Prinsjestag | Steuerparadies Niederlande war gestern

Am dritten Dienstag im September war es wieder so weit: Der sogenannte „Prinsjestag“ fand statt. An diesem Tag stellt die niederländische Regierung traditi­onell ihre Pläne fürs kommende Jahr vor. Die wichtigsten Änderungen 2024 für Unternehmen, die in den Niederlanden tätig sind, erläutern Mariëlle Kisfeld-Mommer und Harold Oude Smeijers, beide Steuerberater der Kanzlei Moore MKW in Oldenzaal, für Wirtschaft aktuell.

Anzeige

Box 1: Einkünfte aus Wohnung und Arbeit

Die Steuertarife in der niederländischen Einkommensteuer ändern sich: Bis zu einem zu versteuernden Einkommen in Höhe von 75.624 Euro beträgt der Einkommenssteuersatz in der sogenannten Box I 36,97 Prozent. Somit wird dieser Steuersatz geringfügig angehoben (2023: 36,93 Prozent). Der Höchststeuersatz in der Box I bleibt weiterhin 49,50 Prozent. Die niederländische Regierung möchte Steuerpflichtige mit einem geringen Einkommen mehr unterstützen. Sie plant, die sogenannte „Arbeitskorting“ (steuerfreier Betrag) anzuheben, um so Steuerpflichtigen entgegenzukommen.  

Abzugsfähige Ausgaben

Abzugsfähige Ausgaben können im Jahr 2024 zu einem Satz von bis zu 49,50 Prozent in der Einkommenssteuererklärung geltend gemacht werden. Ein Beispiel dafür ist der Abzug von Leibrenten. Viele Abzüge, wie zum Beispiel der Finanzierungszinsenabzug von den gezahlten Zinsen über einem Darlehen für die selbst genutzte Immobilie, unterliegen jedoch der sogenannten Tarifkorrektur, sodass sie 2024 nur noch zu einem Steuertarif von bis zu 36,97 Prozent geltend gemacht werden können. Durch diese Tarifkorrektur wird eine jährliche Steuererstattung für die geltend gemachten Darlehen-Zinsen immer niedriger.

Box 2: Einkommen aus einer wesentlichen Beteiligung

2024 werden in Box II zwei Tarifstufen mit einem Grundsteuersatz von 24,5 Prozent für die ersten 67.000 Euro des Einkommens und einem Steuersatz von 33 Prozent für den darüber hinaus gehenden Betrag eingeführt. Mit dieser Maßnahme will die niederländische Regierung Geschäftsführer und Hauptaktionäre von niederländischen Gesellschaften (etwa einer BV) dazu ermutigen, jährlich einen Teil der Gewinne ihrer BV in Form von Dividenden auszuschütten, um eine Steuerstundung zu verringern. Der Steuersatz im Jahr 2023 beträgt 26,9 Prozent. Somit kann es für Gesellschafter einer niederländischen BV, die sich eine nicht allzu hohe Dividende ausschütten lassen wollen, eventuell steuerlich günstiger sein, eine Ausschüttung erst im Jahr 2024 vorzunehmen.  

Für Unternehmen bleibt der Körperschaftsteuersatz, der über Unternehmensgewinne bis zu einem Gewinn von 200.000 Euro mit 19 Prozent fällig wird. Bei einem höheren Gewinn wird 25,8 Prozent an Körperschaftsteuer fällig.

Box 3: Einkünfte aus Vermögen

Der Steuersatz in Box III wird von 32 auf 36 Prozent erhöht. Das bedeutet, dass zum Beispiel Ferienimmobilien in den Niederlanden 2024 schwerer besteuert werden. Der Steuerfreibetrag in Box III bleibt 57.000 Euro und wurde nicht indexiert. Neben der Grunderwerbsteuer in Höhe von 10,4 Prozent, die anfällt, wenn eine Renditeimmobilie in den Niederlanden angeschafft wird, fällt die jährliche, hohe Einkommenssteuer an. Trotz einer kontinuierlichen Anhebung der Steuersätze in den vergangenen Jahren in Box III ist der Besitz einer Ferienimmobilie in den Niederlanden noch immer lukrativ. Vor allem, wenn eine hohe Wertsteigerung des Objektes erzielt wird, aber auch in dem Fall, dass die Immobilie mittels eines Darlehens finanziert wird. Das kann dazu führen, dass weniger Einkommenssteuer anfällt.

Die 30-Prozent-Regel

Die 30-Prozent-Regel ist eine Regelung, die es niederländischen Arbeitgebern ermöglicht, ausländischen Arbeitnehmern einen Teil ihres Lohns als unversteuerte Erstattung zukommen zu lassen. Das wird auch als unversteuerter Zuschuss für extraterritoriale Kosten bezeichnet. Die 30-Prozent-Regelung wird ab dem 1. Januar 2024 abgebaut. Sie wird auf höchstens 30 Prozent des steuerpflichtigen Arbeitsentgelts für höchstens die ersten 20 Monate, auf höchstens 20 Prozent dieses Arbeitsentgelts für höchstens die folgenden 20 Monate und auf höchstens 10 Prozent dieses Arbeitsentgelts für höchstens die folgenden 20 Monate festgelegt. Nach 60 Monaten läuft die 30-Prozent-Regelung aus. Für Arbeitnehmer, die in der letzten Periode des Jahres 2023 über eine 30-Prozent-Regelung verfügten, gibt es eine Übergangsregelung.

Fazit

In den Niederlanden gibt es 2024 einige Steuererhöhungen. Außer die beschriebenen Änderungen gibt es noch weitere Änderungen, wie zum Beispiel steuerfreie Unternehmensübertragungen oder in der Lohnsteuer. Fakt ist: Die Steuersätze in den Niederlanden sind vergleichbar mit den deutschen Steuersätzen – Steuerparadies Niederlande war gestern. 

Erstellt von Mariëlle Kisfeld-Mommer und Harold Oude Smeijers,  Steuerberater der Kanzlei Moore MKW in Oldenzaal

Artikel teilen