Kreis Warendorf

„Wir müssen die Jugendlichen mehr für unsere Sache begeistern“

Sassenberg – Wie Unternehmen Jugendliche für eine Ausbildung in ihrem Unternehmen gewinnen können, darüber haben sich Unternehmensvertreterinnen und -vertreter sowie Pädagogen aus dem Kreis Warendorf bei Scheffer Krantechnik in Sassenberg informiert. Dazu eingeladen hatte die Kommunale Koordinierungsstelle des Kreises Warendorf im Rahmen des Landesprogramms „KAoA – Kein Abschluss ohne Anschluss“.

Unternehmensvertreterinnen und -vertreter sowie Pädagogen aus dem Kreis Warendorf haben sich bei Scheffer Krantechnik in Sassenberg zum Thema Nachwuchsgewinnung ausgetauscht. | Foto: Kreis Warendorf.

Anzeige

„Es ist allseits bekannt, dass der Fachkräftebedarf und die Nachwuchssorgen groß sind. Es ist auch kein Geheimnis, dass der demografische Wandel und der Drang zur Akademisierung als Ursache dafür in Frage kommen“, betonte Jutta Rohoff-Schaden, Leiterin der Kommunalen Koordinierungsstelle im Kreis Warendorf. Er ergänzte: „Zudem sind die langen Anfahrtswege zur Ausbildungsstelle in einem ländlichen Flächenkreis nachteilig. Und dass in der Pandemie viele Praktika ausgefallen sind, hat der Nachwuchsgewinnung ebenfalls geschadet.“

Das Team der Kommunalen Koordinierungsstelle hatte vor diesem Hintergrund mit den Vertretern der Kammern, der Agentur für Arbeit sowie der Schulen ein breit gefächertes Programm vorbereitet. Zu Beginn gab Gastgeber Bernd Scheffer einen Einblick ins Unternehmen. Thomas Deutmeyer, Lehrer an der Gesamtschule Warendorf, erläuterte die schulischen Rahmenbedingungen der Berufsfelderkundung (BFE) und warb dafür, sich in die Situation der Jugendlichen zu versetzen. „Wenn den Schülerinnen und Schülern mit Wertschätzung begegnet wird, sind sie viel motivierter, mitzuarbeiten“, betonte er. Dabei helfe es, sich zu erinnern, wie der eigene erste Arbeitstag war und wie man sich selbst gefühlt habe.

In einer Podiumsdiskussion berichteten mehrere Betriebe von ihren Praxiserfahrungen. Einig waren sich die Teilnehmenden darin, dass vor allem Auszubildende für die Schülerinnen und Schüler ansprechbar sein sollten, um Gespräche auf Augenhöhe zu ermöglichen. „Der Azubi erklärt die Tätigkeiten und leitet an. Später kommt dann der Meister dazu“, erläuterte Stephan Berekoven den Ablauf einen BFE-Tages bei BSW-Anlagenbau in Everswinkel.

Um die Jugendlichen nicht mit Eindrücken zu überfrachten, mache es Sinn, die Informationen auf das Wesentliche zu reduzieren. Motivierte Jugendliche werden danach zum Praktikum eingeladen nach dem Motto „Wenn Dich die Tätigkeiten bisher interessiert haben, kannst Du beim Praktikum noch weitere Bereiche kennenlernen“. Ulrich Ehling von der HeidelbergCement AG in Ennigerloh betonte dazu: „Mit intensiver Betreuung können Jugendliche nach der BFE zuerst für ein mehrwöchiges Praktikum und dann für eine Ausbildung begeistert werden.“ Wichtig seien dafür Einblicke in die berufliche Praxis, die ein Erfolgserlebnis bringen und das Interesse der Schülerinnen und Schüler wecken.

Wie kommt man mit Jugendlichen ins Gespräch? Wie stellt man sich als Unternehmen gut dar und wie sollte ein Praktikum oder ein BFE-Tag organisiert sein? Darüber tauschten sich die Teilnehmenden an Thementischen aus. So berichtete eine Personalverantwortliche, dass sie im Rahmen der Berufsfelderkundungen mit den Jugendlichen ein Quiz veranstalteten: Die Schülerinnen und Schüler zählen die Reifen im Lager des Autohauses und lernen so zum Beispiel auf spielerische Weise die verschiedenen Abteilungen des Unternehmens und viele Mitarbeitende kennen. Das mache den Jugendlichen Spaß und man erreiche sie auf der emotionalen Ebene. Die Personalverantwortliche eines Friseurladens mit großen Nachwuchssorgen resümierte zum Abschluss: „Wir haben die Jugendlichen zu wenig begleitet. Wir müssen sie mehr an die Hand nehmen und für unsere Sache begeistern.“

Das BFE-Angebotsportal ist für dieses Schuljahr wieder freigeschaltet. Alle interessierten Unternehmen und Betriebe können sich unter https://kreis-warendorf.bfe-nrw.de registrieren, den Betrieb vorstellen und mögliche Tätigkeiten und Einblicke beschreiben.

Kontakt: Kommunale Koordinierungsstelle, KoKo@kreis-warendorf.de, Antje Kesslau, Tel. 02581-53 4042, Jutta Rohoff-Schaden, Tel. 02581-53 4044.

Artikel teilen