Kreis Steinfurt

Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf: „stabile Zahlen“ für 2023

Steinfurt – „Gute, stabile“ Zahlen attestiert Frank Tischner dem Handwerk in den Kreisen Steinfurt und Warendorf für das vergangene Jahr. Gemeinsam mit seinen Geschäftsführerkollegen stellte der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft (KH) Steinfurt Warendorf auf der Jahrespressekonferenz in Rheine die Zahlen der Branche für 2023 vor. „Die Lage war im vergangenen Jahr konstant und wir blicken optimistisch auf die kommenden Monate – auch wenn uns viele Probleme begleiten. Schwarzmalerei hilft uns da aber nicht weiter“, betonte er.

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In Zahlen ausgedrückt, gab es 2023 im Kreis Steinfurt 5.420 Handwerksbetriebe, die rund 42.800 Menschen beschäftigt haben, darunter rund 2.600 Auszubildende. Der Wert sei nahezu konstant geblieben. Im Kreis Warendorf waren es im vergangenen Jahr 3.489 Betriebe – ein Plus von zwei Prozent – mit circa 22.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon knapp 1.400 Auszubildende. 

Sorge angesichts sinkender Baugenehmigungen

Gleichzeitig machte der KH-Hauptgeschäftsführer aber auch auf anhaltende Probleme im Handwerk aufmerksam. Die verdeutlichte er anhand einer Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben der KH in beiden Kreisen. Die Handwerksbetriebe bewerteten ihre Geschäftslage im vergangenen Jahr zwar mehrheitlich (53 Prozent) als „zufriedenstellend“. 27 Prozent betrachteten sie als „gut“, 20 Prozent als „schlecht“. Allerdings rechne ein Drittel der Befragten damit, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten verschlechtern werde. „Das macht uns Sorgen“, betonte Tischner. Er nannte als Beispiel das Sanitär-, Heizungs- und Klima-Gewerbe: „Dieser Bereich hat auch angesichts der Energiewende jede Menge zu tun. Aber einige sehen bereits eine Verschlechterung ihrer Lage.“ Anlass dafür sei die sinkende Zahl an Baugenehmigungen im vergangenen Jahr. Die Folge: „Wenn weniger Häuser gebaut werden, fehlen im Ausbaubaugewerbe die Aufträge. Die angepeilten 400.000 Wohnungen, die wir in Deutschland so dringend benötigen, erweisen sich als Märchen. Angesichts der Verhinderungspolitik, die aktuell betrieben wird, ist diese Zahl nicht zu schaffen. Verbraucher und Häuslebauer sind verunsichert und ziehen ihre Baupläne zurück“, richtete Tischner deutliche Kritik an die Bundespolitik. 

Mit verschiedenen Projekten potenzielle Nachwuchskräfte ansprechen

Indes blieb die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im vergangenen Jahr mit 1.146 (Vorjahr 1.143) konstant. „Das lässt uns nicht in Jubel verfallen, aber es ist dennoch eine gute Zahl. Gleichzeitig meldeten uns aber auch 50 Prozent der Betriebe, dass sie noch Arbeitskräfte suchen“, erläuterte Tischner. Mit Plakataktionen und Kinospots will die KH daher auf eine Karriere im Handwerk aufmerksam machen. Darüber hinaus hat Tischner mit seinem Team in Kooperation mit den Jobcentern in beiden Kreisen erstmals „Touren durchs Handwerk“ organisiert. Dabei bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Einblicke in verschiedene Handwerksbetriebe und -berufe in der Region. Auch die Youth Craft Factory – ein Social-Media-Projekt der KH, das auf die Ausbildung im Handwerk in den Kreisen Steinfurt und Warendorf aufmerksam machen soll und dabei Schülerinnen und Schüler mit Auszubildenden zusammenbringt – hat verschiedene Aktionen gestartet, um insbesondere die jüngere Zielgruppe zu erreichen. „Wir haben mit den Jugendlichen zum Beispiel gebrauchte Skateboards geschliffen, lackiert und mit Gestellen versehen, sodass sie als Hocker verwendet werden können. Mit dem Verkaufserlös der Boards haben wir dann Bäume im Rahmen eines Aufforstungsprojekt gepflanzt. Die jungen Menschen sollten dadurch lernen, wie viel sie mit ihren eigenen Händen schaffen können“, erläuterte Tischner.

Für Nachwuchs aus dem Ausland soll ein weiteres Projekt der KH sorgen: „Wir haben ein Pilotprojekt gestartet, mit dem wir 20 Jugendliche aus Jordanien an Handwerksbetriebe in unserer Region vermitteln. Sie beginnen im August ihre Ausbildung zum Bäcker, Elektriker oder Kfz-Mechaniker“, kündigte der KH-Hauptgeschäftsführer an. Für ihn ist klar: „Wir brauchen Migration, eine Willkommenskultur und ein einfacheres Einwanderungsgesetz, um den Fachkräftebedarf in Deutschland decken zu können.“

Auch bei den Kleinsten hat Tischner auf das Handwerk aufmerksam gemacht: Mit der Handpuppe Jonas ist er 2023 durch 25 Kindergärten getourt und hat dort rund 100 Kindern spielerisch das Handwerk nähergebracht. „Diese Aktion kam sehr gut an, sodass wir sie in diesem Jahr fortsetzen werden“, blickte er voraus. 

Knackpunkt Bürokratie

Ein Dorn im Auge ist Tischner weiterhin die Bürokratie. „Ich wiederhole mich Jahr für Jahr, aber es ist nach wie vor ein Problem“, betonte er und verwies auf Verordnungen von EU und Bund für das Handwerk, die die Arbeit in der Praxis erschweren würden, wie etwa eine neue Schulungspflicht für den Umgang mit PU-Schaum oder neue Pflichtangaben für den Kassenbon. Vor diesem Hintergrund startet die KH nun eine Aktion, bei der rund 250.000 Aufkleber mit dem Slogan „Bürokratie – nein danke“ an die KH-Mitglieder verteilt werden, um öffentlichkeitswirksam auf das Thema aufmerksam zu machen. Darüber hinaus beteiligt sich Tischner mit seinem Team an dem 100-Punkte-Papier des Zentralverbands des deutschen Handwerks, in dem Lösungen für den Bürokratieabbau aufgezeigt werden sollen. 

Neben den Zahlen und Projekten für 2023 hat der KH-Hauptgeschäftsführer bei der Jahrespressekonferenz auch über eine personelle Veränderung in der Geschäftsführung der Kreishandwerkerschaft gesprochen: Jan-Philipp Schiffer wird Nachfolger von Reinhard Kipp, der zum 31. März in den Ruhestand geht. Schiffer ist dann für die Bereiche Finanzen, zentrale Dienste und Innungen zuständig, während Günter Schrade in der Geschäftsführung weiterhin das Thema Bildung betreut. 

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