Kreis Steinfurt

Kreissparkasse blickt auf Jahr der Zeitenwende

Ibbenbüren – Bei der ersten gemeinsamen Bilanzpressekonferenz nach der Fusion mit der Verbundsparkasse Emsdetten-Ochtrup blickte der Vorstand der Kreissparkasse Steinfurt auf ein „anspruchsvolles, aber aus bilanzieller Sicht durchaus erfreuliches Jahr 2022“ zurück, wie der Vorstandsvorsitzende Rainer Langkamp im Rahmen des Pressegesprächs in Ibbenbüren betonte.

Der Vorstand der Kreissparkasse (von links): Carl-Christian Kamp, Dr. Peter Eckhardt, Rainer Langkamp und Peter Hensmann; Foto: Terhörst

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„2022 gab es auch aus Banken-Sicht eine echte Zeitenwende. Nach der langen Niedrig- und Negativzinsphase haben wir im vergangenen Jahr einen Anstieg erlebt, den es in der Form so noch nie gab“, ordnete Langkamp ein. Für die Kreissparkasse sei das erfreulich, weil mit den steigenden Zinsen auch eine Verbesserung der Ertragssituation einhergehe. „Insbesondere der Negativ-Zins hat uns schon richtig weh getan, weil wir ihn in den wenigsten Fällen weitergegeben haben. In der Summe haben wir nur bei zehn Prozent unserer Einlagen Negativ-Zinsen erhoben. Die Kosten für die verbliebenen 90 Prozent haben wir für unsere Kunden übernommen. Das war schon eine erhebliche Belastung. Die Zinswende ist daher aus unserer Sicht sehr erfreulich“, betonte Langkamp. Vor diesem Hintergrund erzielten die fusionierten Sparkassen 2022 ein addiertes Betriebsergebnis vor Bewertung von 55,5 Millionen Euro und einen Jahresüberschuss von 7,2 Millionen Euro. Das Kundegeschäftsvolumen belief sich auf 11,2 Milliarden Euro, die Bilanzsumme lag bei 7,3 Milliarden Euro.

Das Kreditgeschäft der Kreissparkasse war angesichts eine deutlich gesunkenen Nachfrage bei den Immobilienkrediten 2022 rückläufig. Insgesamt vergaben die beiden fusionierten Häuser Darlehenszusagen in einem Umfang von 1,1 Milliarden Euro. Im Spannungsfeld zwischen Zinswende, steigenden Baukosten und gleichbleibenden Mieten haben sowohl Investoren als auch Privatpersonen zahlreiche Bauprojekte auf Eis gelegt. Vor dem Hintergrund spürte die Kreissparkasse im Jahresverlauf insbesondere bei der Baufinanzierung eine zunehmende Zurückhaltung. Insgesamt vergaben die fusionierten Häuser im vergangenen Jahr Baukredite in Höhe von 692 Millionen Euro. Aber während noch im Januar Bau-Darlehenszusagen in Höhe 70 Millionen Euro gemacht wurden, war es im Dezember lediglich noch ein Volumen von knapp 30 Millionen Euro. „Aktuell gehen wir davon aus, dass sich dieser Trend 2023 fortsetzen wird, sodass wir bei den Wohnungsbaukrediten für unser Haus von einem Rückgang von etwa 300 Millionen Euro ausgeben. Hochgerechnet auf den gesamten Kreis Steinfurt hieße das, dass im Jahresverlauf circa 3.600 Wohneinheiten weniger gebaut werden als 2022. Das ist für den ohnehin schon angespannten Wohnungsmarkt ein echtes Problem“, konstatierte Langkamp. 

Dem entgegenwirken könnte aus Sicht der Kreissparkasse ein neues Förderprogramm des Landes NRW. Über diese sogenannte WfA-Förderung können sich Investoren, aber auch Privatpersonen deutlich günstigere Zinskonditionen und Fördergelder für Neubau- und energetische Sanierungsprojekte sichern. „Das Programm bietet wirklich tolle Möglichkeiten, daher wundern wir uns ein wenig, dass das Land es nicht stärker bewirbt. Denn eines ist aus unserer Sicht klar: Ohne eine Unterstützung durch den Gesetzgeber wird es hinsichtlich des Wohnraum-Defizits, aber auch mit Blick auf das Bauhandwerk erhebliche Schleifspuren geben“, wie Vorstandsmitglied Peter Hensmann verdeutlichte.

Auf der anderen Seite der Bilanz verzeichnete die Kreissparkasse 2022 ein Wachstum bei den Kundeneinlagen um 7,2 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Eine Verbesserung für die Sparenden habe die Zinswende aufgrund der massiven Inflation im vergangenen Jahr allerdings nicht gebracht, wie der Vorstand einräumte. Angesichts einer Inflationsrate von bis zu zehn Prozent war der Wertverlust des Geldes zeitweise um acht Prozentpunkte größer als der Zinsgewinn. „Für längerfristige Anlagen sind daher nach wie vor andere Produkte besser geeignet“, stellte Langkamp mit Blick auf das Wertpapiergeschäft seines Hauses klar. Der Wertpapierbestand bei der Kreissparkasse lag zum Jahresende bei einem Gesamtwert von 1,5 Milliarden Euro und damit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Auch wenn der Vorstand mit einer gewissen Entspannung rechnet, bleiben auch im Geschäftsjahr 2023 Zinsen und Inflation die bestimmenden Themen für die Kreissparkasse: „Die Inflation wird wieder sinken, allerdings auf ein Niveau, das sicher noch über der angestrebten Marke von zwei Prozent liegen wird. Das Thema wird uns also noch weiter beschäftigen, wenn auch nicht mehr so stark wie zuletzt“, stellte Langkamp in Aussicht. Ähnlich sieht es bei den Zinsen aus: Hier geht die Kreissparkasse davon aus, dass der Höhepunkt überschritten ist, oder zumindest unmittelbar bevorsteht. Für 2024 rechnen die Banker sogar wieder mit Zinssenkungen. „Dauerhaft kann unser System sich die hohen Zinsen nicht leisten. Das würgt die Preise ab und stellt für die öffentlichen Haushalte eine zu große Belastung dar“, begründete Langkamp.

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