Herr Langner, kleine und mittlere Unternehmen (Anm. d. Red.: KMU) haben aktuell besonders viele Herausforderungen zu meistern: angefangen bei der Digitalisierung über den Fachkräftemangel bis hin zu einer nachhaltigeren Ausrichtung. Warum sollten sie zusätzlich noch Zeit ins Technologiescouting investieren?
Insbesondere kleine Unternehmen können durch Technologiescouting Zugang zu Innovationen und Ressourcen, die ihnen normalerweise nicht zur Verfügung stehen, bekommen und so ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Das ermöglicht ihnen, Innovationschancen zu nutzen und sich frühzeitig an Veränderungen anzupassen. Sie können dadurch ihre Effizienz steigern und Fachkräfte motivieren. Im Grunde ist Technologiescouting eines der wichtigsten Instrumente, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern.
Was ist Technologiescouting denn genau?
Technologiescouting ist die gezielte Suche nach neuen Technologien, Innovationen, Trends und Entwicklungen im für das Unternehmen relevanten Marktumfeld mit anschließender Bewertung, Implementierung und Nutzung.
Wie sollten KMU dabei vorgehen?
Es gibt viele Technologie- und Marktforschungstools, wie zum Beispiel den Technologiekompass Münsterland. Sie geben einen Überblick über Technologietrends, Start-ups und Innovationen. Ein solches Instrument im Zusammenhang mit einer strukturierten Suche sorgt für einen überschaubaren Aufwand, auch für KMU. Mein Tipp: Am besten den oder die Hauptprozesse in mehrere Prozessschritte aufteilen und prüfen, welche Technologie bei einzelnen Schritten in Frage kommen kann. Diese relativ simple Methode hilft dabei, den Scoutingprozess zu strukturieren und den Überblick zu behalten.
Für welche KMU ist Technologiescouting besonders interessant?
Für alle! Selbst wenn es vermeintlich kein Potenzial für neue Technologien im Unternehmen gibt, bin ich überzeugt, dass eine strukturierte Suche Technologien aufzeigen wird, die das Unternehmen in seinem Geschäft weiterbringen.
Welche Vorteile ergeben sich dadurch konkret für KMU?
Eine kontinuierliche Nutzung aktueller Technologien hat vor allem Vorteile durch Kostensenkungen, Arbeitserleichterungen und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Ein typisches Beispiel dafür ist: Ein KMU im Einzelhandel nutzt das Technologiescouting, um die Kassensysteme zu modernisieren. Nach gründlicher Bewertung wählt es ein System aus, das sowohl die aktuellen Geschäftsanforderungen erfüllt als auch skalierbar für zukünftiges Wachstum ist. Das führt zu reibungsloseren Betriebsabläufen und verbesserter Kundenzufriedenheit.
Wie können KMU sicherstellen, dass sie die richtigen Technologien identifizieren und auswählen?
Sie sollten vorab klare Ziele definieren, eine Bedarfsanalyse durchführen und bei der Suche mehrere Quellen nutzen. Haben die Unternehmen passende Technologien gefunden, ist es hilfreich, Expertenmeinungen einzuholen und die Suchergebnisse kritisch zu bewerten. Bei der Umsetzung empfiehlt sich es sich, Pilotprojekte zu testen. Das Wichtigste ist jedoch: flexibel bleiben! Und natürlich sollten sie die wirtschaftlichen Aspekte sowie Fördermöglichkeiten berücksichtigen.
Welche Technologien oder Trends sollten KMU zurzeit aus Ihrer Sicht besonders im Auge behalten?
KI und additive Fertigung! Viele KI-Lösungen können ohne großen Initialaufwand direkt angewendet werden. Zum Beispiel die künstliche Intelligenz ChatGPT, die den Arbeitsalltag im Büro deutlich erleichtern kann. Die additive Fertigung ist besonders interessant, da sie die Umsetzung von neuen Konzepten deutlich erleichtert. Zudem kann additive Fertigung dabei helfen, dem Bedarf nach individualisierten Produkten gerecht zu werden.
Was sollten Unternehmen bei der Integration von neuen Technologien in ihre Geschäftsmodelle und -prozesse beachten?
Unbedingt die Mitarbeitenden auf dem Weg mitnehmen – und darauf achten, dass sie zu Beteiligten und nicht zu Beleidigten werden! Nur wenn das Personal von Anfang an in den Veränderungsprozess eingebunden ist, besteht Aussicht auf Erfolg.