Kreis Coesfeld

Titelstory: "Das Bewusstsein ist der Beginn"

Lüdinghausen - Schon seit drei Jahren hat es in der Niederlassung von Geodis Contract Logistics Germany in Lüdinghausen keinen Arbeitsunfall mehr gegeben. Der Logistikdienstleister hat es durch ein Change Management geschafft, das Arbeitsumfeld für das gesamte Team sicherer zu machen.

Blick ins Lager des Logistikdienstleisters Geodis

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Den Anstoß für den Prozess gaben zwei Arbeitsunfälle in Lüdinghausen in den Jahren 2012 und 2013.  „Im  Management-Team haben wir uns aufgrund dessen dazu entschlossen, die Sache anzugehen“, erläutert Niederlassungsleiter Uwe Schmeetz in der Rückschau. Gemeinsam mit einem Großkunden des  Unternehmens hat Geodis in der Niederlassung ein Change Management angestoßen, um die Arbeitssicherheit zu erhöhen. „Wir haben uns permanent mit anderen Logistikdienstleistern und mit unserem Kunden ausgetauscht“, blickt Schmeetz zurück. „Dieser Austausch war für uns enorm wertvoll – schließlich stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen.“ In erster Linie ging es in dem Projekt darum, die Wahrnehmung für die unterschiedlichen Gefährdungen im Logistikbereich zu schärfen. „Das Bewusstsein des Menschen ist der Beginn“, betont der Niederlassungsleiter. Deshalb hat das Team von Geodis das Thema Sicherheit in seinen regelmäßigen Daily Operation Reviews, kurz DORS, auf den ersten Platz der Agenda gesetzt. Neben den regelmäßigen Austauschrunden gibt es jeden Freitag außerdem eine sogenannte 5S-Begehung bei Geodis. Gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten machen die Teams einen Rundgang und analysieren ihre Arbeitsumgebung. „Dort achten alle Mitarbeiter zusammen darauf, ob es Gefährdungen gibt: zum Beispiel eine herumliegende Palette, die eine Stolperfalle ist, oder eine Delle im Regal, die auf Instabilität  hinweisen könnte“, erklärt  Schmeetz. Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern komme das sehr gut an.

Team als Multiplikator

Auch bei der Gefährdungsbeurteilung hat Geodis das eigene Team mit einbezogen. Häufig wird das gesetzlich vorgeschriebene Dokument von Sicherheitsingenieuren erstellt, die zum Teil gar nicht im  Unternehmen tätig sind. Bei Geodis wurden die Mitarbeiter unter Führung von sachkundigen eigenen Fachkräften an dem Prozess beteiligt. „Das lässt alle darüber nachdenken, inwiefern ihr  Umfeld schon sicher ist und wo es noch Verbesserungspotenzial gibt“, erklärt Schmeetz. Fünf Sicherheitsbeauftragte am Standort Lüdinghausen kümmern sich außerdem darum, Gefährdungen zu  entschärfen oder zu beseitigen. Jeder Mitarbeitende kann den Verantwortlichen seine Beobachtungen mitteilen. Das Team von Geodis hat also vor allem gelernt, auf sein Verhalten zu  achten und Gefahrenquellen so rechtzeitig zu beseitigen, bevor ein Unfall entstehen kann. Das ist allerdings nur ein Teil des Change Managements, wie Schmeetz erklärt:  „Im zweiten Schritt haben unsere Mitarbeitenden gelernt, nicht nur auf ihr eigenes, sondern auch auf das Verhalten ihrer Kolleginnen und Kollegen zu schauen.“ Das war alles andere als einfach: Schließlich möchte niemand gerne seine eigenen Kolleginnen und  Kollegen auf mögliches Fehlverhalten hinweisen. Schmeetz hat seinen Mitarbeitenden dennoch Mut gemacht, es zu versuchen –  mit Erfolg.  So werden zum Beispiel weniger Konflikte bis vor die  Geschäftsführung getragen, sondern dem Team gelingt es besser, mögliche Herausforderungen untereinander zu klären. „Natürlich sind wir nach wie vor als Ansprechpartner erreichbar“, betont Schmeetz. „Doch unsere Mitarbeitenden haben mehr Mut, Dinge selbst anzusprechen, anstatt den Weg über ihre Vorgesetzten zu gehen.“ Auch gegenüber neuen Kolleginnen und Kollegen trägt das Team diese Einstellung weiter.

Mit diesem Veränderungsprozess hat es Geodis in Lüdinghausen zwar geschafft, seit drei Jahren  unfallfrei zu sein – das Thema Sicherheit ist für das Unternehmen aber nie abgeschlossen.  „Wir  wollen unseren geschärften Blick beibehalten und streben auch eine Zertifizierung nach  der Arbeitsschutz-Norm ISO 45001 an“, dgibt Schmeetz einen Ausblick.

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