Kreis Coesfeld

Energiepreise bereiten große Sorgen

Heek – Bei der gemeinsamen Sitzung der IHK-Regionalausschüsse für die Kreise Borken und Coesfeld bei 2G Energy in Heek standen die aktuellen Herausforderungen durch Energiepreise in Rekordhöhe und einen möglichen Gasmangel im Mittelpunkt.

Die IHK-Regionalausschüsse für die Kreise Borken und Coesfeld trafen sich bei 2G in Heek: (von links) Sven Wolf, Leiter des IHK-Standorts Westmünsterland, Jürgen Büngeler, Vorstandsmitglied bei der Sparkasse Westmünsterland, Christian Grotholt, Geschäftsführer von 2G, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel sowie die IHK-Vizepräsidenten Helmut Rüskamp und Carsten Sühling.

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„Trotz der reduzierten Liefermengen gibt es noch immer die Chance, dass die Gaslieferungen an die ungeschützten Kunden der Industrie im Winter nur leicht oder vielleicht sogar gar nicht eingeschränkt werden müssen“, berichtete Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen. „Die Lage bleibt zwar angespannt, aber wir alle können unseren Beitrag leisten und Energie, wo immer möglich, einsparen“, betonte Jaeckel angesichts der unsicheren Versorgungslage. „Die wirtschaftlichen Folgen möglicher Lieferstopps für Industrieunternehmen sind kaum abzuschätzen, es wird aber massive Konsequenzen für die Betriebe und deren Beschäftigten sowie für alle nachgelagerten Branchen haben“, so Jaeckel weiter. Ob die grundlegende Differenzierung in geschützte private Gaskunden und ungeschützte Gaskunden in der Wirtschaft angesichts der herrschenden Ausnahmesituation noch angebracht sei, werde die Politik in den nächsten Wochen abwägen müssen.
 
Der IHK-Hauptgeschäftsführer betonte, dass energieintensive Unternehmen angesichts der schon länger hohen Energiekosten bereits alles daransetzten, ihren Gas- und Stromverbrauch zu senken. Sorgen bereiten ihm auch die stark gestiegenen Strompreise: „Viele Betriebe haben für das nächste Jahr noch keinen Anschlussvertrag abgeschlossen“, wusste er aus zahlreichen Gesprächen vor Ort zu berichten. Die drohende Preisexplosion Anfang 2023 werde einige Betriebe „an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit und auch darüber hinaus bringen, wenn nicht schnell und konsequent gegengesteuert wird“, so Jaeckel und verweist auf die aktuellen Pläne des Bundeswirtschaftsministers Habeck, den Strom- vom Gaspreis zu entkoppeln.
 
Die Mitglieder der Regionalausschüsse für die Kreise Borken und Coesfeld beschäftigten sich in ihrer Runde zudem intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. „Wir begreifen Nachhaltigkeit als großen Chance für die Wirtschaft im Münsterland“, so IHK-Vizepräsident Carsten Sühling, der auch den IHK-Ausschuss für unternehmensverantwortliche Nachhaltigkeit leitet. Nicht erst seit dem Ukraine-Krieg werde intensiv daran gearbeitet, weg von fossilen Brennstoffen und hin zu mehr erneuerbaren Energien zu kommen. Ein Energieträger wird in diesem Kontext immer häufiger genannt: Wasserstoff. „Grün produzierter Wasserstoff kann langfristig Gas und Kohle ersetzen und damit ein wesentlicher Bestandteil im Energiemix der Zukunft werden“, zeigte sich der Unternehmer aus Bocholt überzeugt.

Dass dies möglich ist, betonte auch Christian Grotholt, Geschäftsführer von 2G aus Heek und Gastgeber. Er demonstrierte, wie Wasserstoff bereits jetzt in der Kraft-Wärme-Kopplung genutzt werden könnte.

Diskutiert wurde auch, wie die Europäische Union die Transformation der Wirtschaft hin zu einer Green Economy vorantreiben möchte. „Einen Hebel zur Erreichung der klimapolitischen Ziele sieht die EU-Kommission darin, im Rahmen des Aktionsplans Sustainable Finance die Kapitalflüsse neu auszurichten“, berichtet Helmut Rüskamp, IHK-Vizepräsident aus dem Kreis Coesfeld. Im Kern gehe es darum, dass Kreditinstitute zukünftig Nachhaltigkeitsaspekte bei der Vergabe von Krediten berücksichtigen müssen. „Gelder sollen so in Bereiche und Produktionen gelenkt werden, die den Klima- und Umweltschutz messbar voranbringen“, so Rüskamp. Welche Auswirkungen die neuen Vorgaben auf den Mittelstand und dort geplante Investitionen haben wird, erläuterte anschaulich Jürgen Büngeler, Vorstandsmitglied der Sparkasse Westmünsterland. „Auch kleine und mittlere Unternehmen werden zunehmend gefordert sein, sich in Richtung einer Green Economy weiterzuentwickeln“, zeigte sich anschließend Rüskamp überzeugt.

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