Fakt ist: Es führen mehrere Wege in die neue Arbeitswelt. Fakt ist aber auch: Nicht jedes Unternehmen ist gleich zu Beginn von der New Work-Philosophie beseelt. Und das muss auch nicht sein, wie Experten betonen. Sie unterscheiden zwischen „Being New Work“ und „Doing New Work“. „Being New Work“ meint, dass ein Unternehmen die dazugehörige Philosophie bereits verinnerlicht hat und sich dementsprechend in allen Bereichen auf das Thema einstellt oder die Dinge zumindest schrittweise auf den Weg bringt. Für das „Doing New Work“ ist die Philosophie indes nicht zwingend erforderlich. Hier geht es zunächst einmal nur um die Umsetzung von New Work-Ansätzen. „Oft kommt dann der Appetit beim Essen. Unternehmen, die mit den ersten Ansätzen Erfolg haben, sind in der Regel offen für weitere Elemente, sodass sie im besten Fall mit der Zeit auch die New Work-Philosophie an sich übernehmen“, betonte der New Work-Experte Professor Dr. Tim Brüggemann von der Fachhochschule des Mittelstands unlängst im Online-Interview-Format „Klargestellt!“, das Wirtschaft aktuell gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken produziert.
Führungskräfte haben zentrale Rolle
Eine zentrale Rolle kommt dabei – wie in den meisten unternehmerischen Prozessen – den Führungskräften zu. Sie müssen die Chancen von New Work zunächst einmal erkennen und die zum Teil drastischen Konsequenzen, die sich vor diesem Hintergrund für ihr Unternehmen und ihre Arbeit ergeben, mittragen wollen. Letztlich sind es die Führungskräfte, die das individuelle New Work-Konzept ihres Unternehmens konzipieren, einführen und vorleben müssen.
Stichwort „drastische Konsequenzen“: Nicht jeder Mitarbeiter oder jede Mitarbeiterin schreit „Hurra“, wenn es um die Veränderung der eigenen Arbeitsbedingungen geht. Für viele sind etablierte Strukturen und Hierarchien ein sicherer Hafen, den sie ungern verlassen wollen. New Work stellt diese Sicherheit infrage. In der neuen Arbeitswelt darf, soll und muss jeder mehr Verantwortung übernehmen. Und das fällt einigen nicht so leicht, auch wenn es im Gegenzug dafür mehr Freiräume und vor allen Dingen mehr Möglichkeiten gibt, den eigenen Job so zu gestalten. Unternehmen müssen diese Ängste ernst nehmen und zerstreuen. Wie so oft bei Führungsfragen geht es auch hier um konsequentes Vorleben, Transparenz und vor allen Dingen einen aktiven Austausch.
Mitarbeitende einbeziehen
Unternehmerinnen, Unternehmer oder Führungskräfte, die sich dafür entscheiden, den Weg in Richtung New Work zu gehen, sollten daher in jedem Fall die Mitarbeitenden einbeziehen. Sie müssen herausfinden, welche konkreten Bedürfnisse und Wünsche es in ihren Teams gibt. „Auf dieser Basis muss dann in jedem Unternehmen ein individueller Aushandlungsprozess darüber erfolgen, was umgesetzt werden kann und was vielleicht auch nicht geht“, rät Brüggemann, der sich sicher ist, dass New Work in allen Bereichen der Arbeitswelt Mehrwerte schaffen kann.
Selbst Branchen, in denen Themen wie Homeoffice oder agile Arbeit keine Rolle spielen, können von der New Work-Philosophie und den dazugehörigen Ansätzen profitieren. Fertige Blaupausen gibt es nicht. Je nach Art des Betriebes und abhängig von den individuellen Anforderungen der Beteiligten muss jedes Unternehmen das für sich passende New Work-Modell auf den Weg bringen. Dabei ist es von Vorteil, dass es kaum eine Branche oder einen Bereich gibt, in dem nicht schon mit New Work experimentiert wurde. Es gibt also Anhaltspunkte und erfolgreiche Methoden, an denen sich Neueinsteiger orientieren können.
In kleinen Schritten
Grundsätzlich empfehlen Experten bei der Einführung von New Work – wie könnte es anders sein – ein agiles Vorgehen. Zielführend ist es demnach, mit kleinen Schritten zu beginnen, die die Teams nicht überfordern, und die dann gemeinsam in kurzen Intervallen auf den Prüfstand gestellt und, falls erforderlich, verbessert werden. Mit der Zeit, so die Erfahrung vieler New-Worker, wachsen dann das Verständnis und das Vertrauen. Die Mitarbeitenden erleben die Vorteile und fassen so schrittweise immer mehr Fuß in der neuen Arbeitswelt.
Aktive Hilfestellungen bieten dabei heute auch zahlreiche Bildungseinrichtungen, Beratungsunternehmen, IT-Dienstleister oder Büroplaner, die das Thema auch längst für sich entdeckt haben. Unternehmen, die sich der neuen Arbeit nicht aus eigener Kraft stellen können oder wollen, können heute auf eine breite Palette an Angeboten zugreifen. An den Möglichkeiten wird New Work also nicht scheitern. Im Gegenteil: Nie war es so einfach, auf den New Work-Weg einzubiegen wie heute.