Kreis Coesfeld

Industrie 4.0: So kann's gehen! (Beispiel Hagelschuer und Weslink)

Dülmen/Coesfeld - Dass Digitalisierung in Produktionsunternehmen nicht nur eine wichtige Hilfestellung bei der Optimierung der eigenen Prozesse sein kann, zeigt ein Projekt, das der Hersteller und Servicepartner für Dampf- und Heißwasserkesselanlagen die Georg Hagelschuer GmbH & Co. KG aus Dülmen-Buldern unlängst mit dem Softwarespezialisten für E-Commerce und Individualsoftware Weslink aus Coesfeld realisiert hat.

Per App können Kesselwärter die Hagelschuer-Anlagen überwachen. (Foto: Hagelschuer)

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„Hagelschuer bietet seit vielen Jahren das komplette Leistungsspektrum im Bereich der Dampfversorgung an.  Wir planen, konstruieren, installieren, reparieren, vermieten und warten Kesselanlagen. Mit der neuen WebApp haben wir für unsere Kunden jetzt einen weiteren Mehrwert geschaffen, den sie bei unseren Marktbegleitern nicht bekommen“, verrät Arne Köster, der bei Hagelschuer für die Themen Transformation und Digitalisierung verantwortlich ist. 

GH-focus heißt die App, die dabei hilft, Ausfälle in der Dampfversorgung zu vermeiden. Die Software überwacht, speichert und bewertet alle verfügbaren Werte der Dampf- und Heißwasserkesselanlagen. Sobald ein Wert nicht optimal ist oder wenn Störungen drohen, meldet sich das System proaktiv und liefert direkt auch einen passenden Lösungsansatz.

Zum Hintergrund: Jedes Unternehmen das einen Dampfkessel betreibt, muss (gemäß BetrSichV) eine befähigte Person, den sog. Kesselwärter benennen, der für einen sicheren, wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Betrieb der Anlagen verantwortlich ist. Durch die App will Hagelschuer diese Aufgabe vereinfachen. „Indem die Software auf Basis der gemessenen Daten proaktive Handlungsempfehlungen gibt, erhöht sich die Betriebssicherheit, Ausfälle werden vermieden und wir verbessern insgesamt die Effizienz des gesamten Kessels. Auch die Wasseraufbereitung lässt sich mithilfe der App optimieren. Das exakte Monitoring und die dazugehörige Auswertung der Betriebsparameter ermöglicht unter anderem einen sehr umweltschonenden Einsatz der erforderlichen Wasserchemie und auch ein für die Anlagen problematischer Hartwasserbetrieb kann vermieden werden“, fast Köster die technischen Mehrwerte zusammen. Generell basiert das Projekt auf einer Kombination aus umfangreicher Datenerfassung und digitaler Intelligenz, die die Anlage rund um die Uhr im Blick hat und somit den Kesselwärter bei seinen Aufgaben deutlich entlastet. Darüber hinaus können mithilfe der Software aber auch Dokumentationen erstellt oder die automatische Erinnerung für anstehende Tätigkeiten ausgelöst werden.

Bei der Umsetzung dieses umfangreichen Pakets hat sich Hagelschuer ganz gezielt Hilfe aus dem Münsterland geholt. „Es gab zwar Angebote aus anderen Regionen, aber wir haben uns letztlich bewusst für Weslink entschieden. Zum einen, weil das Angebot und das Know-how uns überzeugt haben, aber auch, weil wir lieber Partner aus dem Münsterland einbinden. Die räumliche Nähe ist bei solchen Projekten immer hilfreich und wir haben insgesamt festgestellt, dass Partner aus unserer Region in der Regel ähnlich ticken wie wir. Das ist in der Projektarbeit ein großer Vorteil“, betont Köster.

Dass sich dieser Vorteil auch in diesem Projekt auszahlt, kann Weslink-Geschäftsführer Christofer Weßeling nur bestätigen. „Gerade weil es in diesem Fall schon eine Backend-Lösung als Grundlage gab, war es besonders wichtig, sich eng abzustimmen. Unsere Aufgabe bestand darin, zu schauen, was Hagelschuer konkret benötigt, um dann auf dieser Basis eine individuelle Softwarelösung zu schaffen. Zum anderen haben wir aber auch ganz neue Features ergänzt, die die Basis-Lösung nicht zur Verfügung gestellt hat, sodass wirklich alle Anforderungen, die Arne Köster und sein Team formuliert hatten, abgedeckt wurden“, erinnert sich der IT-Experte.

Ein dreiviertel Jahr hat es vom ersten gemeinsamen Brainstorming bis zur Fertigstellung der App gedauert. 20 Kesselanlagen sind mittlerweile mit einer Schnittstelle für die App ausgestattet. Und das erste Fazit bei Hagelschuer ist durchweg positiv: „Natürlich tätigt man derartige Inve   stition nicht so ohne weiteres. Immerhin sind wir in einem Marktumfeld unterwegs, das eine lange Tradition hat, und in dem sich Abweichungen vom Standard nicht so schnell durchsetzen wie in anderen Bereichen. Dennoch zeigt sich schon jetzt, dass die Kunden, die GH-focus im Einsatz haben, erheblich profitieren. Daher bin ich mir sicher, dass wir uns mit diesem Schritt einen echten Wettbewerbsvorteil erarbeitet haben, der auf kurz oder lang zum Standard wird“, betont Köster. 

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