten, aber auch im gewerblichen Baugeschäft gewesen. „Die Zinsen sind sehr schnell sehr stark angestiegen und die Baukosten lagen weiter auf einem sehr hohen Niveau. Das führte unterm Strich dazu, dass viele Kundinnen und Kunden ihren Traum vom eigenen Haus oder von der eigenen Wohnung schlicht und einfach nicht mehr finanzieren konnten und ihr Vorhaben daher erstmal auf Eis gelegt haben“, erläuterte Langkamp. Für den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt im Kreis Steinfurt sei das eine ungünstige Entwicklung. Im Jahr 2022 habe die Kreissparkasse noch Wohnraum für rund 7.000 Menschen finanziert. Mit der stark rückläufigen Kreditnachfrage sei in 2023 mit Finanzierungsmitteln der Sparkasse nur noch Wohnraum für rund 4.000 Menschen geschaffen worden.

Diese Situation beruhige sich mittlerweile langsam: „Wir spüren einen Anstieg der Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen. Der Markt entwickelt sich langsam wieder in die richtige Richtung“, so der Vorstandsvorsitzende.

Kunden legen mehr Geld an

Positiv sei der Zinsanstieg auf der anderen Seite für die Kundinnen und Kunden der Kreissparkasse, die ihr Geld anlegen wollten, gewesen. Denn nach vielen Null- bzw. Minuszinsjahren bekamen die Geldanleger wieder Zinsen gutgeschrieben. Das zeigt sich auch mit Blick auf die bilanzwirksamen Kundeneinlagen, die um rund sieben Prozent auf 4,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,5 Milliarden Euro) angestiegen sind. Auch die Nachfrage nach Geldanlagen in Fonds und Aktien war wie in den Vorjahren groß, wie die Kreissparkasse mutteilte. So lagen in den Wertpapierdepots zum Jahresende 1,8 Milliarden Euro – nach 1,5 Milliarden Euro im Jahr zuvor.

Als „Megathema“ bezeichnete Vorstand Carl-Christian Kamp das Thema Nachhaltigkeit bzw. die Transformationsfinanzierungen. In diesem Bereich lag die Summe der Kredite für den Bau von Photovoltaik-, Biogas-, Windanlagen und anderen regenerativen Energien bei 55,2 Millionen Euro. „Und das ist erst der Anfang. Hier stehen in unserer Region in den kommenden Jahren Investitionen bis zu acht Milliarden Euro an. Daher haben wir in zusätzliche personelle Kapazitäten investiert, damit wir Unternehmen, Projektinitiativen und auch privaten Immobilienbesitzern noch besser und intensiver bei ihren Projekten begleiten können. Das ist ein großer Wachstumsmotor für dieses und für die nächsten Jahre“, sagte Kamp.

Mit insgesamt 2,2 Millionen Euro unterstützte die Kreissparkasse Steinfurt im vergangenen Jahr weit mehr als 1.000 Vereine und Institutionen in Form von Spenden und Sponsoring. „Damit haben wir in allen Städten und Gemeinden in allen Bereichen von Sport über Bildung und Kultur bis zur Nachhaltigkeit viele Projekte und Aktionen gefördert und auf den Weg gebracht, die für alle Menschen aus der Region ein großer Mehrwert und von großer Bedeutung sind. Ohne unsere Unterstützung hätten viele Projekte sonst nicht realisiert werden können“, betonte Vorstand Peter Hensmann. 

Die Sparkassen-Vorstände blickten aber nicht nur zurück, sondern auch auf die kommenden Monate. Nach der Fusion mit der VerbundSparkasse Emsdetten-Ochtrup nimmt die Kreissparkasse aktuell die beiden Sparkassen-Gebäude in der Emsdettener und Ochtruper Innenstadt unter die Lupe und prüft verschiedene Modernisierungsmöglichkeiten.

Fachkräftemangel als Wachstumsbremse

Als große Herausforderungen für dieses aber auch für die kommenden Jahre sieht der Vorstand die weiter zunehmenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen, die durch die Künstliche Intelligenz „befeuerte“ Digitalisierung und die Begleitung der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit bei Unternehmen, Institutionen und privaten Kunden. „Für diese Veränderungen benötigen wir ausreichendes und hochqualifiziertes Personal“, so Langkamp. Und genau da sehe er ein großes, wachsendes Problem, nicht nur für die Sparkasse, sondern für alle Unternehmen und Institutionen. Der Fachkräftemangel sei schon heute eine Wachstumsbremse in vielen Branchen. Und der Blick auf die demografische Situation in Deutschland, aber auch im Kreis Steinfurt zeige klar, dass sich das Problem in den nächsten Jahren massiv verschärfen werde. „In den nächsten zehn Jahren werden rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von unseren aktuell rund 900 Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand gehen. Diese Lücke zu schließen, wird eine erhebliche Herausforderung“, erklärte Langkamp.

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