Landkreis Osnabrück

Bäckerei Justus feiert 200-jähriges Bestehen

Bramsche – 200 Jahre, sechs Generationen, mittlerweile 150 Mitarbeitende – das sind die Eckdaten der Bäckerei Justus aus Bramsche. Das 1823 gegründete Familienunternehmen feiert in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen. Zu seinem Jubiläum hat sich Justus technisch und energetisch auf den neuesten Stand gebracht.

Justus-Geschäftsführer Jörg Barowski (links) und Axel Kolhosser vom UnternehmensService der WIGOS freuen sich über das 200-jährige Bestehen der Bäckerei. Foto: Sandra Joachim-Meyer

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„Im vergangenen Jahr haben wir in unserer Backstube in Bramsche-Engter 650.000 Euro in eine moderne Ofenanlage investiert. Durch diese neue Ofentechnik und Herdabschaltpläne in den Filialen reduzieren wir unseren Energieverbrauch um bis zu zehn Prozent. Bereits seit 2012 haben wir außerdem eine Photovoltaikanlage auf dem Dach unserer Produktion“, berichtete Geschäftsführer und Inhaber Jörg Barowski beim Besuch von Axel Kolhosser vom UnternehmensService der WIGOS Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land im Café 1823. Die WIGOS hatte den Betrieb in der Vergangenheit unter anderem zu den Themen Energie- und Materialeffizienz sowie Digitalisierung beraten. „Wir freuen uns immer, wenn wir in unseren Beratungen Impulse geben können und unsere Unterstützung Früchte trägt“, erklärte Kolhosser und verwies auf das kostenfreie Beratungsangebot der WIGOS, das von der Gründung über Fördermittelakquise bis zur Betriebsnachfolge reiche. „Heutzutage ist es nicht mehr selbstverständlich, dass ein Betrieb so lange in Familienhand ist, wie es bei Justus der Fall ist“, betonte Kolhosser mit Blick auf die lange Historie des Traditionsbetriebs. 

1823 wurde die Bäckerei in Bramsche von Franz Justus gegründet. Heute leitet Jörg Barowski den Familienbetrieb in sechster Generation. Der Handwerkstradition ist Justus bis heute treu geblieben, hat aber sein Angebot im Laufe der Zeit stetig ausgebaut. Inzwischen gehören 19 Verkaufsstellen in und um Bramsche sowie im benachbarten Nordrhein-Westfalen dazu. Auf die lange Tradition weist das Café 1823 direkt am Markt in Bramsche schon im Namen hin. „Das Café ist unser Leuchtturm. 1994 haben wir es als erstes Nichtrauchercafé eröffnet und nach einer Verpachtung 2010 wieder zu neuem Leben erweckt“, so der Konditor, Bäckermeister und Betriebswirt des Handwerks. Ein ganz besonderes Geschenk zum Jubiläum macht sich Justus in der Bramscher Gartenstadt: „1980 haben wir dort unsere erste Filiale am Lutterdamm eröffnet. Es freut mich, dass diese erste Filiale noch am Start ist und nun als moderner Neubau wiedereröffnet wird“, erklärte Barowski. Ende Juli wird das Bäckereifachgeschäft mit einem Café auf einer Fläche von 190 Quadratmetern fertig sein. Der 57-jährige Chef von Justus möchte dort auch Geburtstags- oder Beerdigungsgesellschaften empfangen.  

Trotz der positiven Entwicklung ist der Fachkräftemangel auch bei dem Traditionsunternehmen deutlich spürbar. „Auszubildende haben wir seit Jahren nicht mehr. Nicht, weil wir sie nicht wollen. Wir bekommen einfach keine jungen Menschen, die Bäcker werden wollen. Früher haben wir sogar schon den Innungssieger gestellt. Im Verkauf arbeiten wir auch mit Seiteneinsteigern, die wir immer suchen“, erklärte Barowski. Er ergänzte: „Allgemein haben viele Menschen während der Corona-Zeit gemerkt, dass es auch mit weniger Arbeitsstunden geht. Wenn vier Vollzeitkräfte ihre Arbeitszeit um zehn Stunden reduzieren, fehlt am Ende eine ganze Stelle. Daher arbeiten wir im Verkauf jetzt noch mehr mit Teilzeitkräften.“ 

Eine entsprechende Qualifizierung sei im Betrieb sehr wichtig. Bis dato hatte Justus ein eigenes Schulungszentrum. Aktuell finden die Qualifizierungsmaßnahmen und Schulungen auch digital statt. Um Arbeits- und Fachkräfte zu gewinnen, ist Justus auf vielen Wegen unterwegs. Vor allem im Bereich Social Media und auf Online-Marktplätzen hat der Betrieb seine Anstrengungen intensiviert, um auf einen Job bei Justus aufmerksam zu machen. In den Vordergrund stellt Jörg Barowski dann die Benefits wie zum Beispiel Lebensarbeitszeitkonten, die Justus seit 2011 anbietet. Dafür hat Justus im Jahr 2017 den Innungs-Oscar erhalten. „Auch darüber hinaus bieten wir unseren Mitarbeitenden zum Beispiel auch mit 40 Prozent Einkaufsvorteil einen höheren Rabatt als branchenüblich“, betonte er.
    
Was den Bäckerei-Chef neben dem Fachkräftemangel zunehmend beschäftigt, ist die fortschreitende Digitalisierung: „Das ist ein Riesenthema im Bäckerhandwerk.“ Eine große Herausforderung sei die Bestellsteuerung: „Früher war der Absatz berechenbar. Wir hatten eine Retourenquote zwischen fünf und acht Prozent. Heute haben wir aber das Zwei- bis Dreifache der Retouren von früher.“ Den Grund für den Anstieg sieht Barowski in dem unberechenbaren Einkaufsverhalten der Kunden. „Früher wusste man, wenn das Wetter gut oder ein Feiertag ist, wie hoch der ungefähre Absatz sein wird. Heute kann man diesen an nichts mehr festmachen“, erläuterte der Geschäftsführer. Mit Spannung beobachtet Barowski daher die Chancen, die Künstliche Intelligenz (KI) ermöglicht. Mithilfe von KI werde auf der Basis von Daten versucht, Muster zu finden, um so den Absatz von Backwaren berechenbarer zu machen. Um die übriggebliebenen Backwaren nachhaltig und sinnvoll einzusetzen, arbeitet die Bäckerei Justus schon seit 1997 mit der Bramscher und Osnabrücker Tafel zusammen.

Bei einem Termin im Jubiläumsjahr weiß Jörg Barowski aus der Erfahrung schon heute, dass die Nachfrage groß sein wird: Am 10. September lädt Justus nach vier Jahren zum zweiten Mal gemeinsam mit benachbarten Betrieben, der Wirtschaftsförderung und dem Stadtmarketing Bramsche zur EXPO Bramsche ein. Rund um die Backstube in Engter wird eine große Festmeile mit vielen Aktionen entstehen. Zu der 200-Jahrfeier wird auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies erwartet. „Wir freuen uns riesig, dass wir unser 200-jähriges Bestehen mit vielen Besucherinnen und Besuchern feiern können“, unterstrich Barowski.  

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