Kreis Borken

Kreis Borken: Wirtschaft war 2021 „einmal mehr krisenresilient“

Ahaus-Ottenstein – „Wir können auf ein sehr erfolgreiches Jahr für die Wirtschaft im Kreis Borken und die WFG blicken. Die Unternehmen haben sich einmal mehr als krisenresilient erwiesen.“ So fasste Landrat Dr. Kai Zwicker in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken (WFG) das Jahr 2021 zusammen. Auf der Jahres-Pressekonferenz der WFG bei Terhalle in Ahaus-Ottenstein stellte er gemeinsam mit Geschäftsführer Dr. Daniel Schultewolter und seinem Team den Geschäftsbericht der WFG vor.

Blickten gemeinsam auf das WFG-Jahr 2021 zurück (von links): Ludger Wittland, Josef Terhalle, Katharina Schulenborg, Dr. Daniel Schultewolter, Gaby Wenning und Dr. Kai Zwicker. | Foto: Wittenberg

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Dass die WFG bei Terhalle Bilanz zog, war kein Zufall: „Seit einigen Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Firma. Im vergangenen Jahr hat uns Terhalle bei unserem neuen Image-Film unterstützt und das Unternehmen steht mit seiner Auszeichnung als Premier-Finalist beim Großen Preis des Mittelstands symbolisch für die starke Wirtschaft im Kreis Borken“, erläuterte Schultewolter. 

Die Unternehmen im Kreis Borken hatten im vergangenen Jahr trotz Corona und Materialengpässen überwiegend volle Auftragsbücher und haben mit einer hohen Anzahl an Beschäftigten für eine weiterhin historisch niedrige Arbeitslosenquote gesorgt, wie Zwicker erklärte. „Aus dem Armenhaus ist ein starker Tiger geworden, der höchst flexibel auf die Krisensituationen am Markt reagiert und als der vielzitierte Tausendfüßler sicher und fest auf mehreren Standbeinen steht. Diese vielfältige Branchenstruktur macht den Kreis Borken krisenfest“, betonte der Landrat. 

WFG-Geschäftsführer Schultewolter gab einen Einblick in die sieben Geschäftsbereiche der WFG. In allen Schwerpunkten hat das WFG-Team nach dem ersten Corona-Jahr eine Rückkehr zum Tagesgeschäft erlebt: „Wir haben deutlich mehr Gespräche in den verschiedenen Bereichen geführt. Demgegenüber war der Informationsbedarf über die Corona-Hilfen nicht mehr ganz so groß“, fasste Schultewolter zusammen. In der Summe haben die Experten der WFG rund 1.500 Gespräche geführt. 

Gründungsberatung
Rund 800 Personen (Vorjahr 676) haben das Angebot der WFG in Anspruch genommen, um sich über eine Gründung zu informieren oder sie konkret vorzubereiten. Ein Großteil der Gründungen wurde im Dienstleistungssektor und in den freien Berufen (50 Prozent) vollzogen. Weitere Gründungen fanden im Handwerk, Handel und Gastgewerbe statt.

Innovationsberatung
Um ihre Wettbewerbsfähigkeit auszubauen, nahmen im vergangenen Jahr 123 Firmen die WFG-Innovationsberatung in Anspruch. Schwerpunkte in den geleisteten 459 Beratungen waren unter anderem Informationen und Vernetzungen in den Projekten PredictiveMaintenance@KMU und Enabling Networks Münsterland sowie im „H2 Netzwerk Westmünsterland“.

Standortmarketing
2021 ist die zweite Staffel der Radiosendung „Made in Westmünsterland“, die die WFG gemeinsam mit Radio WMW produziert, gestartet. 20 Hidden Champions aus dem Kreis Borken haben sich in diesem Format vorgestellt. Für das Webvideo-Format „Klargestellt“ wurden drei weitere Ausgaben gemeinsam mit dem Wirtschaft aktuell Verlag produziert. Seit dem vergangenen Jahr ist die WFG auch bei LinkedIn vertreten.

