Aus der Region

Wasserstoff: (Land-)Kreise bewerben sich gemeinsam um Fördermittel

Region – Mit dem Ziel, als Gemeinschaftsprojekt beim HyLand-Wettbewerb des Bundesministeriums für Verkehr und Digitales anzutreten, haben sich die (Land-)Kreise Borken, Coesfeld, Emsland, Grafschaft Bentheim, Steinfurt und Warendorf aktuell unter dem Titel „NortH2West Mobility“ zusammengeschlossen. Als sogenannte „HyPerformer-Region“ wollen sie gemeinsam die höchste Stufe in dem Förderprogramm zum Ausbau der Wasserstoffmobilität in Deutschland erreichen. Wenn das gelingt, fließen Fördergelder in Höhe von 15 Millionen Euro in die Region, um Wasserstoffprojekte in der Mobilität voranzutreiben.

Das Bewerberkonsortium „NortH2West Mobility“ mit den Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Landkreise, Städte und Firmen (von links): Dr. Tim Husmann (H2-Region Emsland), Henning Bückers (Kreis Steinfurt), Daniel Schaschkewitz (Kreis Warendorf), Petra Michalczak-Hülsmann (Kreis Warendorf), Jonas Lorenz (H2-Region Emsland), Rüdiger Schuma (Krimphoff & Schulte Mineralöl-Service u. Logistik GmbH), Katharina Krimphoff (Kreis Borken), Stephan Griesehop (Landkreis Grafschaft Bentheim), Michael Weitzell (Kreis Borken), Sebastian Niehoff (BEN-Tec GmbH), Michael Barkmann (Stadtwerke Gronau); per Video dazugeschaltet (v.l.o.n.r.u.): Daniela Terbeck (Wasserstoff-EntwicklungsGmbH & Co. KG), Stefan Bölte (Kreis Coesfeld), Johanna Martin (GP Joule), Jens Bischoff (Kreis Coesfeld), Thorsten Wulff (Nikola Corporation), Sebastian Freund (Nikola Corporation); Foto: Esther Gebert, H2-Region Emsland

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Mit der gemeinsamen Bewerbung bauen die beteiligten Unternehmen, Städte und Landkreise auf die in den vergangenen Monaten und Jahren erarbeiteten Konzepte und Vorstudien auf. Die Fördermittel sollen für die Errichtung von insgesamt sieben ausgewählten Wasserstoff-Tankstellen in den beteiligten Landkreisen eingesetzt werden. „Mit unserem Projekt ,NortH2West Mobility‘ wollen wir die Wasserstoffmobilität vom Papier auf die Straße bringen“, verdeutlicht Dr. Tim Husmann von der H2-Region Emsland, die als Vertretung des Landkreises Emsland die Gesamtkoordination des HyPerformer-Projekts übernimmt: „Der Bau dieser Tankstellen ist nicht nur wichtig, um die zentralen grenzüberschreitenden Verkehrsrouten – und damit in großem Maße den internationalen Schwerlastverkehr – mit Wasserstoff zu versorgen. Auch die knapp 500 Wasserstoff-Fahrzeuge, die in der Projektregion über Fördermittel erschlossen werden sollen, müssen vor Ort betankt werden können“, so Husmann weiter.

