Hänsch - Für alle drei Seiten ergeben sich Mehrwerte

Mithilfe des Instituts für Duale Studiengänge der Hochschule Osnabrück, Standort Lingen, holt sich die Hänsch GmbH aus Herzlake regelmäßig frisches Wissen junger Studierender ins Unternehmen. Mit dem wissenschaftlichen Know-how optimiert das Unternehmen seine Produktion von akustischen und optischen Warnsysteme für Auto und Verkehr – oder, wie es Hänsch-Geschäftsführer Ludger Dopp salopp ausdrückt: von „Blaulicht und Tatütata“. 

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Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen, die Polizei, Rettungsdienst oder kommunale Betriebe je nach Land an die Sirenen und Signalanzeigen ihrer Einsatzfahrzeuge haben, wird Hänsch sehr häufig mit der Produktion von Großserien, individuellen Kleinserien oder maßgeschneiderten Einzelstücken beauftragt. Marcel Jaeckel, ehemaliger Auszubildender zum Fachinformatiker für Systemintegration bei Hänsch, hat sich vor diesem Hintergrund im Rahmen seines Dualen Studiums, das er im Anschluss an seine Lehre in seinem Ausbildungsbetrieb und an der Hochschule Osnabrück, Campus Lingen absolviert hat, mit der Optimierung des Produktionsprozesses befasst. 

„Wir kooperieren schon seit langem mit dem Campus Lingen der Hochschule Osnabrück und haben immer wieder duale Studenten in unserem Unternehmen ausgebildet. Wenn schon eine Hochschule direkt vor unserer Nase liegt, dann wollen wir das auch nutzen. Indem wir mit der Hochschule zusammenarbeiten, ergeben sich erhebliche Mehrwerte für alle drei Seiten – für die Hochschule, für den Studierenden und für uns als Betrieb“, betont Geschäftsführer Dopp. Vor diesem Hintergrund hat sich der Unternehmer auch mit Marcel Jaeckel Gedanken über dessen weitere Entwicklung bei Hänsch gemacht. So entstand die Idee für das Duale Studium. „Durch das Studium baue ich Wissen auf, das mir dabei hilft, künftig auch Großprojekte in der IT bei Hänsch umsetzen zu können. Gleichzeitig verliere ich nicht den Bezug zur Praxis“, erklärt Jaeckel. Dieser Ansatz kam auch Dopp entgegen: „Die Ausbildung hat in unserem Haus traditionell einen hohen Stellenwert. Aktuell liegt unsere Ausbildungsquote bei zehn Prozent. Die Variante eines Dualen Studiums ermöglicht es uns, wissenschaftliches Fachwissen ins Unternehmen zu integrieren und gleichzeitig unsere jungen Mitarbeiter an uns zu binden.“ 

Im Rahmen der sogenannten Praxistransferprojekte, die jedes Semester im Dualen Studium zu absolvieren sind, konnte Jaeckel in seinem Studium mehrere Projekte für Hänsch bearbeiten. Damit dabei auch wirklich ein für den Betrieb sinnvolles Thema untersucht wird, hat das Unternehmen eine Plattform eingerichtet, auf der alle 300 Mitarbeiter relevante Frage- und Problemstellungen eintragen können. Aus der Liste können die Dualen Studierenden des Unternehmens dann ein für sie interessantes Projekt für ihr Praxistransferprojekt oder für ihre Abschlussarbeit auswählen. 

In seiner Bachelorarbeit hat sich Marcel Jaeckel Ende des vergangenen Jahres mit der komplexen Arbeitsvorbereitung bei Hänsch beschäftigt. Das 1984 gegründete Unternehmen produziert heute an vier Standorten in Deutschland und den Niederlanden Signalsysteme für Sonderfahrzeuge (Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei, Zoll und andere) auf der ganzen Welt. „Da unsere akustischen und optischen Warnsysteme je nach Kunde sehr unterschiedlich aufgebaut sind, hat unsere Produktion einen sehr starken Manufaktur-Charakter und eine hohe Varianz in der Produktpalette. Wir müssen also in der Lage sein, flexibel x-beliebige Stückzahlen zu produzieren und trotzdem effizient und nachhaltig zu arbeiten“, erklärt Geschäftsführer Dopp die Herausforderung. 