Fachkräftesicherung
Angesichts sinkender Bewerberzahlen und eines zunehmenden Personalmangels in vielen Wirtschaftsbereichen hat die WFG 2021 verstärkt Angebote zur Fachkräftesicherung etabliert. Insgesamt erreichte das Team rund 1.400 Personen in 72 Workshops und Veranstaltungen, wie beispielsweise beim „Dialog Fachkräftesicherung“ oder in der Best-Practice-Reihe „#3 einfach machen“. Für die Sensibilisierung des künftigen Fachkräftenachwuchses standen mehrere Workshops im neuen Forscherhaus in Stadtlohn, Aktionen mit dem Forschermobil sowie weitere Themen-Seminare aus dem „Haus der kleinen Forscher“ auf dem Programm. Neu an den Start gegangen ist im vergangenen Jahr das HandwerkMobil. In dieser mobilen Mint-Lernwerkstatt können Schülerinnen und Schülern der Klassen fünf bis sieben im Kreis Borken ihre handwerklichen Fähigkeiten testen. Zum zweiten Mal fand außerdem die kreisweite „Nacht der Ausbildung“ mit rund 400 Unternehmen, die über 150 Ausbildungsberufe vorgestellt haben, statt.

Breitbandinfrastruktur
Mit dem Ziel, eine flächendeckende Gigabit-Infrastruktur im Kreis Borken zu schaffen, hat die WFG ein Markterkundungsverfahren initiiert, an dem sich 15 der 17 Kommunen im Kreis Borken beteiligen. Das Konzept zeigt die Versorgungslage und Ausbauperspektiven in den kommenden drei Jahren im Kreis Borken auf. Aktuell liegt die Versorgungsquote gigabitfähiger Anschlüsse bei 81 Prozent. 54 Prozent der Haushalte im Kreis Borken haben Zugang zu einem Glasfaseranschluss. „Perspektivisch erreichen wir durch die geplanten Ausbauarbeiten in den kommenden drei Jahren eine Versorgungsquote von 84 Prozent. Bei den Glasfaseranschlüssen steigt der Wert auf 59 Prozent. Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt liegt derzeit bei 15 Prozent“, erklärte Katharina Schulenborg, Gigabitkoordinatorin des Kreises Borken. Die Schulstandorte sind kreisweit bereits zu 100 Prozent ans Glasfasernetz angeschlossen, ebenso wie 97 Prozent der Gewerbegebiete. Um weiter Tempo in Sachen Breitbandausbau zu machen, bewirbt sich der Kreis Borken um Fördermittel aus dem „Graue Flecken“-Programm, mit denen noch nicht gigabitfähig versorgte Randlagen und Innenbereiche erschlossen werden sollen. 

Digitalisierung
2021 hat das WFG-Team rund 200 Beratungsgespräche zu Förderprogrammen und weiteren Unterstützungsangeboten für die Digitalisierung in Unternehmen geführt. Darüber hinaus hat sich die Kreis-Wirtschaftsförderung vor allem auch in Veranstaltungsformaten zu diesem Thema engagiert, wie etwa beim münsterlandweiten Projekt „DigiTrans@KMU“ mit der Plattform „Digitalradar münsterLAND“ für den Informationsaustausch und Netzwerktreffen oder bei der ersten „Digitalen Woche im Kreis Borken“ mit circa 120 Veranstaltungen und Aktionen sowie beim neuen Projekt Digiscouts®, bei dem Auszubildende zu Digitalisierungsprofis in ihren Unternehmen werden.

Betriebsberatung
Die individuelle und einzelbetriebliche Beratung der Unternehmen bildete den Schwerpunkt der Betriebsberatung. Ob Anträge auf Kurzarbeitergeld, Potentialberatungen, Bildungsschecks oder Unternehmensnachfolgeberatungen – die thematische Bandbreite der im vergangenen Jahr geführten Gespräche war groß. Ein fester Baustein der Betriebsberatung ist das Projekt „Ökoprofit“, mit dem Unternehmen gemeinsam lernen, wie sie Energie sparen und die Umwelt schonen können. 2021 startete die zehnte Runde im Kreis Borken.

Auch Gastgeber Terhalle hat am Projekt „Ökoprofit“ teilgenommen und sich damit nahezu klimaneutral aufgestellt: „Über unsere Photovoltaikanlagen auf den Hallendächern und die Verbrennung der in unserer Produktion anfallenden Holzabfälle sind wir fast autark“, erklärte Josef Terhalle, Geschäftsführender Gesellschafter bei dem Holzbauunternehmen. 

Die Energieversorgung ist aus Sicht von Landrat Zwicker vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine „die große Unbekannte“ für die kommenden Monate. „Wir alle stehen vor der Frage, wie sich die Energie- und vor allem die Gasversorgung entwickeln wird. Die Unternehmen werden sich mit diesem Thema mehr beschäftigen müssen“, betonte er und appellierte an die Verantwortlichen, zum Beispiel das Projekt „Ökoprofit“ zu nutzen, um sich als Betrieb energieeffizienter aufzustellen.

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