Kreis Coesfeld

Fachkräftemangel: Yara setzt auf virtuelle Zusammenarbeit

Dülmen – Sie wohnen in Indien, Kalifornien, Madrid, Passau, Darmstadt, Duisburg und Essen. Seit drei Jahren sind die Fachkräfte ein Team beim Düngemittelhersteller Yara mit Standort in Dülmen – und arbeiten ausschließlich virtuell zusammen. Während viele Unternehmen auch in Zeiten des Fachkräftemangels eher in der Nähe nach Personal Ausschau halten, spielt für Yara der Wohnort der Beschäftigten keine Rolle. Das Unternehmen hat den Fachkräfte-Suchradius auf die ganze Welt ausgeweitet und beschäftigt heute internationale Teams. Damit begegnet Yara dem Fachkräftemangel.

Flexibel mit Kollegen auf der ganzen Welt zusammenarbeiten – dank Online-Meetings: Das ist für Jayalakshmi Nambi (links), Maria Soldevilla Martinez (Mitte) und Mehrdad Arab ein Arbeitsalltag, der ihnen und Yara viele Vorteile bringt. Foto: Sabrina Becker/wfc

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Die internationalen Team beschäftigen sich mit der Identifizierung und Vorhersage von Pflanzenwachstum, Bodenzustand und Bodenprozessen mithilfe mechanistischer, datengesteuerter und maschineller Lernmodelle.

„Wir rekrutieren unsere Mitarbeitenden international, ohne sie an einen Standort zubinden. Dass sie die Möglichkeit haben, aus ihrem Heimatland zu arbeiten, erhöht die Chancen, schnell die passenden Kandidaten für unsere Stellen zu finden. Die gute Zusammenarbeit und der Teamspirit, der durch das virtuelle internationale Arbeiten in diesen Teams entsteht, ist wichtig für uns“, erklärt Sonja Zernin, HR Business Partner bei Yara. Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion seien die Werte, die dafür die Grundlage bilden.

Maria Soldevilla Martinez gehört zum internationalen Analytics- und Modelling-Team. Sieben Jahre lang hat sie in Dülmen gelebt und für Yara gearbeitet. Seit rund zwei Jahren ist sie wieder zurück in ihrer Heimatstadt Madrid. Bei ihren Eltern. Beim Rest ihrer Familie. Ermöglicht hat das letztendlich die Corona-Pandemie. „Die Pandemie hat dem Teamwork, wie wir es heute leben, einen großen Schub gegeben und dem Unternehmen gezeigt, dass die digitale Zusammenarbeit bestens funktioniert. Vielleicht sogar besser als ausschließlich vor Ort“, meint Soldevilla Martinez. Sie ergänzt: „Ich sehe meine Teamkollegen jetzt häufiger als zu meiner Zeit in Dülmen. Dort musste ich mich erstmal auf den Weg machen, in das Büro des einen gehen, vielleicht noch einen anderen hinzuholen. Jetzt ist es nur ein Klick ins Meeting.“

Arbeitszeiten auf das Team anpassen
Denn das ist die zentrale Vereinbarung im achtköpfigen Analytics- und Modelling-Team: Man ist immer für die Kolleginnen und Kollegen erreichbar. Die gemeinsame Sprache ist Englisch. „Gibt es Fragen oder Probleme, stimmen wir uns individuell mit unseren direkten Teampartnern ab. Wir haben verschiedene Tools und Softwares für die Kommunikation, den Informationsaustausch und die fortgeschrittene Analytik. So arbeiten wir sehr produktiv und effizient zusammen – trotz der Entfernung“, sagt Mehrdad Arab. Er wohnt in Essen und kommt meist drei Mal pro Woche nach Dülmen.

Das gesamte Team trifft sich einmal wöchentlich virtuell – in der Regel zwischen 15 und 16 Uhr mitteleuropäischer Zeit. „Dann ist es nicht zu früh in Kalifornien und nicht zu spät in Indien. Wer gerade direkt mit einem Kollegen aus einem der beiden Länder zusammenarbeitet, passt seine Arbeitszeit zudem einfach individuell an – und beginnt eben etwas später oder früher“, erklärt Jayalakshmi Nambi. Sie wohnt in Duisburg und fährt ebenfalls mehrmals pro Woche nach Dülmen. Einmal im Jahr kommen alle Teammitglieder für ein paar Tage an einem Ort ihrer Wahl zusammen – um gemeinsam zu arbeiten, aber auch fürs Teambuilding. „Darauf freuen wir uns immer sehr, wissen aber auch die Flexibilität von Arbeitszeit und Arbeitsort, die wir bei Yara haben, sehr zu schätzen“, betont Nambi. 

Bessere Vereinbarkeit von Job und Privatleben
Sie kennt genau wie Maria Soldevilla Martinez und Mehrdad Arab die reine Vor-Ort-Arbeit aus früheren Jobs. Vorteile der Vor-Ort-Arbeit gegenüber der digitalen Zusammenarbeit sieht keiner von ihnen – eher andersherum. „Natürlich fehlt manchmal der Face-to-Face-Kontakt, wir versuchen das jedoch durch virtuelle soziale Interaktionen und Teambuilding wie unsere Kaffee-Meetings zu überwinden“, erklärt Arab. Für Maria Soldevilla Martinez hat die Rückkehr nach Madrid den Kopf freier gemacht: „Ich kann jetzt Familie und Job wirklich vereinbaren und mich noch besser auf meine Aufgaben fokussieren. Wenn man zwei Flugstunden von den Eltern und dem Rest der Familie entfernt ist, macht man sich einfach mehr Gedanken um sie.“ Die Möglichkeit, ihren Job auch von Madrid aus zu machen, habe ihre Bindung an das Unternehmen noch gestärkt.

Ihre Kollegen sehen das genauso. „Wir haben dank der virtuellen Zusammenarbeit die für uns beste Work-Life-Balance. Das macht uns zufrieden und damit produktiver“, sagt Arab. „Dass in unserem Team nicht nur Fachleute aus der Umgebung des Unternehmenssitzes, sondern aus verschiedenen Kulturen und Standorten auf der ganzen Welt arbeiten, ist ein großer Vorteil. Es bereichert unsere Arbeit mit frischen Perspektiven, bringt innovative Ideen und erweitert unser Wissen – was wiederum zu Erfolg und Effektivität führt“, ergänzt Nambi.

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