Rhede

Wirtschaftsförderung: eine Brücke zwischen Wirtschaft und Verwaltung

Im Interview erklärt Wirtschaftsförderin Jutta Holthöfer-Büse, wie sich der Wirtschaftsstandort Rhede zuletzt entwickelt hat und und worauf die Wirtschaftsförderung Rhede Wert legt.

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Frau Holthöfer-Büse, als Wirtschaftsförderin sind Sie nah dran am unternehmerischen Geschehen in Rhede. Wie hat sich der Standort zuletzt entwickelt?
Sehr gut! Die Nachfrage von Unternehmen, die sich in Rhede ansiedeln möchten, ist konstant hoch. Durch die Neuansiedlungen, aber auch durch die Expansion der bestehenden Betriebe vor Ort sind insbesondere in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche neue Arbeitsplätze entstanden. Im Zeitraum von Ende 2010 bis Ende 2022 ist die Zahl der Arbeitsplätze von rund 5.500 auf circa 7.400 gestiegen. Das entspricht einem Plus von 35 Prozent – das ist aus meiner Sicht eine wirklich gute Entwicklung! Ähnlich erfreulich gestaltet sich die Gewerbesteuer: Sie ist von rund 6,3 Million Euro im Jahr 2010 auf einen neuen Höchstwert von 15 Millionen Euro im vergangenen Jahr geklettert. Konjunkturbedingt werden wir 2023 sicherlich Abstriche machen müssen. Wir gehen aber von Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 14 Millionen Euro aus.

Worauf führen Sie die insgesamt positive Entwicklung zurück?
Rhede verfügt über einen guten Branchenmix mit starken Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe, Handwerk, Baugewerbe sowie Handel und Dienstleistung. Diese Struktur macht die Rheder Wirtschaft weniger konjunktur- und krisenanfällig. Das Team der Wirtschaftsförderung legt außerdem großen Wert darauf, stets ein Ohr nah an den Bedürfnissen der Rheder Unternehmen zu haben. Ob es ums Baurecht, Erweiterungsabsichten, Förderprogramme oder sonstige Themen geht – wir nutzen die kurzen Wege im Rathaus und zu anderen Institutionen, wie etwa die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken oder die Rheder Verkehrs- und Werbegemeinschaft, um den Unternehmen schnell und unbürokratisch zu helfen. Wir sehen uns als Dienstleister. Nichtsdestotrotz gehen auch an „unseren“ Unternehmen die globalen Herausforderungen nicht vorbei. Nach der herausfordernden Corona-Pandemie sind es nun die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, die die Wirtschaft spürbar beschäftigen. Neben den dadurch bedingten Transformationsprozessen in den Bereichen Energie, Klimaschutz und Digitalisierung beschäftigen sich die Betriebe vor allem mit dem Fachkräftemangel.
 

Wie stellen sich die Unternehmen darauf ein?
Fachkräftesicherung und Recruiting haben nahezu alle Unternehmen als Thema auf der Agenda. Bei den Transformationsprozessen sieht das schon etwas diverser aus. Es gibt Unternehmen, die dabei schon sehr fortschrittlich agieren, etwa in Sachen Digitalisierung oder Klimaschutz. Ein gutes Beispiel dafür ist unser Förderprogramm „Grün statt grau“, mit dem wir den Klimaschutz in unseren Gewerbegebieten fördern, etwa durch Dachbegrünungen oder bepflanzte Außenanlagen. Das Angebot nehmen schon einige Unternehmen in Anspruch und die Nachfrage wächst. Es gibt aber mit der Digitalisierung auch Bereiche, in denen die Unternehmen unterschiedlich weit fortgeschritten sind. Wir wollen deshalb den Austausch der Betriebe fördern und durch Wissenstransfer unterstützen.

Wie gehen Sie das an?
Zum Beispiel mit dem Wirtschaftsdialog, den wir bereits zum elften Mal organisiert haben und der sich zu einem echten Erfolgsmodell entwickelt hat. Zweimal im Jahr findet die Veranstaltung in einem Rheder Betrieb statt. Neben einem Wissenstransfer durch Vorträge zu aktuellen Themen steht dabei der lockere Austausch sowohl zwischen den Rheder Unternehmen als auch mit  Verwaltung und Politik im Vordergrund. Als Wirtschaftsförderung agieren wir als Brücke zwischen Wirtschaft und Verwaltung – und das wird in diesem Format aus meiner Sicht sehr gut gelebt. Die Bereitschaft der Unternehmensvertreterinnen und -vertreter, sich beim Wirtschaftsdialog einzubringen, ist wirklich groß! Im Rahmen dieses Format ist übrigens auch ein Projekt entstanden, das in diesem Jahr Fahrt aufgenommen hat.

Welches?
Das Rheder Modell. Dahinter stecken mittlerweile 23 Unternehmen aus Rhede, die unter dem Motto „Wirtschaft übernimmt Verantwortung“ verschiedene innovative Projekte in und für Rhede finanziell unterstützen. 2023 sind die ersten beiden Projekte umgesetzt worden.

Netzwerkarbeit betreiben Sie auch im medizinischen Bereich. Rhede ist Teil des Ärztenetzes Bohris. Inwiefern konnte die Stadt davon berei­ts profitieren?
Wir haben seit dem gemeinsamen Aufbau des Ärztenetz Bohris bereits einige Erfolge im hausärztlichen sowie im fachärztlichen Bereich verzeichnen können. Allein in den vergangenen sieben Jahr haben sich acht neue Nachwuchsärzte in Rhede niedergelassen. Wir haben diese Entwicklung mit verschiedenen Maßnahmen auf den Weg gebracht. Die Zusammenarbeit mit dem Ärztenetz Bohris hilft da enorm, weil die jungen Mediziner durch die Kontakte in ihrer Branche schnell Anschluss finden. Über das Netzwerk bekommen sie außerdem Zugang zu verschiedenen Fortbildungsmöglichkeiten. Darüber hinaus haben wir als Stadt Anreize geschaffen, um Rhede als Standort für Nachwuchsärzte interessant zu machen. Dazu zählen zum Beispiel das Angebot von entsprechendem Wohnbauland oder Zuschüsse für ihre Praxiseinrichtung. Außerdem haben wir die Ansiedlungen sehr eng mit dem Team der Wirtschaftsförderung betreut und entsprechende Kontakte vermittelt.

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