Die Region von Emsland bis zum Münsterland ist sowohl durch ihre geografische Lage als auch durch die bereits vorhandenen Wasserstoffprojekte besonders für den Aufbau der Wasserstoffmobilität qualifiziert. Das Projektgebiet gilt als „Grünes Wasserstoff-Tor zum Ruhrgebiet“ und deckt zentrale Verkehrsrouten zwischen Deutschland und den Niederlanden ab. „NortH2West Mobility“ kann für die Versorgung der Tankstellenstandorte auf die geplanten 130 Kilometer langen Wasserstoffpipelines des Konsortiums GET H2 und die H2ERCULES Pipeline zwischen Wilhelmshaven und Gronau zurückgreifen. Im Projektgebiet befinden sich bereits heute große Wasserstoff-Erzeugungsprojekte. Zahlreiche Vorhaben in Industrie und Gewerbe sind innerhalb der nächsten Jahre geplant. Mit „NortH2West Mobility“ soll nun auch der Mobilitätsbereich verstärkt integriert werden. Dabei werden auch bereits vorhandene Projekte einbezogen, um länderübergreifend die Batteriemobilität mit einer weiteren CO2-freien Alternative zu ergänzen. Wasserstoff gilt insbesondere im Schwerlastbereich als eine Schlüsseltechnologie zur Erreichung der Klimaziele. Eine Entscheidung über den Ausgang des HyLand-Wettbewerbs wird Ende April erwartet.

Initiiert wurde das Förderprogramm vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Für die Durchführung des Wettbewerbs im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) sind die Programmgesellschaft NOW GmbH und der Projektträger Jülich zuständig.

Kreis Borken
Im Kreis Borken sollen zwei Tankstellen-Standorte realisiert entstehen, um bereits frühzeitig eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen und die Versorgung mit Wasserstoff im Nord- als auch im Südkreis sicherzustellen. Eine öffentliche Wasserstoff-Tankstelle ist in Gronau, an einem Standort mit hohem Verkehrsaufkommen, vorgesehen. Der Standort befindet sich inmitten eines Gewerbegebiets mit ansässigen Speditionsunternehmen sowie Unternehmen der Verteillogistik und soll neben den regionalen Verkehren auch die Transitverkehre der Grenzregion in die Niederlande bedienen. „Wir planen, einen Teil des Wasserstoffs mittels Elektrolyse aus PV-Strom selbst zu erzeugen. Perspektivisch möchten wir die Tankstelle zusätzlich an das H2-Fernleitungsnetz der OGE und der Thyssengas anschließen. Des Weiteren besteht zukünftig die Möglichkeit, per Trailer den Wasserstoff vom geplanten H2-Airport in Hörstel-Dreierwalde geliefert zu bekommen. Ein schneller Bau und Betrieb der Wasserstoff-Tankstelle kann durch zahlreiche Absichtserklärungen von Wasserstoffabnehmern gewährleistet werden. Hier stehen wir im engen Austausch mit verschiedenen Akteuren vor Ort“, erläutert Michael Barkmann, Gesamtprojektleiter bei den Stadtwerken Gronau.

In der Stadt Borken hat sich auf Initiative der örtlichen Wirtschaft sowie der Wirtschaftsförderung der Stadt Borken bereits im Jahr 2019 eine Wasserstoff-Projektgruppe gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, eine Wasserstofftankstelle in Borken zu realisieren. Die Planungen sehen eine Tankstelle in zentraler Lage, inmitten eines Gewerbegebietes in Borken, vor. Wie in Gronau soll auch die Tankstelle in Borken die regionalen Verkehre sowie die Transitverkehre bedienen. Dazu wird sie öffentlich zugänglich und modular erweiterbar sein, um insbesondere auch den Bedarf zukünftig steigender Aufkommen von Wasserstofffahrzeugen abdecken zu können. „Die Realisierung der Wasserstofftankstelle am Standort Borken wird als genossenschaftliches Betreibermodell angestrebt – mit dem Ziel, die lokalen Akteurinnen und Akteure sowie Tankstellenbetreibende mit einem auf Landes- beziehungsweise Bundesebene bereits tätigem Wasserstofftankstellenunternehmen zu vernetzen und gemeinschaftlich die Wasserstofftankstelle in Borken zu errichten und zu betreiben“, erklärt die Borkener Wirtschaftsförderung in einem Statement dazu.

