Trala Innovation | Idee gefunden, Investor gesucht

Die Innovation ist schon beim Patentamt angemeldet, es gibt mehrere Prototypen und auch die ersten Einzelstücke sind bereits verkauft. Was noch fehlt, sind finanzielle Mittel, um eine Serien-Produktion aufzubauen. Ein Szenario, das Gründerinnen und Gründer nicht selten erleben. So auch Thomas Klümper, Erfinder der Trala (Transport- und Lagerungs-) Palette und Gründer der trala innovation GmbH in Gronau. In der Palette mit integriertem Ausgleichskissen sieht er „eine Menge Potenzial“ für die Logistikbranche, sucht aber noch nach passenden Partnern, um seine Geschäftsidee dauerhaft auf sichere Beine zu stellen.

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Die Trala Palette ist eine Kunststoffpalette, unter der ein mit recyceltem Granulat gefülltes Kissen befestigt ist. Das Polster verhindert eine punktuelle Belastung der zu stapelnden Ware. Gleichzeitig haben die Produkte auf der Palette einen sicheren Stand. „Das Kissen gleicht Unebenheiten aus und verteilt das Gewicht der gestapelten Ware gleichmäßig“, erläutert Klümper. Die Transportauslastung werde erhöht, der Lagerplatzbedarf verringert. 

Idee kam beim Stapeln von Kartoffelsorten

Die Idee kam dem gelernten Speditionskaufmann, als er verschiedene Kartoffelsorten stapeln wollte, ohne diese zu beschädigen. „Da lag es nahe, diese Methode, die Waren sicher zu stapeln und gleichzeitig neue Abstellflächen zu schaffen, auch auf meine tägliche Arbeit zu übertragen. So wurde mir schnell klar, für welche Zwecke und Ware man die Trala Palette noch einsetzen könnte“, erinnert sich Klümper.

Kurzerhand schnappte er sich den Sitzsack seines Sohnes, nahm den Großteil der Füllung heraus, nähte einen Markisenstoff als Sack für die Füllung und montierte alles als Kissen unter eine Palette. Die ersten Versuche nach Feierabend – mit Einverständnis seines Arbeitgebers – haben Klümper dann zu mehr ermutigt. „Ich habe anhand von Hundefuttersäcken getestet, wie dick das Kissen mit Granulat gefüllt sein muss, um eine ebene Fläche zu bilden und gleichzeitig die Hundefutterverpackungen nicht zu beschädigen“, erklärt Klümper. 

Produkt ist marktreif

Der Speditionskaufmann entwickelte weitere Modelle, unter anderem mit Antirutschbeschichtung, aus reißfestem Stoff und auch ein sogenanntes Wurfkissen, das – ohne angeschraubte Palette – Ware schützen und Unebenheiten ausgleichen soll. Mittlerweile ist Klümper bei Prototyp Nummer neun. „Wir wären so weit, es auf den Markt zu bringen. Auch wenn wir damit nicht das bestehende Pfandsystem für ‚normale‘ Paletten revolutionieren können und wollen, gibt es sicherlich Potenzial für Unternehmen mit Warentransporten zwischen ihren eigenen Standorten“, gibt der Erfinder einen Einblick in den Status quo.

Für den deutschen Markt patentieren lassen hat er sich die Palette schon. Zwei Jahre Zeit und 27 Seiten Patentantrag waren dafür nötig. Aktuell läuft noch das Verfahren für die europaweite Produktabsicherung. Ein langwieriger, aber für Klümper wichtiger Schritt. „Die Patentanmeldung, die für die exklusive Vermarktung des Produkts relevant ist, war für mich der ausschlaggebende Grund, aus der Geschäftsidee heraus ein eigenes Unternehmen zu gründen“, betont er. 