Jaeckel hat vor diesem Hintergrund einen digitalen Leitstand für die Arbeitsvorbereitung und die Produktplanung konzipiert. Ziel war es, die Produktionsplanung sowie die Fertigungssteuerung zu verbessern. Im Zentrum seines Ansatzes stand ein sogenanntes Manufacturing Execution System (MES-System), das bis dato jedoch nicht bei Hänsch im Einsatz war. Damit Jaeckel die Idee dennoch weiter vorantreiben konnte, hat das Institut für Duale Studiengänge am Campus Lingen eine voll funktionsfähige Industrieversion eines MES-Systems in einer Cloud für die Entwicklung zur Verfügung gestellt. „Damit konnte ich ausprobieren, wie ein passendes Leitsystem für unsere Produktion aussehen würde. Mit dem Tool lässt sich zum Beispiel genau nachverfolgen, welches Produkt gerade in welcher Produktionsphase steckt und wann es ausgeliefert werden kann“, erläutert Jaeckel. Für Hänsch ist das der Einstieg in die digitale Produktionsplanung und -steuerung. Dass das Unternehmen dafür zunächst auf ein System der Hochschule zurückgreifen konnte, sei ein echter Vorteil gewesen: „So mussten wir nicht direkt Geld in die Hand nehmen für ein Tool, von dem wir anfangs noch nicht wussten, ob es für uns überhaupt sinnvoll funktioniert“, betont Geschäftsführer Dopp. 

Nach Abschluss seiner Bachelorarbeit ist Marcel Jaeckel nun wieder als Vollzeit-Kraft zu Hänsch zurückgekehrt, wo er sich nach wie vor mit Produktionsoptimierung, Softwareentwicklung und Data-Engineering beschäftigt. „Wenn ein Student oder eine Studentin nach dem Dualen Studium übernommen wird, ist das natürlich ideal. Das Know-how, das durch den Wissenstransfer ins Unternehmen geflossen ist, ist so auch über das jeweilige Projekt hinaus greifbar und es kann weiterentwickelt werden. Und: Die Erfahrung zeigt, wenn neues Wissen ins Unternehmen geholt wird, kann das auch andere Mitarbeiter ‚anstecken‘ und motivieren, sich weiterzubilden oder sich an den Projekten der Studierenden zu beteiligen“, erklärt Professor Dr. Wolfgang Arens-Fischer, Leiter und Studiendekan am Institut für Duale Studiengänge der Hochschule Osnabrück, Standort Lingen. 

Aus Erfahrung weiß der Studiendekan, dass ein Duales Studium für viele Unternehmen der Einstieg in die Welt des Wissenstransfers ist, Gemeinsam mit den Unternehmen, die mit dem Institut für Duale Studiengänge am Standort Lingen der Hochschule Osnabrück ein Duales Studium anbieten, tauscht sich der Professor daher regelmäßig aus. „Dazu gründen wir Arbeitskreise, in denen wir uns laufend up-to-date halten und Fragen frühzeitig beantworten können. Kein Unternehmen bleibt auf sich allein gestellt“, stellt Arens-Fischer klar. Gleichwohl müssten Betriebe für den Theorie-Praxis-Transfer auch eine große Portion Eigenengagement mitbringen. „Sonst funktioniert es nicht. Wenn das Unternehmen sich nicht darum bemüht, aus dem Arbeitsalltag Praxisprojekte abzuleiten, dann wird es schwierig, sinnvollen Wissenstransfer zu betreiben. Insofern ist die Mitarbeiter-Plattform, die Hänsch extra dafür ins Leben gerufen hat, ein guter Ansatz“, betont er. 

Anja Wittenberg


Wirtschaftsinformatiker (B. Sc.) Marcel Jaeckel (links) und Geschäftsführer Ludger Dopp von der Hänsch GmbH
Professor Dr. Wolfgang Arens-Fischer, Studiendekan am Institut für Duale Studiengänge am Campus Lingen der Hochschule Osnabrück
 

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