Rosendahl Bikes | Vom Cockpit in den Sattel

Nordhorn - Wer ein teures E-Bike kauft, erwartet auch volle Funktionalität. Marco Rosendahl erlebte das Gegenteil. Rahmenbruch, Elektronik- und Motorprobleme, irgendwie war der Wurm drin. „Da habe ich mir gedacht, das könnte ich besser“, sagt er im Rückblick. Heute, ein paar Jahre später, ist der Nordhorner Inhaber seines eigenen Start-ups, eines Unternehmens für hochwertige E-Bikes. Und damit möchte er jetzt wachsen.

Marco Rosendahl. Foto: privat

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Eigentlich hatte Rosendahl andere Pläne. Eine Pilotenausbildung führte ihn bei Ryanair ins Cockpit, gesundheitliche Gründe sorgten für den Abschied aus der Flugbranche. Ein Knick im Lebenslauf, den Rosendahl zum Anlass nahm, sich neu zu orientieren. Mit seinem Vorwissen im Bereich Maschinenbau und einem grundsätzlichen Technikverständnis sattelte er auf die Fahrradbranche um. Ein Neustart, der ihm einige Arbeit abverlangte. „Aber ich packe halt auch gerne selbst an“, sagt er.  

Mit einer Geschäftsidee für ein hochwertiges E-Bike-System sicherte er sich ein Gründungsstipendium beim Grafschafter TechnologieZentrum und erarbeitete sich das notwendige Fachwissen. Details über Festigkeitsprüfungen, Stabilitätsprüfungen, ein Praktikum bei einem Radhersteller in den Niederlanden, viele YouTube-Tutorials: „Ich musste erstmal reinkommen, das war eine steile Lernkurve“, gibt er zu.  

Mit einem Mikrostarter-Förderkredit der NBank setzte er seine Idee in Gang, investierte selbst noch Erspartes und sicherte sich für den Bau des Prototypen einen speziellen, nicht rückzahlbaren Entwicklungszuschuss. „Von meiner Hausbank gab es noch ein gutes Darlehen, damit war der Start gesichert“, sagt Rosendahl.  

Fokus auf Oberklasse

Jetzt ist die Idee zur Realität geworden: Das Rosendahl „One X 25“ ist verfügbar und startet im mittleren vierstelligen Euro-Bereich.  In verschiedenen Rahmenformen (Trapez oder Diamant) und Farben lässt es sich zudem individualisieren, einzelne Komponenten können auf Wunsch gegen noch hochwertigere Ausstattungen getauscht werden. „Die Konkurrenz auf dem E-Bike-Markt bedient eher das untere und mittlere Preissegment“, so Rosendahl. Er selbst greift in die Oberklasse. Die meisten Teile kommen aus Europa, Motoren und Akkus werden von Neodrive aus Baden-Württemberg geliefert, die Pinion-Schaltungen stammen ebenfalls von dort.  

Mit seinem Bike spricht er jetzt Pendler und ambitionierte Freizeitfahrer gleichermaßen an. „Je nach Anwendungszweck können Kunden dann Touring-Varianten konfigurieren oder ihr Rad mehr als Urban Bike gestalten.“ Möglich seien allerdings auch Varianten für den Offroad-Einsatz. Jetzt stellt Rosendahl der ersten Variante noch eine zweite zur Seite: diesmal mit tiefem Einstieg, mit größerem Akku und anderer Schaltung, die dann auch als elektronische Variante verfügbar ist.  

Seit 2022 ist Rosendahl Bikes am Start und folgt einem Fünf-Jahres-Plan. Am Ende sollen in Nordhorn 100 bis 200 Bikes pro Jahr produziert werden, für das laufende Jahr rechnet Rosendahl bereits mit rund 80 Rädern. Der Weg stimme, sagt er. Damit der Absatz sich weiter positiv entwickle, will Rosendahl nun auch endlich Werbung und Marketing verstärken. Verschiedene Händler führen Rosendahl Bikes schon im Sortiment, weitere sollen folgen. Erste positive Tests in Fahrradmagazinen sollen dabei helfen, eine neue Webseite und verstärkte Aktivitäten auf Social Media sollen das junge Unternehmen bekannter machen.  

Carsten Schulte

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