Unterstützung aus der Wissenschaft

Unterstützung auf diesem Weg hat er von zwei Partnern aus der Wissenschaft bekommen: Dr. Colin Schulz von der Universität Münster und Professor Dr. Franz Vallée von der Unternehmensberatung Vallée – Unger & Partner in Münster. Den Kontakt dazu hatte Klümper über das Reach Euregio Start-up Center in Münster bekommen. „Gemeinsam haben wir die Palette bei meinem Arbeitgeber getestet und immer wieder verbessert. Mit Dr. Schulz und Professor Vallée habe ich dann 2022 schließlich auch die GmbH gegründet“, blickt Klümper zurück. Ein Schritt, der ihm bisher viel Mut und Ausdauer abverlangte: „Nur weil meine Mitgründer und ich die Idee gut finden, heißt das noch lange nicht, dass sie auf dem Markt automatisch zündet. Als Gründer muss man daher hartnäckig bleiben und sich nicht davon beirren lassen, wenn eine Anfrage an einen potenziellen Investor oder Kunden unbeantwortet bleibt oder wenn nach einer Präsentation nicht direkt der erste Großauftrag folgt. Ein Schulterklopfen für eine gute Idee bekommt man schnell, aber konkrete Geschäftszusagen brauchen Zeit und Überzeugungskraft“, stellt Klümper klar. 

Unterstützung durch eine Förderung konnte er bislang nicht in Anspruch nehmen. „Dadurch, dass ich weiterhin in Vollzeit als Speditionskaufmann angestellt und auch kein Student bin, falle ich leider durchs Raster vieler Förderangebote für Gründende. Außerdem muss man bei einigen Programmen nennenswerte Umsatzzahlen oder eine entsprechende Lohnabrechnung der Mitarbeitenden vorweisen – beides können wir in dem jetzigen Status allerdings noch nicht einbringen“, bedauert Klümper, der dazu bereits Rat bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken (WFG) gesucht hat. „Mit der WFG bin ich in stetigem Austausch zu möglichen Förderungen, aber vor allem auch, um Kontakte vermittelt zu bekommen.“

Netzwerken und Gründungswettbewerb helfen, das Produkt bekannt zu machen

Auf das Netzwerken setzt der Erfinder zurzeit besonders, um seine Innovation bekannter zu machen. Den größten Aufmerksamkeitsschub bekam die Trala Palette unmittelbar nach der offiziellen Gründung: Klümper erhielt den Gründerstein Unternehmer Award 2022 im Steps in Gronau. Bei dem Gründungswettbewerb hat der Unternehmer seine Geschäftsidee vor einer Jury gepitcht – und überzeugt. „Durch die Teilnahme am Gründerstein Award und die Auszeichnung habe ich viele neue spannende Akteure aus der Wirtschaft kennengelernt, die ich sonst allein nie angesprochen hätte. So konnte ich mir ein großes Netzwerk aufbauen. Die Pitches im Steps haben mich auch gut darauf vorbereitet, meine Idee vor größerem Publikum überzeugend präsentieren zu können. Ich kann es jedem Gründer ans Herz legen, das zu üben.“ Dadurch hat Klümper zum Beispiel auch Zugang zum maakwi-Campus in Heek bekommen, wo er nun in der Campus-Halle Prototypen seiner Palette herstellen und interessierten Personen präsentieren kann. Rund 100 Paletten hat er schon produziert und verkauft. Die Kissen lässt Klümper in einer Näherei in Nordwalde herstellen. Aktuell ist er zwar in Gesprächen mit einigen Paletten-Herstellern, der Speditionskaufmann weiß aber auch: „Allein in Deutschland sind über 100 Millionen Paletten im Umlauf, die problemlos per Pfandsystem hin- und hergetauscht werden können. Diesen Markt mit einem neuen Paletten-Modell zu erschließen, ist also eine große Herausforderung.“ Vorstellbar sei aber zum Beispiel, dass Agrarhändler, Baustoffhändler oder Fliesenhersteller die Trala Palette für den Warenverkehr zwischen ihren eigenen Märkten einsetzen, um beispielsweise sensible Ware sicherer transportieren zu können. „Da ist ein Pfandsystem erstmal zweitrangig, weil der Warenverkehr intern bleibt“, erklärt Klümper.

Solange die Palette aber noch nicht in die Serienproduktion gehen kann, betreibt er sein Unternehmen erstmal im Nebenerwerb. „Die Sicherheit eines Investors ist für mich Voraussetzung, um das Projekt größer aufzuziehen“, betont Klümper, der in seiner Idee weiterhin Potenzial sieht: „Der Warenverkehr wird angesichts der Globalisierung weiter zunehmen. Insofern ist es nicht nur wünschenswert, unterschiedliche Ware möglichst mit einer Ladung zu transportieren, sondern auch Schäden an der Lieferung zu vermieden. Und dazu können wir mit der Palette mit integriertem Ausgleichskissen beitragen.“ 

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