Einerseits sei die KI im Arbeitsalltag und privat längst Realität und nicht nur Zukunftsthema. Andererseits wusste der Landrat aus den Vereinigten Staaten eine Geschichte zu erzählen, die zur Wachsamkeit im Transformationsprozess mahne, wie es in einer Mitteilung der gfw heißt: Ein Flugpassagier, dessen Kleidung beim Getränkeservice an Bord bekleckert worden war, hatte Klage auf Schadenersatz gegen die Luftfahrtgesellschaft erhoben. Sein Anwalt fügte der Klagebegründung gleich sieben von KI ermittelte Urteile in vergleichbaren Fällen bei. Doch das habe der Richter nicht einfach hingenommen, sondern stattdessen selbst recherchiert. Tatsächlich habe es in den USA zuvor keine einzige Klage dieser Art gegeben und folglich auch keine Gerichtsentscheidung.
Eingeladen hatte zu diesem zweiten, von Mike Atig moderierten Teil einer Serie über Arbeitszukunft und KI, die kommunale Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Warendorf (gfw). Geschäftsführerin Petra Michalczak-Hülsmann bat Unternehmen aus dem Kreis, vor rund 60 Vertretern anderer Firmen über KI-Erfahrungen zu berichten. Christoph Lehrke (Berief Food GmbH, Beckum), Antje Rostalski (Seniorenheim Regina Maria, Wadersloh-Diestedde), Hendrik Mende (AuCom MCS GmbH & Co. KG, Sendenhorst) und Dr. Nico Schulte (Infa GmbH, Ahlen) gaben Einblicke. Die Stichworte lauteten „Änderungen der Anforderungen an Skills“, „Berufsbilder im Wandel“, „KI zur Bewältigung steigender Komplexität und Variantenvielfalt“ oder „KI zahlt sich aus“.
Studie präsentiert
Die Prognos AG präsentierte ihre Studie „Digitalisierung und KI in der Unternehmenslandschaft im Kreis Warendorf“ und erläuterte in den Status quo sowie künftige Entwicklungen. Im Kreis sei die Branche der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) weniger stark vertreten, was in einer ländlichen und industriegeprägten Region nicht verwunderlich sei, sagte Dr. Olaf Arndt von dem Berliner Beratungsunternehmen. Aber der urban verflochtene Kreis könne auf die starke IKT-Präsenz in der Nachbarschaft des Oberzentrums Münster zurückgreifen. Auch im Kreis wachse die Zahl „digitaler Impulsgeber“. 62 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nutzen laut Arndt in Deutschland mittlerweile KI. „KI ist nicht nur Effizienztool, sondern auch Wachstumstreiber mit beispielloser Verbreitungsgeschwindigkeit“, so Arndt.
Voraussetzung für den erfolgreichen Transformationsprozess in Unternehmen ist nach den Worten von gfw-Geschäftsführerin Michalczak-Hülsmann „gute Organisation und aktive Umsetzung“. Die Technik überhole häufig organisatorische Anpassungen. Deshalb bietet die gfw Unternehmen weiter ihre Unterstützung an. Denn nur ein Fünftel der Berufstätigen wurden laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom von ihrem Arbeitgeber bereits im KI-Einsatz geschult. Laut dem AI Act („Artificial Intelligence“) der Europäischen Union müssen Unternehmen, die Künstliche Intelligenz einsetzen, ihre Mitarbeiter auch KI-fit machen.