Nachhaltigkeitskommunikation | Klar, präzise und ehrlich

Die Vorgaben des Gesetzgebers zur verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung werden kontinuierlich verschärft. Mit Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind mitunter auch kleine und mittelständische Unternehmen unter bestimmten Voraussetzungen davon betroffen. Außerdem ist bei der EU eine weitere Nachhaltigkeitsrichtlinie in Planung, die ebenfalls eine Berichtspflicht mit sich bringt. Professor Dr. Markus Kiefer erklärt in seiner Kolumne für Wirtschaft aktuell, mit welchen strategischen Kommunikationsmaßnahmen sich Unternehmen proaktiv darauf vorbereiten können. Kiefer nimmt Lehraufträge zu Kommunikationsthemen an unterschiedlichen Hochschulen – unter anderem an der FOM – Hochschule und an der Hochschule Darmstadt – wahr.

Grafik: Nadine Tenhaken

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Mit der CSRD hat die Europäische Union im Dezember 2022 eine Richtlinie verabschiedet, die große Unternehmen in der EU sowie kleine und mittlere kapitalmarktorientierte Unternehmen betrifft, auf die mindestens zwei der folgenden Kriterien zutrifft: mehr als 250 Mitarbeitende, mehr als 40 Millionen Euro Umsatz und mehr als 20 Millionen Euro Bilanzsumme.  

Darüber hinaus befindet sich derzeit die EU-Richtlinie über die Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit (Corporate Sustainability Due Diligence Directive, CSDDD) im Gesetzgebungsprozess und wird voraussichtlich in den kommenden Jahren verabschiedet. Sie zielt darauf ab, nachhaltiges und verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln zu fördern sowie Menschenrechts- und Umweltaspekte in der gesamten Wertschöpfungskette zu verankern. Die CSDDD wird vor allem für große Unternehmen gelten, die bestimmte Schwellenwerte in Bezug auf Mitarbeiterzahl und Umsatz erfüllen. In Deutschland wird erwartet, dass etwa 1.500 Unternehmen von dieser Richtlinie betroffen sein werden. Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitenden könnten allerdings ebenfalls betroffen sein, wenn sie in Hochrisikosektoren tätig sind – wie etwa in der Textil- oder Bergbauindustrie – und einen Umsatz von mehr als 40 Millionen Euro weltweit erzielen.  

Unternehmen können sich durch strategische Maßnahmen in ihrer Unternehmenskommunikation schon heute auf eine mögliche Berichtspflicht vorbereiten. 

Einführung eines freiwilligen Nachhaltigkeitsberichts

Unternehmen könnten beginnen, jährlich Berichte zu erstellen, die ihre ökologischen, sozialen und Governance-Initiativen beschreiben. Diese Berichte könnten auf der Unternehmenswebsite veröffentlicht oder als PDF zum Download bereitgestellt werden. 

Nutzung bestehender Kommunikationskanäle

Nachhaltigkeitsthemen könnten stärker und regelmäßiger als bislang in internen und externen Medien wie Mitarbeitermagazinen, Social Media und dem Unternehmensblog behandelt werden. So können erste Erfahrungen in der Berichterstellung gesammelt werden. 

Dialog mit Stakeholdern

Unternehmen könnten freiwillig Nachhaltigkeitsberichte oder Einblicke in ihre Maßnahmen in Stakeholder-Dialogen präsentieren, etwa in Kunden-Newslettern, Investorenpräsentationen, in der Kommunikation mit Kunden-Beiräten oder auf Events wie Nachhaltigkeitstagen. Solche Maßnahmen könnten zugleich genutzt werden, um eine sprachliche Darstellung zu trainieren. Denn die EU prüft die Berichterstattung gewiss unter dem Aspekt möglichen Greenwashings. Für die Kommunikation empfiehlt sich daher folgendes:

  • Klarheit und Präzision in der Sprache, ohne Übertreibungen: Statt vager oder überzogener Begriffe wie „Wir sind Vorreiter“ oder „einzigartig nachhaltig“ sollten konkrete, überprüfbare Maßnahmen und Fortschritte beschrieben werden, beispielsweise: „Wir haben den Energieverbrauch in unseren Büros um 15 Prozent reduziert.“ 
  • Transparenz und Ehrlichkeit: Berichte sollten offen auch über bestehende Herausforderungen oder noch nicht erfüllte Ziele informieren. Das schafft Glaubwürdigkeit. Aussagen wie „Unsere Recyclingquote liegt bei 60 Prozent, unser Ziel ist 90 Prozent bis 2025“ signalisieren Bemühen und vermeiden den Eindruck von Verschleierung. 

Das alles lässt sich in experimentellen internen Workshops trainieren. Diese Schritte helfen nicht nur bei der Übung der Berichterstattung, sondern tragen auch dazu bei, Vertrauen bei Stakeholdern aufzubauen.
 

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