Münster

Westfleisch mit Umsatzverlust

Münster – Der Fleischverarbeiter Westfleisch mit Hauptsitz in Münster hat im vergangenen Jahr ein Umsatzverlust von neun Prozent verzeichnet. Der Konzernumsatz sank 2021 im Vergleich zum Vorjahr auf 2,56 Milliarden Euro – trotz nur leicht rückläufiger Schlachtzahlen (7,26 Millionen Schweine, 392.000 Rinder und Kälber). Das teilte der Vorstand beim digitalen „Westfleisch-Tag“ gegenüber seinen mehr als 4.700 landwirtschaftlichen Mitgliedern mit.

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Das Unternehmen führte den Rückgang vor allem auf die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest (ASP) mit dem daraus resultierenden Exportstopp nach Asien zurück. Gleichzeitig sank in Deutschland erneut der Pro-Kopf-Fleischkonsum. 2021 sei vor diesem Hintergrund für die deutsche Fleischwirtschaft ein „wirtschaftlich schwaches Jahr mit sehr herausfordernden Rahmenbedingungen“, wie Westfleisch in einer Pressemeldung mitteilte. „Fehlende Absatzmöglichkeiten sorgten für einen immensen Preisdruck und für einen extrem niedrigen Schweinepreis“, berichtete Michael Schulze Kalthoff, der im Vorstand von Westfleisch das Schweinefleischgeschäft verantwortet. 

Auf der Kostenseite sorgten 2021 vor allem deutlich gestiegene Personalkosten, Corona-Sonderkosten, die Rohstoff-Preise sowie spürbar höhere Energie- und Logistikkosten für einen Mehraufwand bei Westfleisch von über 35 Millionen Euro. Vor allem das Schlacht- und Zerlegegeschäft stand deutlich unter Druck, teilte das Unternehmen mit. Die Weiterverarbeitung mit Wurst, Convenience und SB-Fleisch erreichte hingegen positive Ergebnisbeiträge und Absätze oberhalb des Vor-Corona-Niveaus von 2019. Das Tochterunternehmen WestfalenLand setzte dabei 132.000 Tonnen, Gustoland 45.000 Tonnen ab. 

Während nach vorläufigen Zahlen der operative Cashflow (EBITDA) konzernweit bei 35 Millionen Euro lag, weist der Jahresabschluss unter dem Strich einen Fehlbetrag in Höhe von zwölf Millionen Euro aus. Die Konzernbilanz der Westfleisch SCE sei dabei unverändert solide. Finanzvorstand Carsten Schruck: „Unsere Eigenkapitalquote ist mit 36,1 Prozent weiterhin außerordentlich gut.“

Ergebnisdruck bleibt hoch 

Für dieses Jahr erwartet das Unternehmen, dass sich der Wettbewerb und der hohe Ergebnisdruck weiter verschärfen werden. „Die ASP-Lage mit ihrer stark negativen Auswirkung auf die Exportmärkte wird sich nicht verändern“, betonte Schruck. Er ergänzte: „Die Wettbewerbsfähigkeit von deutschem Schweinefleisch auf den internationalen Märkten wird weiter abnehmen. Dafür sorgen auch die seit 2021 nahezu ungebremst steigenden Kosten.“ Zusätzlich zogen im Zuge des russischen Kriegs gegen die Ukraine in den vergangenen Wochen die Rohstoffpreise in nie gekannter Größenordnung an. „Sie werden sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette negativ niederschlagen und die endgültigen Konsequenzen hieraus sind heute noch nicht abschätzbar“, erklärte Schruck. 

250-Punkte-Plan

Vor diesem Hintergrund sei eine weitere Konsolidierung der Branche unumgänglich. Westfleisch hat daher ein 250 Einzelmaßnahmen umfassendes Programm gestartet, mit dem die Genossenschaft ihre Profitabilität steigern will. „Wir müssen unsere Positionierung als Qualitätsanbieter weiter schärfen. Gleichzeitig müssen wir uns noch effizienter und leistungsfähiger aufstellen – und zwar in allen Bereichen“, machte Schruck klar. So sollen zum Beispiel Prozesse gestrafft, Aufgaben gebündelt und Ausgaben gesenkt werden. „Neben der angestrebten Effizienzsteigerung in allen Sparten und den strukturellen Anpassungsmaßnahmen liegt ein weiteres Augenmerk im Ausbau der bereits heute von uns erfolgreich besetzten Nischen und Wachstumsfelder“, erklärte Johannes Steinhoff, Vorstand Weiterverarbeitung, Rind und Technik, im Rahmen der Veranstaltung. „Das gilt zum Beispiel für den Bereich Tiernahrung, aber auch für das Kalbfleischgeschäft, in dem wir zusätzliche Marktchancen nutzen wollen. In den vergangenen Wochen und Monaten ist da bereits einiges gut gelungen.“ 

Auch im Bereich Qualität will Westfleisch seine Position weiter ausbauen. 2021 steigerte das Unternehmen bereits den Anteil an Schweinen aus den höheren Haltungsstufen 2, 3 und 4: Mittlerweile kommen mehr als 70 Prozent der von Westfleisch geschlachteten Schweine aus Betrieben, die mindestens die Anforderungen der „Initiative Tierwohl“ erfüllen. 

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