Dass der Schritt in die alte Heimat sich eher ergeben hat, als dass er geplant gewesen wäre, ist Teil dieser Geschichte. Die Jürgen Emptmeyer GmbH ist spezialisiert auf Produkte zum Aufhängen und Abdecken bei der industriellen Lackierung. „Das Produkt Metall war für mich als Kreative bisher eher schwierig“, gibt Katharina Brünnig offen zu. Für ihren Mann war zwar die Branche neu, doch Strukturen und Zahlen waren für den Wirtschaftsingenieur keine Herausforderung.
Emotionaler Prozess
Seit 2015 hatte Katharina Brünnig noch aus der Schweiz heraus begonnen, für den väterlichen Betrieb zu arbeiten. Das Thema Nachfolge stand kurze Zeit später fast logisch im Raum. Als einzige von drei Schwestern kam sie für die Übernahme in Betracht, musste dafür aber ihre zwei Schwestern ausbezahlen. Ein Prozess, der durchaus emotional gewesen sei. „Die Alternative wäre aber gewesen, das gesamte Unternehmen zu verkaufen“, so Brünnig. Das stand aber nicht wirklich zur Debatte. Um die intensiven Verhandlungen innerhalb der Unternehmerfamilie zu führen, setzten Emptmeyer und Brünnig auf die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Steuerbüro Capitalia. „Das hat uns als neutrale Partei im Prozess begleitet”, so Katharina Brünnig.
Knackpunkt externer Geschäftsführer
Parallel wurde in Bad Essen ein externer Geschäftsführer installiert, um die Nachfolge anzugehen. Doch die erste Hürde zeigte sich schnell, wie Frank Brünnig formuliert: „Aus der Schweiz, also der Distanz, kann man keinen Produktionsbetrieb mit 50 Mitarbeitenden führen.“ So traf das Paar Ende 2019 die Entscheidung, nach Deutschland zurückzukehren. Im Mai 2020 war das erledigt, Frank Brünnig stieg als zweiter Geschäftsführer ein und verabredet war, dass diese Konstellation vorerst so weiterlaufen sollte. Tat es aber nicht, weil der externe Geschäftsführer „aktiv“ gegen das Unternehmen arbeitete, sich nicht an Absprachen hielt und kurz danach sogar seine Kündigung einreichte, wie Frank Brünnig erzählt. Dass er hinter dem Rücken der Brünnigs den Hauptlieferanten übernommen hatte, erfuhren beide erst später.
Das Desaster mit dem externen Geschäftsführer fiel unmittelbar in die erste Welle der Corona-Pandemie. „40 Prozent Umsatzverlust“ habe der Betrieb in dieser Zeit verzeichnet, erinnert sich Katharina Brünnig. Man habe Kurzarbeit anmelden müssen. „Das war eine Achterbahnfahrt.“
Neustrukturierung der Unternehmensdaten
Das Paar sicherte aber den Fortbestand des Unternehmens: Seit 2021 gehören die Gesellschaftsanteile Katharina Brünnig, Frank Brünnig ist alleiniger Geschäftsführer. Zu seinen ersten Maßnahmen gehörte eine Neustrukturierung der Unternehmensdaten – „inklusive einer genauen Kalkulation unserer Produktionskosten“, wie er sagt. Zugleich ging das Unternehmen dazu über, selbst zu produzieren. „Wir wollten einfach mehr Möglichkeiten im eigenen Haus haben“, so Katharina Brünnig mit Blick auf den Verzicht auf den bisherigen Lieferanten.
Zu diesem Zeitpunkt war auch ihr Ehemann als Geschäftsführer eingebunden und Gründer Jürgen Emptmeyer mittlerweile 70 Jahre alt.
Mit dem Vater war die Nachfolge einfach zu regeln. „Das ging Hand in Hand, wir sind da wirklich zusammengewachsen.“ Eine neue Kommissionierhalle habe er vor zwei Jahren noch als Projekt begleitet, jetzt schaue er von außen zu. Es sei sehr schön, dass ihr Vater erleben könne, wie sich das Unternehmen neu aufstelle, freut sich Brünnig. Auch das ist eine Facette bei einer Übergabe innerhalb der Familie.
Weiter wachsen
Wirtschaftlich ist das Unternehmen stabil – und es soll noch wachsen. Der erste Schritt dazu ist gemacht. Im Frühjahr wurde der Zerspanungsbetrieb Fried Ellemund GmbH aus Preußisch Oldendorf übernommen. Ein Glücksgriff aus Sicht der Brünnigs: Der Traditionsbetrieb hatte Ende 2024 Insolvenz anmelden müssen. „Wir haben das nach Ostern erfahren und die Übernahme innerhalb von drei bis vier Wochen abgewickelt“, berichten Katharina und Frank Brünnig. Die Zeit habe gedrängt, weil rund 20 Mitarbeitende längst ihre Kündigung erhalten hatten. „Wir haben denen ein Selfie von uns geschickt und allen geschrieben, dass es weitergeht. Wir können jetzt die Bandbreite unseres Angebots erhöhen und kommen unserem Ziel, alles aus einer Hand zu bieten, deutlich näher.“ Das neue Unternehmen ist nun ein weiteres Standbein.
Unterstützt wurde der Prozess von Jürgen Bruns-Coppenrath, Partner bei PKF WMS in Osnabrück und seit 2023 zusätzlich Geschäftsführer der ML Audit and Tax GmbH. „Seine Erfahrung, sein offenes Ohr und seine klaren Ratschläge haben uns in dieser bewegenden Zeit viel Sicherheit gegeben. Heute blicken wir mit Dankbarkeit auf diesen Weg zurück – und mit Freude und Zuversicht auf alles, was vor uns liegt“, sagt Frank Brünnig.