Nottuln

Energiewende: Vorreiter werden

Nottuln hat zum vierten Mal den European Energy Award in Gold bekommen. Mit der Auszeichnung ist die Gemeinde für ihre Klimaschutzaktivitäten geehrt worden. Das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu sein, treibt die Kommune an verschiedenen Stellen aktiv voran.

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„Die erneute Auszeichnung mit dem European Energy Award in Gold macht uns stolz und zeigt, dass wir fachbereichsübergreifend sehr gut in Sachen Klimaschutz und Energiewende zusammenarbeiten“, freut sich die Klimaschutzbeauftragte Martina Marquardt-Wißmann. „Der Preis ist aber auch ein gutes Kontrollinstrument und Verpflichtung zugleich, diesen Standard zu halten. Wir stimmen uns in der Verwaltung regelmäßig in den verschiedenen Abteilungen ab, um zu schauen, welche Ziele wir erreicht haben und wo wir noch nachlegen müssen.“ 

Verschiedene Beratungsangebote

Mit verschiedenen Projekten, die Nottuln für Klimaschutz und Energiewende angeschoben hat, hat die Gemeindeverwaltung die Jury des Awards überzeugt. Die Kommune organisiert regelmäßig Infoveranstaltungen zum Thema, zum Beispiel die kostenlosen Beratungsnachmittage in Kooperation mit der Verbraucherzentrale NRW, eine Beratungswoche in Appelhülsen in Zusammenarbeit mit der Kreishandwerkerschaft Coesfeld, dem Kreis Coesfeld und der Sparkasse Westmünsterland oder die Energiedialoge in Kooperation mit dem Kreis Coesfeld und der Kreishandwerkerschaft Coesfeld. In Thermografie-Gesprächen in den Nottulner Haushalten ermitteln Ehrenamtliche mithilfe einer Wärmebildkamera außerdem, an welchen Stellen im Haus Wärme verloren geht oder wo sie sich staut. Außerdem wird zur weiteren Förderung der energetischen Sanierung gerade ein erstes integriertes Quartierskonzept fertiggestellt. Hinsichtlich der Wärmeversorgung der Zukunft ist die Gemeinde Nottuln in diesem Jahr mit der Kommunalen Wärmeplanung gestartet. Auch im Bereich Mobilität tut sich in Nottuln viel: Beispielsweise wurden sogenannte Fahrradflunder aufgestellt – das sind mobile Fahrradabstellplätze, die auf öffentlichen Flächen wie etwa einer Parklücke installiert werden können. „Wir haben so getestet, wo der Bedarf, Fahrräder sicher abzustellen, besonders hoch ist. Damit wollen wir anregen, dass die Bürgerinnen und Bürger öfter das Rad anstatt das Auto nutzen“, erläutert Marquardt-Wißmann. 

Online-Verzeichnis für Gastronomie und Lebensmittelhandel vor Ort

Außerdem hat die Gemeinde für die Verwaltung ein E-Fahrzeug samt eigener Ladestation und E-Räder angeschafft. Die Mitarbeitenden im Außendienst sind mit den Rädern, aber auch mit dem Segway anstatt mit dem Auto zu Terminen innerhalb Nottulns unterwegs. 
Auch die gesamte Straßenbeleuchtung in Nottuln wird aktuell auf LED umgestellt. Und: „Ein digitales Lichtmanagementsystem optimiert und lenkt die Nottulner Straßenbeleuchtung aus der Ferne. So kann beispielsweise eine Nachtabsenkung leicht gesteuert werden und eine Straßenlaterne ‚meldet‘, wenn sie defekt ist. Es zeigt sich schon jetzt, dass durch die Umstellung circa 60 Prozent der Energie eingespart werden“, erklärt die Klimaschutzmanagerin. Grünen Strom liefern Windkraftanlagen und eine Freiflächen-PV-Anlage im Gemeindegebiet. 

In der Summe beschäftigen sich nun drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gemeindeverwaltung mit Klimaschutz, Mobilität und Nachhaltigkeit. „Die Themengebiete sind vielseitig und nehmen immer mehr Raum ein, sodass wir uns hier auch personell entsprechend aufstellen wollten, um Projekte in Nottuln anzuschieben und begleiten zu können“, erläutert Marquardt-Wißmann. Zum Beispiel in der Gastronomie und im Lebensmittelhandel: Im Frühjahr soll auf der Homepage der Gemeinde eine Liste online gehen, in der sämtliche Händler und Gastronomen mit regional erzeugten Biolebensmitteln verzeichnet sind. „Damit möchten wir die Menschen dafür sensibilisieren, bewusst vor Ort einzukaufen. Das ist ressourcensparender und klimafreundlicher, da lange Transportwege entfallen“, erläutert die Klimaschutzbeauftragte. Auch sogenannte Solarspaziergänge durch die Gemeinde, bei denen Besitzer von Solaranlagen ihren Nachbarn von ihren ersten Schritten und Erfahrungen berichten, sind in Planung, um so den Ausbau Erneuerbarer Energie zu fördern.

Aber auch die Wirtschaft soll ihren Teil zum Klimaschutz beitragen. Das Klinkerwerk Hagemeister in Nottuln will dabei als energieintensives Unternehmen mit gutem Beispiel vorangehen. Geschäftsführer Christian Hagemeister hat gemeinsam mit seinem Team überlegt, ob und wie die Ziegelproduktion mit Wasserstoff anstatt mit Erdgas funktionieren kann. Dafür hat das Unternehmen einen Testlauf im Rahmen des Forschungsprojekts „Energieeffizienz und Emissionsreduzierung – Einsatz von Wasserstoff in der Ziegelindustrie (H2-Ziegel)“, an dem Hagemeister gemeinsam mit dem Institut für Ziegelforschung Essen, der Keller HCW, Kueppers Solutions und dem VDEh Betriebsforschungsinstitut arbeitete, gestartet. Das Projekt wurde im Rahmen der progress.nrw-Initiative des Landes NRW gefördert. Hagemeister hat dafür eine eigene Wasserstoff-Infrastruktur geschaffen und eine entsprechende Brennertechnik eingebaut. Für das Klinkerwerk habe der Test belegt, dass eine Umstellung auf Wasserstoff möglich ist – Voraussetzung sei allerdings, dass der grüne Energieträger in ausreichender Menge und zu einem passenden Preis zur Verfügung stehe, wie Geschäftsführer Hagemeister zum Projektabschluss mitteilte.

Über das Forschungsprojekt bei Hagemeister haben sich unlängst auch weitere Unternehmen aus der Region sowie Vertreter der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen und der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld informiert. „Es ist wichtig, dass sich energieintensive Unternehmen wie Hagemeister mit dem Thema Energiewende aktiv beschäftigen. Damit können sie auch Anregungen und Blaupausen für andere Unternehmen liefern“, freut sich Nottulns Wirtschaftsförderer Christian Driever über das Engagement.

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