Die Tour findet nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr, die anlässlich der Bundestagswahlen von Heek nach Berlin führte, zum zweiten Mal statt. 50 Radfahrerinnen und Radfahrer nehmen 2022 an der Aktion teil – und damit dreimal mehr als beim Auftakt. Auch die Unterstützung aus der Unternehmerschaft hat sich verstärkt: Zu den Sponsoren der Tour zählen in diesem Jahr doppelt so viele Unternehmen, die gemeinsam die Kosten für Verpflegung und Organisation der Aktion tragen. Das sind: 2G Energy (Heek), B&W Energy (Heiden), PlanET (Gescher), Terhalle (Ahaus), Enapter (Saerbeck), Tekloth Solar (Bocholt), die Stadtwerke Rhede, der Bürgerwindpark A31 Hohe Mark sowie der Münsterland e.V..
Unabhängig machen
„Das Münsterland ist durch innovative und kreative Unternehmen aus dem Energiesektor stark geprägt“, erläuterte Christian Mildenberger, Geschäftsführer des LEE NRW, bei der Vorstellung der Radtour. Die Vielfältigkeit der Erneuerbaren Energien und die Leistungsstärke der Unternehmen aus der Region wollen die Initiatoren mit der Radtour zeigen, angefangen bei der Windenergie über Photovoltaik bis hin zu Biogastechnik, Wasserstoff und klimaneutraler Gebäudetechnik. „Wir erleben die letzte Legislaturperiode und Generation, die noch aktiv in den Klimawandel eingreifen und die Weichen für die Energiewende stellen kann. Wie dringlich es ist, uns unabhängig von Gaslieferungen aus dem Ausland zu machen, zeigt uns leider auch aktuell der russische Angriff auf die Ukraine“, betonte Mildenberger.
Nun gelte es, Tempo zu machen: „Die Radtour passt daher als dynamisches Event aus unserer Sicht sehr gut. Die Energiewende ist eine gewaltige Herausforderung, die durch das halbherzige Trampeln der Politik noch größer geworden ist. Der Umstieg auf Erneuerbare Energien ist angesichts der starken Unternehmen, die dafür die entsprechende Technologie liefern, machbar. Aber wir brauchen dafür die passende Wegstrecke – und die muss die Politik bereiten“, forderte Jan Dobertin, Leiter Vertrieb und Geschäftsentwicklung bei dem Photovoltaikanlagenentwickler B&W Energy aus Heiden. Die Signale aus Berlin seien gut, jetzt müsse das aber auch auf die Landespolitik in NRW übertragen werden.
Persönlicher Austausch in der Fußgängerzone
Dabei soll die Radtour helfen: Los geht es mit der Tour am 1. April 2022 in Münster. Von dort aus führt die Strecke über 355 Kilometer durchs Münsterland und Ruhrgebiet bis nach Düsseldorf. Während der täglichen Etappen besuchen die Teilnehmer verschiedene Projekte und Unternehmen, die zeigen, wie Erneuerbare Energien schon heute weitestgehend die Strom- und Wärmeversorgung übernehmen können. Die Tour endet am 5. April vor dem NRW-Landtag, wo eine Abschlusskundgebung mit verschiedenen Landespolitikern stattfinden soll. Dort soll dann auch das „Goldene Buch der Energiewende“ an die Landespolitik übergeben werden. In dem Buch wollen die Initiatoren Wünsche und Anregungen festhalten, die sie auf ihrer Tour im Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern sammeln. „Wie bereits bei der Premiere im vergangenen Jahr werden wir auch dieses Mal wieder in den Innenstädten der Region Halt machen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, erläuterte Hendrik Becker, stellvertretender Vorsitzender des Regionalverbundes LEE und Gründer des Biogastechnikunternehmens PlanET aus Gescher. Im persönlichen Austausch in der Fußgängerzone lassen sich auch Vorbehalte ausräumen, wie der Unternehmer erklärte: „Fragen, die sich Verbraucher zum Beispiel stellen, sind: Wie kann Strom erzeugt werden, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht?“.
Dann könnte zum Beispiel Energie aus einem Blockheizkraftwerk (BHKW) helfen, wie Stefan Liesner, Marketingleiter beim BHKW-Hersteller 2G Energy aus Heek erkläte: „Klar ist, dass wir Alternativen als Back-up benötigen, wenn Sonne und Wind keine Energie erzeugen können und gleichzeitig Atom- und Kohlekraftwerke abgeschaltet sind. Dafür wäre ein BHKW, das neben Gas übrigens auch mit Wasserstoff betrieben werden kann, eine Lösung.“
Als Botschafter der Energiewende wollen die Unternehmen auf solche „grünen“ Energielösungen aufmerksam machen. „Außerdem möchten wir veranschaulichen, wie stark die Region bei den Erneuerbaren Energien bereits aufgestellt ist. Nachhaltigkeit ist zum echten Wirtschaftsfaktor geworden. Dahinter stecken viele innovative Unternehmen, die wichtige Arbeitgeber für die Menschen in der Region sind“, betonte LEE-Vize Becker.
Forderungen an die Landesregierung
Mit dem „Goldene Buch der Energiewende“ wollen die Initiatoren gleichzeitig Forderungen an die Landespolitik herantragen: Dazu zählen zum Beispiel der Abbau von Hürden, wie etwa der Mindestabstand von Windkrafträdern, schnellere Genehmigungsverfahren, eine Solaranlagen-Pflicht für gewerbliche Neubauten oder Anreize für Investitionen in Erneuerbare Energien. „Denkbar wären Baukostenzuschüsse oder zinsfreie Darlehen“, zählte Dobertin auf.
Das Engagement der Unternehmen für die Aktion bewertete Dr. Daniel Schultewolter, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken, positiv: „Es ist ein gutes Zeichen aus der Region und verdeutlicht, dass insbesondere der Kreis Borken mit einer Vielzahl an starken Unternehmen aus dem Energiebereich sehr gut aufgestellt ist.“
Übrigens: An der Radtour können am zweiten und dritten Tag (Etappe zwischen Metelen und Bocholt) alle interessierten Bürgerinnen und Bürger teilnehmen. Dafür können sie sich kostenlos anmelden unter: https://msl.lee-nrw.de/energiewendeerfahren22/