Fräulein Frieda | Mit Anlauf zur Vollzeit-Gründerin

Knapp vier Jahre hat sie ihre Geschäftsidee getestet. Im Nebenerwerb und ohne wirtschaftlichen Druck. Im vergangenen Jahr hat Sabine Heller ihren bisherigen Job als tiermedizinische Fachangestellte dann endgültig aufgegeben und ist Vollzeit-Gründerin geworden: mit der Manufaktur für Hundezubehör „Fräulein Frieda“ in Dülmen. „Ich hätte mich sicherlich nicht selbstständig gemacht, wenn ich diese Vorlaufzeit nicht gehabt hätte“, macht sie klar.

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In Handarbeit und mithilfe einer Industrienähmaschine schneidert Sabine Heller Hundezubehör, angefangen bei Halsbändern über Leinen bis hin zu Decken und Spezialgeschirr. Dafür hat sie sich zuhause in Dülmen ein Atelier eingerichtet. Dort fertigt sie das Hundezubehör sowohl in Standardgrößen als auch in der Maßanfertigung. „Ich habe selbst drei Hunde, die keine Normgröße haben und für die es schwer ist, Halsbänder und Geschirr von der Stange zu bekommen. Also habe ich das Zubehör einfach selbst genäht. Dann kamen auch erste Anfragen aus meinem Umfeld dazu“, blickt Heller zurück.

Geschäft parallel aufgebaut

Mit Hunden hat sie in ihrer bisherigen Karriere ohnehin schon immer gearbeitet. 20 Jahre als tiermedizinische Fachangestellte bei einer Praxis in Dülmen. Dort hatte sie sämtliche Aufgaben und zum Schluss vor allem Labortätigkeiten übernommen. Ein toller Job in einem tollen Team, wie Heller betont, aber: Ihr fehlte die Kreativität. „Ich konnte mir nicht vorstellen, diesen Job mein Leben lang auszuüben“, sagt sie. Die Idee mit der Manufaktur für Hundezubehör kam daher gerade passend. „Ich bin allerdings ein absoluter Sicherheitsmensch. Deshalb habe ich mich erstmal langsam herangetastet, meine Stunden in der Tierarztpraxis reduziert und parallel mein Geschäft – zunächst als Kleingewerbe – aufgebaut“, erzählt Heller von den Anfängen. Testen, ob die Qualität der Produkte passt und ob die Nachfrage überhaupt da ist. Das war sie. 

Mund-zu-und-Propaganda und Social Media

Die Anfragen mehrten sich durch Mund-zu-und-Propaganda im privaten Kreis, aber vor allem auch durch Social Media. Auf Instagram hat sich Heller eine Community aufgebaut und stellt dort ihre Produkte vor: in täglichen Stories, durch Gewinnspiele und Werbeanzeigen. „Hätte ich nicht schon eine gewisse Anzahl an Followern vor dem offiziellen Start gehabt, hätte ich mich vermutlich nicht getraut, den Schritt in den Vollerwerb zu machen. Im Heimtierbereich gibt es bereits sehr viele Manufakturen, der Markt ist hart umkämpft. Deshalb habe ich mir mit dem individuellen Geschirr auf Maß für Hunde eine Nische herausgesucht, auf die ich mich spezialisiert habe“, erläutert Heller.

Auf dem Weg zur „richtigen“ Gründung hat sich Heller dann Unterstützung bei der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld geholt. Gemeinsam mit den Gründungsberatern der wfc hat sie einen Businessplan erstellt und sich um eine Anschubförderung beworben. „Ich habe mich dort sehr gut aufgehoben gefühlt. Ohne die Beratung wäre ich zum Beispiel auch nicht darauf gekommen, mich für das Gründungsstipendium NRW zu bewerben. Insofern kann ich jedem Gründer und jeder Gründerin nur empfehlen, die kostenlose Gründungsberatung in Anspruch zu nehmen. Denn die meisten Unterstützungsangebote hat man selbst gar nicht auf dem Schirm“, betont die Jungunternehmerin. Ein halbes Jahr lang hat sie jeden Monat eine Förderung bekommen, die sich an ihrem Verdienst ausrichtete. Darüber wurden zum Beispiel auch die Krankenkassenbeiträge abgedeckt, denn ihren Job in der Tierarztpraxis hat Heller parallel gekündigt. Mit Fräulein Frieda hat sie mittlerweile schneller Fuß gefasst als geplant: „Ich bin schon in diesem Jahr mehrwertsteuerpflichtig geworden, obwohl das laut Businessplan eigentlich erst in zwei bis drei Jahren eintreten sollte“, freut sich die Gründerin. Neben Social Media hat ihr zu dieser Entwicklung vor allem ein starkes Netzwerk verholfen: Heller kooperiert heute mit Hundesalons, Tierärzten und Tierheilpraktikern aus der Region. „Ein solches Netzwerk aus Menschen, die sich gegenseitig pushen, ist für den Start, aber auch darüber hinaus extrem wertvoll.“ Um ihr Netzwerk stetig zu erweitern, stellt sich die Unternehmerin auch regelmäßig auf Messen und Märkten vor.

An saisonbedingte Schwankungen gewöhnen

Insbesondere in der Anfangszeit könne es immer mal wieder saisonbedingt Schwankungen bei der Auftragslage geben. Während in der Vorweihnachtszeit besonders viele Anfragen kommen, gibt es im Sommer durchaus auch mal ruhigere Monate. „Wenn man zuvor 20 Jahre lang jeden Monat ein gesichertes, gleichbleibendes Gehalt bekommen hat, können diese Schwankungen im Umsatz zunächst belastend sein“, gibt Heller zu. Aber: „Daran gewöhnt man sich und die gute Entwicklung mit steigender Tendenz gibt mir das gute Gefühl, genau so weiterzumachen.“

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