„Viele Jahre ging es in erster Linie um flexible Arbeitsangebote für die Kinderbetreuung, um die Beschäftigten für uns zu gewinnen und auch zu binden. Mittlerweile sind viele Beschäftigte über 50 Jahre alt – und die Pflege von Angehörigen wird ein immer relevanteres Thema“, erklärt Pflegedirektor Johannes Beermann. Er ergänzt: „Wir merken, dass gesetzlich bestehende Angebote wie das Pflegeunterstützungsgeld, das in einer akuten Situation eine zehntägige Auszeit vom Beruf ermöglicht, sowie die Pflegezeit und die Familienpflegezeit kaum in Anspruch genommen werden – und häufig auch nicht bekannt sind. Das wollen wir dringend ändern.“ Denn: Pflege als Beruf sei schon Herausforderung genug. „Wenn unsere Beschäftigten nicht nur beruflich, sondern auch noch privat Pflege leisten, möchten wir, dass sie mindestens die Dinge in Anspruch nehmen, die ihnen zustehen – und mit uns ins Gespräch gehen, wie wir die Pflegesituation und den Beruf bestmöglich miteinander vereinbaren können“, erklärt Beermann. Dabei steht der Sozialdienst des St. Marien-Hospitals den Beschäftigten beratend zur Seite.
Unterstützung vom Brückenteam
Die Christophorus Gruppe hat dafür ein Brückenteam zusammengestellt. Seit mehr als vier Jahren gibt es an jedem der drei Krankenhaus-Standorte in Coesfeld, Dülmen und Nottuln feste Ansprechpartner zur Pflege von Angehörigen. „Wir klären über Rechte auf, informieren zu Pflegegraden, Unterstützungsmöglichkeiten und Pflegezeiten. Wir sind Lotsen, aber manchmal auch einfach nur Zuhörer. Denn das ist gerade bei diesem Thema oft besonders wichtig“, betont Beate Hörbelt, Leiterin des Brückenteams. Die Mitglieder des Teams sind zudem jederzeit ohne Terminvereinbarung ansprechbar.
„Eine Pflegebedürftigkeit tritt häufig plötzlich auf. Wenn man sich dann direkt an einen Ansprechpartner wenden kann, der das entsprechende Know-how hat, gibt das sehr viel Sicherheit und spart natürlich auch Zeit“, erläutert Hörbelt. Wer die Ansprechpartner aus dem Brückenteam sind, zeigt die Mitarbeiter-App der Christophorus Gruppe. Dort gibt es auch alle wichtigen Informationen zum Thema Pflege zum Nachlesen. Um immer auf dem neuesten Stand und im Austausch zum Thema zu bleiben, nimmt die Christophorus-Gruppe zudem am Landesprogramm NRW zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege teil.
Flexibilität
Stellt sich heraus, dass eine dauerhafte Pflege notwendig ist, dann können die Beschäftigten auf unterschiedliche Möglichkeiten wie zum Beispiel flexible Arbeitszeiten zurückgreifen, die bei der Christophorus Gruppe zum Gesamtkontext „Beruf und Leben“ gehören. „Wir nehmen die Wünsche unserer Beschäftigten sehr ernst – das ist uns wichtig. Jede und jeder soll ein möglichst passendes Angebot finden“, betont Angele Daalmann, zuständig für das Strategische Personalmanagement der Christophorus Gruppe. Die Leitungen und Teams in den unterschiedlichen Bereichen seien diesbezüglich im Rahmen der Möglichkeiten sehr offen und kreativ.
So sieht es auch Johannes Beermann. „Flexiblere Arbeitszeiten sind heute von allen gewünscht – und vieles kann direkt auf Teamebene geregelt werden. Darüber hinaus gibt es im St. Marien-Hospital ein sogenanntes Flexteam, in dem Beschäftigte spezielle Wunscharbeitszeiten garantiert bekommen. Im Bereich der Pflege von Angehörigen haben wir als Krankenhaus allerdings noch weitergehende Möglichkeiten. Warum soll es durch unseren Verbund mit der Franziskus-Gruppe zum Beispiel nicht möglich sein, unseren Beschäftigten – wenn nötig – Kurzzeitpflege-Plätze für ihre Angehörigen zur Verfügung zu stellen?“ Die Christophorus Gruppe nutzt bereits eine ihrer Kompetenzen: „Wenn Patienten nach ihrem Aufenthalt bei uns weiter pflegebedürftig sind, können ihre Angehörigen einen Pflegekurs machen. Dieses Angebot steht bei Bedarf auch unseren Beschäftigten offen“, erklärt Hörbelt.
Weitere Informationen
Das Landesprogramm „Vereinbarkeit Beruf & Pflege“ (www.berufundpflege-nrw.de) unterstützt Unternehmen dabei, die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege für ihre Beschäftigten zu verbessern. Es informiert zum Thema sowie über weitere Hilfen, wie etwa den Betrieblichen Pflegekoffer. Unternehmen haben zudem die Möglichkeit, Beschäftigte kostenfrei in 2,5 Tagen als Pflege-Guides, also als Vertrauenspersonen zum Thema, qualifizieren zu lassen. Mit dem Siegel des Landesprogramms wird das Engagement zusätzlich nach außen sichtbar.