„Das war sehr lehrreich für uns“, lobte der Ausschussvorsitzende Helmut Rüskamp aus Dülmen nach dem Besuch den „spürbaren Pionier- und Innovationsgeist“ bei Hagemeister. Rüskamp, der auch Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen ist, resümierte: „Wer dachte, die Herstellung von Klinkersteinen habe nichts mit High-Tech zu tun, wurde eines Besseren belehrt.“
Das zeigte sich vor allem beim Thema Automatisierung und Digitalisierung. „Wir machen da große Fortschritte“, stellte Geschäftsführer Christian Hagemeister zufrieden fest. Die Automatisierung hilft ihm dabei, ein zunehmendes Problem zu lösen: „Es wird immer schwerer, Leute zu finden, die im Schichtbetrieb oder an Wochenenden und Feiertagen arbeiten wollen.“ Dabei gehe es nicht nur um schwere körperliche Arbeit. So sind heute schon fünf Roboter bei Hagemeister im Einsatz, deren Leistung dreimal so hoch ist wie die von ebenso vielen Menschen. In einer neuen Produktionshalle setzt das Unternehmen autonome Bodenfahrzeuge ein, die im Firmen-Wlan ohne Fahrer automatisch gesteuert werden.
„Unsere Prozesse sind bis hin zu den Gabelstaplern, die die richtigen Lagereinheiten automatisiert ansteuern, vernetzt“, erläuterte Hagemeister. Das gesamte Lager sei dabei als sogenannter digitaler Zwilling abgebildet, also auch virtuell vorhanden. Für jeden Gabelstaplerfahrer ist es über entsprechende mobile Endgeräte im Fahrzeug abrufbar, „sodass zu jeder Zeit sichergestellt ist, dass die richtige Palette mit den richtigen Produkten an den richtigen Ort gelangt“, erläuterte der Unternehmer. Andernfalls werde eine Warnung vom System ausgespielt.
Hagemeister will die Automatisierung weiter vorantreiben. Die produzierenden Maschinen sollen zukünftig mit den Verwaltungssystemen vernetzt sein. „Dann könnten die Kunden beispielsweise sehen, an welcher Stelle des Produktions- und Lieferprozesses sich ihre Steine befinden“, verdeutlicht er.
„Ein echter Pionier“, wie IHK-Vizepräsident Rüskamp feststellte, sei Hagemeister auch bei der Energiewende. In einem Testlauf im Echtbetrieb hat das Unternehmen bereits geprüft, ob Wasserstoff anstelle von Erdgas bei der Ofenbefeuerung eingesetzt werden kann. Das Fazit des Forschungsprojektes: „Wir könnten die Produktion ohne Qualitätsverlust komplett auf Wasserstoff umstellen“, betonte Hagemeister. Aber einmal abgesehen davon, dass eine Wasserstoffleitung für die permanente Versorgung und ausreichende Mengen an Wasserstoff fehlten, sei der Preis für Wasserstoff aktuell noch rund zehnmal so hoch wie für Erdgas. Noch teurer würde es dadurch, dass Hagemeister rund zwei Drittel mehr Wasserstoff als Erdgas benötigen würde, da die Energiedichte von Wasserstoff entsprechend niedriger sei.