Kreis Steinfurt

Zurückhaltung auf dem Immobilienmarkt

Rheine – Die Volksbank Immobilien Münsterland hat Bilanz für das Geschäftsjahr 2022 gezogen. Demnach hat die Agentur im vergangenen Jahr – entgegen dem Marktrend – die Stückzahl der verkauften Immobilien „geringfügig“ gesteigert. Fast 500 Immobilien vermittelte das Tochterunternehmen der Volksbank Münsterland Nord 2022 in der Region mit einem Kaufpreisvolumen von über 137 Millionen Euro (Vorjahr 143 Millionen Euro). Als Grund für das niedrigere Kaufpreisvolumen nannte die Immobilienagentur die gefallenen Immobilienpreise. Der Ergebnisbeitrag stieg gegenüber 2021 um zwei Prozent auf knapp 6,12 Millionen Euro.

Zogen Bilanz für die Volksbank Immobilien Münsterland im vergangenen Jahr (von links): Harald Noje-Knollmann (Immobilienberater Agrar), Hubert Overesch (Vorstandsmitglied Volksbank Münsterland Nord), Helmut Kockmann und Andreas Howe (beide Geschäftsführer Volksbank Immobilien Münsterland). | Foto: Volksbank Münsterland Nord

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2022 habe es eine Kehrtwende im Immobilienbereich gegeben. Mit voller Wucht sei aus einem gesunden Verkäufermarkt in wenigen Wochen ein Käufermarkt entstanden, erklärte die Volksbank Immobilien Münsterland in einer Pressemitteilung. Gründe für diese Entwicklung liegen demnach „hauptsächlich in den stark gestiegenen Bauzinsen, der hohen Inflation und Unsicherheit durch die Krisen“, wie etwa dem Krieg in der Ukraine.

Bereits seit Mitte 2022 stünden die Immobilienpreise unter Druck, da die Nachfrage erheblich zurück gegangen sei. „Bestandsimmobilien haben seit Beginn der Preiskorrektur Abschläge zwischen zehn bis 20 Prozent hinnehmen müssen“, so die Immobilienagentur. Der Preisrückgang sei bei unrenovierten und energetisch schlechten Immobilien stärker ausgefallen, da Käufer heute mehr nach bereits renovierten Immobilien suchen. Als Gründe dafür nannte das Unternehmen die Angst vor nicht kalkulierbaren Kosten, fehlende Handwerker und stark gestiegene Kosten für Baumaterial. 

Der Erwerb von Neubauwohnungen sei aufgrund der gestiegenen Zinsen merklich eingebrochen. „In diesem Segment sind aufgrund gestiegener Baukosten und Personalkosten keine starken Preisabschläge umsetzbar. Viele Bauträger haben Neubauvorhaben aufgeschoben und beenden aktuell nur angefangene Objekte. Somit wird das Angebot an Wohnraum nicht wie gewünscht steigen, sondern sogar die Knappheit verstärkt“, so die Einschätzung der Immobilienagentur. Viele Unternehmen und Kaufinteressenten hofften demnach auf eine Rückkehr staatlicher Fördermaßnahmen, die die Neubautätigkeit wieder unterstützen soll.

Auch bei der Vermittlung von Mietimmobilien waren die Umsätze bei der Volksbank Immobilien Münsterland aufgrund des geringen Angebots rückläufig. 

Die Volksbank Immobilien Münsterland, die über insgesamt acht Niederlassungen in der Region verfügt, warf in ihrer Bilanz außerdem einen Blick auf den Geschäftsbereich der Immobilienfinanzierungen. Dieser war das erste Halbjahr 2022 noch von einer starken Baufinanzierungsnachfrage bestimmt. Dabei konnten vor allem aufgrund niedriger Zinsen viele Finanzierungen vermittelt werden. Die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen haben dann im zweiten Halbjahr 2022 zu einem rückläufigen Geschäft geführt. Insgesamt hat die Volksbank Münsterland Nord 3.173 Finanzierungsvorhaben der Kundinnen und Kunden im Jahr 2022 unterstützt und dabei im privaten Neugeschäft ein Finanzierungsvolumen von 796 Millionen Euro (Vorjahr 880 Millionen Euro) erreicht.

Im gesamten Geschäftsgebiet war auch im ersten Quartal weiterhin „eine Zurückhaltung beim Immobilienerwerb zu spüren“. Seit März habe sich der Immobilienmarkt etwas stabilisiert und die Nachfrage von Kaufinteressenten sei wieder stark angezogen. Besichtigungstermine waren wieder gefragt und Immobilienverkäufer „blicken positiv in die Zukunft“.

Die Immobilienagentur der Volksbank Münsterland Nord rechnet damit, dass die Preise nachhaltiger Immobilien langfristig weiter steigen. Die aktuellen politischen Diskussionen würden die Preisdifferenz zwischen sanierten und unsanierten Objekten weiterhin vergrößern.

Agentur-Geschäftsführer Helmut Kockmann erklärte: „Die Suchkriterien unserer Interessenten haben sich geändert. Neubau wird gegen Kauf und Sanierung von gebrauchten Immobilien getauscht. Dadurch kommen im gesamten Geschäftsgebiet bereits eine Mehrzahl an Neubau-Grundstücken wieder an den Markt. Auch bei Grundstücken ist zu spüren, dass die beste Lage das ausschlaggebende Kriterium für den Bau und Kauf der eigenen vier Wände wird.“

Andreas Howe, ebenfalls Geschäftsführer der Volksbank Immobilien Münsterland, ergänzte: „Die Immobilienbranche hat sich in den letzten Monaten erheblich verändert“. Trotz der neuen Rahmenbedingungen will die Immobilienagentur ihr Angebot an Immobilien weiter ausbauen. Das Angebot werde größer da viele Hausverkäufer Angst vor weiter fallenden Preisen hätten. Zusätzlich machten sich gerade ältere Immobilienbesitzer Gedanken über die notwendigen energetischen Sanierungen und die damit verbundenen Kosten. 

Umzug in Rheine

Im März 2023 ist das Beratungsteam der Niederlassung in Rheine an den Marktplatz in das ehemalige Ladenlokal „Radio Saatjohann“ umgezogen. „Durch diese zentrale Lage erhoffen wir uns eine noch größere Nähe zu unseren Kunden und Nichtkunden. Gerade in der jetzigen Marktphase ist Präsenz für uns wichtig. Ferner werden die uns anvertrauten Immobilien noch besser und hochwertiger präsentiert“, erklärte Howe.

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