Kreis Coesfeld
Im Kreis Coesfeld werden Planungen für eine Wasserstoff-Tankstelle im Süden der Stadt Coesfeld forciert. Beabsichtigt ist, die Tankstelle durch die Westfalen Gruppe aus Münster errichten zu lassen, die Erfahrung im Bau und Betrieb von Wasserstoff-Tankstellen mitbringt. „Wir sehen in der Etablierung der Wasserstofftechnologie im Mobilitätssektor großes Potential“, erklärt Stefan Nübel, Projektkoordinator Wasserstoffmobilität der Westfalen Gruppe. Die Errichtung einer leistungsfähigen Infrastruktur könne gleichzeitig einen nachhaltigen Beitrag zur Dekarbonisierung wie auch zur Weiterentwicklung und damit zur Sicherung der Wirtschaftsstruktur in den jeweiligen Regionen leisten. Neben dem Betrieb von stationären Wasserstoff-Tankstellen testet die Unternehmensgruppe aktuell auch den Einsatz von mobilen H2-Tankstationen.

Einige regionale Logistik-Akteure aus dem Raum Coesfeld haben bereits starkes Interesse angemeldet, ihre Fahrzeugflotten auf Wasserstoff umzustellen, sobald die Tankstelle realisiert wird. Nübel: „Perspektivisch könnte über die Tankstelle ein Bedarf von rund 2.000 Kilogramm Wasserstoff täglich gedeckt werden.“ Da seitens der kreiseigenen GFC GmbH parallel Planungen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff mittels Elektrolyse in Coesfeld-Höven laufen, besteht die Möglichkeit, Synergieeffekte zwischen beiden Projekten zu nutzen.

Grafschaft Bentheim
In der Grafschaft Bentheim soll direkt an der Autobahnausfahrt A30 Gildehaus kurz vor der niederländischen Grenze im dortigen Gewerbepark eine Wasserstofftankstelle der Q1 Energie AG entstehen. Das Osnabrücker Unternehmen hat bereits umfangreiche Vorbereitungen mit den lokalen Akteuren im Rahmen des „HyStarter-Programms Bad Bentheim“ getroffen und plant, regional erzeugten grünen Wasserstoff für alle Fahrzeugarten zur Verfügung zu stellen. „Wir sehen besonders großes Potenzial im Schwerlastverkehr und möchten entlang der Ost-West Route auch international tätigen Logistikern den Umstieg auf alternative Kraftstoffe wie grünen Wasserstoff ermöglichen“, erklärt Martin Hoffschröer, Leiter Nachhaltige Energien von Q1. Auch Landrat Uwe Fietzek verknüpft Erwartungen mit dem Vorhaben: „Der Landkreis Grafschaft Bentheim und damit der Standort profitieren von einem Pipelinenetz, das eine Anbindung an eine H2-Versorgungsleitung perspektivisch ermöglicht. Bei einer positiven Förderzusage könnte die Tankstelle bereits Ende 2025 in Betrieb genommen werden.“

Kreis Steinfurt
Im Kreis Steinfurt, der mit seinem Wasserstoffnetzwerk HYMAT-Energie den Markthochlauf der Wasserstoffwirtschaft begleitet, soll in Rheine an der Auffahrt von der Bundesstraße B70 auf die Autobahn A30 eine Wasserstoff-Tankstelle entstehen. Das Rheinenser Unternehmen Krimphoff & Schulte Mineralöl-Service und Logistik GmbH soll dabei den Bau und Betrieb der Tankstelle übernehmen. Landrat Dr. Martin Sommer ist hoffnungsvoll: „Ich bin überzeugt, dass wir mit unseren Partnerkreisen eine starke Bewerbung auf die Beine gestellt haben. Im Erfolgsfall können wir mit der ersten Wasserstofftankstelle auf unserem Kreisgebiet einen weiteren wichtigen Schritt als Wasserstoff-Region gehen und damit die Dekarbonisierung auch im Bereich Schwerlastverkehr vorantreiben.“

Informationen aus den anderen beteiligten Landkreisen liegen aktuell noch nicht vor.

 

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